Coenen
coenen


Als erstes Mitglied der Familie Coenen trat in Zell Reinhard Coenen in Erscheinung, der von vor 1599 bis nach 1604 Deputierter der „Weltlichen Ständt" bei kurtrierischen Landtagen für die Stadt und das Amt Zell war. Geboren wurde er um 1560/65 in Klotten als Sohn des Reinhard Coenen (—1530- <1593/98), der von 1574 bis etwa 1590 das Amt des dortigen kurtrierischen Vogtes innehatte. Auch sein Großvater Valentin Coenen (~ 1490/95-<1552) läßt sich von etwa 1520 bis nach 1552 als kurtrierischer Vogt von Klotten nachweisen und hatte zugleich auch die Aufgabe des Schultheissen des Brauweiler Hofes übernommen. 1598 gehörte Reinhard Coenen (oder sein gleichnamiger Vater) noch zu den Himmeroder Lehnsleuten in Klotten, bewirtschaftete dort aber auch eigene Weingärten. Für 1607 ist er noch als Pächter der Mehlmühle in der Caderbach bei Klotten belegt. Unklar ist, ob er oder sein Vater auf der Klottener Salvatorglocke von 1593 genannt ist. Reinhard Coenen d. J. muß zwischen 1607 und 1624 verstorben sein. Mindestens zwei Söhne und eine Tochter sind bekannt. Die Nachkommen der 1654 bereits verstorbenen Johannetten Coenen aus Lüttich werden noch in der Steuerliste von 1654 in Zell aufgeführt, ebenso Georg Coenen (+ <1667), der zu diesem Zeitpunkt schon kurtrierischer Kellner in Saarburg war. Sein zweiter mit Clara Bohlen aus Daun vermählter Sohn Johann Valentin Coenen (—1595-1662) war von 1640-1662 kurtrierischer Schultheiss in Senheim. Letztere waren wiederum die Eltern des Heinrich Hartard Coenen (1623-1680) und der Johanna Coenen (—1622-1702), die sich mit Ludwig Krumpholtz vermählte, der 1662 von seinem Schwiegervater das Amt des kurtrierischen Schultheissen in Senheim übernahm und dieses Amt an seine Nachkommen vererbte. Heinrich Hartard Coenen kehrte um 1650 nach Zell zurück und übernahm dort vielleicht schon zwei Jahre später bis zu seinem Tode 1680 die Aufgabe des Spezialeinnehmers des Amtes Zell, war 1665 Bürgermeister von Zell und vertrat 1657, 1665, 1669 bis 1673 sowie 1680 die Stadt und das Amt Zell als Deputierter der „Weltlichen Ständt" im kurtrierischen Landtag. Verheiratet war er mit Elisabeth Maas (1633-1680), Tochter des kurtrierischen Kellners und Amtsverwalters von Zell Nikolaus Maas (—1590-1644).

Drei ihrer Söhne übernahmen wichtige Aufgaben in der kurtrierischen Verwaltung. Heinrich Ludwig Coenen (*11.3.1654, 1673 Baccalaureus in Trier, +20.2.1744) ist für 1710 als Zollschreiber in Engers und als Kammerrat bezeugt. Kurfürst Karl Joseph von Lothringen (1711-1715) ernannte ihn 1713 zum Hofrat. Später übernahm er auch noch das Amt des kurtrierischen Landrentmeisters. Vermählt war er mit Maria Veronika von Mariotte, der Tochter eines reichen Hüttenbesitzers. Unter Kurfürst Franz Georg von Schönborn (1729- 1756) wurde er um 1735 in den Adelstand erhoben. Sein Bruder Emmerich Coenen (*3.9.1656, 1673 Baccalaureus) war von 1681 bis 1688/89 kurfürstlicher Kellner in Zell, ehe er wie sein Vetter, der Amtsverwalter und Stadtschultheiss Johann Matthias Niesen, vor den Franzosen in den rechtsrheinischen Teil des Trierer Kurstaates flüchten mußte. 1700 wurde er kurfürstlicher Weihermeister, womit ihm die Aufsicht über alle staatliche Fischereien oblag. Für 1705 bis 1711 ist er als Münzschreiber der Koblenzer Münze belegt. Im Jahre 1711 erhielt er auch die Oberaufsicht über das kurtrierische Bauwesen. Zudem war er von 1711 bis 1722 Münzinspektor der Koblenzer Münze. 1715 wurde er zum Hofrat und 1718 zum Kammerrat ernannt. Vermählt war er mit Maria Catharina Heidrich aus Trier. Die Ehe blieb jedoch kinderlos. Er starb am 4.8.1727 und wurde in der St. Kastorkirche in Koblenz begraben, wo seine Grabplatte und sein Epitaph erhalten sind (1). Ein weiterer Bruder Johann Sebastian Coenen (*14.12.1666, 1688 Baccalaureus m Trier, +2.11.1732) übernahm um 1692 dessen Amt als kurfürstlicher Kellner von Zell und hatte es vier Jahrzehnte lang bis 1732 inne. Er war vermählt mit Maria Catharina Barings, die aus St. Vith stammte. Auf ihn folgte wohl sein Neffe, Franz Jodok Coenen, ler von 1732 bis 1776 kurfürstlicher Kellner in Zell war. Er verstarb 1776 und vurde in der Merler Kirche beigesetzt. Seine Grabplatte aus dunklem Marmor m Barockstil befindet sich heute im Wein- und Heimatmuseum der Stadt Zell.
Ihre Inschrift lautet:

IN
PIAM RECORDATIONEM
FRANCISCI JODOCI COENEN
SMI ELECTORIS TREVER:
CONSILIARII CAMERAE
ET CELLARII IN ZELL
CALEND: JULI : MDCCLXXVI
PIE DEFUNCTI POSUIT
EX FRATRE NEPOS
PETRUS FRANCISCVS.

Die Übersetzung dazu lautet:
„Zum frommen Andenken an Franz Jodok Coenen. Seiner Durchlaucht des Kurfürsten von Trier Geheimer Rat und Kellner in Zell, den l. Juli 1776 fromm verstorben. Errichtet vom Enkel des Bruders, Peter Franz (Coenen)."
Diese Platte war wohl der obere Teil eines Epitaphs, das früher in der Merler Kirche angebracht war. Zu der Eintra;ung des Sterbedatums im Kirchenbuch ergibt sich allerdings eine Diskrepanz 'von einem Monat. Die wörtliche Übersetzung lautet:
Am ersten Tag des Monats Juni 1776 ist nach Empfang der kirchlichen Sterbesakramente fromm vertorben der wohledle und altbekannte Herr Franz Jodok Coenen, Kellner des furchlauchtesten Kurfürsten, Geheimer Rat, Synodale der Pfarrkirche, begraben im Kloster in Merl, beerdigt durch den Pfarrer von Zell."
Da wir der Grabplatte mehr Gewicht beimessen müssen, ist davon auszugehen, daß bei der Eintragung des Sterbedatums dem Pastor von Zell ein kleiner Schreibfehler unterlaufen ist. Der Enkel seines Bruders, Franz Peter Coenen (1747-1821), der ihm die Tafel gesetzt hatte, übernahm von ihm das Amt des kurtrierischen Cellners (1776-1794) von Zell, nachdem er wenige Monate zuvor offenbar schon zum Amtsverwalter des Oberamtes Zell (mit Baldeneck) bestellt worden war und am 19.5.1776 Elisabeth de Lassaulx, die Tochter des Kammerrats Remigius le Lassaulx, in Zell geehelicht hatte. Für 1795 bis 1797 ist er noch als Kantonsverwalter belegt. Von 1801 bis 1803 war er darüber hinaus Bürgermeister von Zell und erwarb 1803 für 3800 Franken das Zeller Schloß. Später zog er sich aus Zell zurück und starb am 9.6.1821 in Wehlen. Er war wohl der letzte Coenen in Zell. Auch die Nachkommen des Heinrich Ludwig von Coenen lassen sich nur bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Koblenz-Ehrenbreitstein nachweisen. Der Sohn Johann Hugo von Coenen (1710-1788) war 1759 Kammerrat, dessen ältester Sohn Johann Anton von Coenen (*1753) 1789 Hofkammerrat und Kriegskommissar. 1802 zog er nach Wien, kehrte jedoch später zurück und erlangte eine Wiederanstellung als Kriegskommissar, nun allerdings in nassauischen Diensten. Er starb aber bereits im Jahre 1805.


(1) Seine Grabplatte ist im Fußboden des Hauptschiffes an der Südseite und sein Epitaph aus schwar-
zen Marmor an der nördlichen Innenwand eingelassen. An den Ecken der Platte befinden sich die
Wappen Coenen, Maas, Bolen und Kayser.

Quelle: Gilles, Geschichte der Stadt Zell