Maas
maas

Im Laufe des 17. und frühen 18. Jahrhundert finden wir in der Verwaltung des Amtes Zell mehrere Mitglieder der Familie Maas, die allerdings drei verschiedenen Familien aus St. Aldegund, Lutzerath und Eller angehörten. Der Aldegunder Zweig der Familie Maas (auch Maes, Maigs, Maegs) läßt sich bis auf Matthias Maas (*~1505) zurückführen, der 1564 als Deputierter der „weltlichen Ständt" die Niederpflege des Amtes Zell auf dem kurtrierischen Landtag vertrat. Dessen Sohn Nikolaus Maas (~1530-<1592) befand sich, wie wir aus den Akten von zwei Prozessen am Reichskammergericht in Wetzlar wissen, des öfteren mit der kurtrierischen Verwaltung und dem Kellner in Zell im Streit, teils wegen Rechtsverweigerung des Hofgerichtes zu Wittlich, teils wegen seiner Gefangenhaltung und Bestrafung infolge seiner Berufung an das Reichskammergericht wegen der oben genannten Rechtsverweigerung (1). Sein Sohn Paul Maas (~1560- <1624), heiratete Agnes Lehmen, eine Tochter (?) oder Schwester des Mattheiser Hofmannes in Kaimt sowie Urenkelin des Zeller Amtskellners Johann (von) Lehmen. Ihr um 1590 in St. Aldegund geborener Sohn Nikolaus Maas wurde am 12.3.1620 zum kurtrierischen Kellner (2) und Amtsverwalter des Amtes Zell ernannt. Zuvor war er Gerichtsschreiber und Notar zu Ediger (3). Im März 1620 und Februar/März 1621 war er Deputierter der „weltlichen Ständt" für die Niederpflege des Amtes Zell im kurtrierischen Landtag. Vermählt war er mit Dorothea Kayser, einer Tochter des Benedikt Kayser, dem Generaleinnehmer in Obererzstift. Bei der Judenverfolgung des Jahres 1635 ließ er die Vermögen der getöteten bzw. vertriebenen Juden einziehen. Wegen einer daraus abgeleiteten Verletzung der kurfürstlichen Regalien wurde sein Vermögen (bzw. das seiner Erben) nach Rückkehr des Kurfürsten Philipp Christoph aus seiner Gefangenschaft im Jahre 1645 konfisziert und aufgrund eines Vergleiches mit dem Soeternschen Fiedeikommiß zu rund einem Drittel einbehalten.

Im Jahre 1639 stiftete Nikolaus Maas in der Kirche auf der Marienburg einen steinernen Nebenaltar, der folgende Inschrift trug:
„DER EHRENVEST NICOLAVS MAES CHVR-
TRIERISCHER KELNER VD SCHEFFEN ZV
ZELL, DER ADLICH GOTSHEVSER SPRING-
KIRSCHBACH VND STVBEN SECRETARIVS
VND DOROTHEA KEISERIN EHELEVTH
HABEN DER H. DREYFALTIG-EIT
MARIAE MVTTER GOTTES, SS. SEBAS-
TIANI ET ROCHI VND ANDE-EN HEILI-
GEN ZV EHREN, DER KIRCHEN ZV
ZIR VND ABVERSTORBENEN KINDEREN
ZV TROST DIESEN ALTAR VFRICHTEN
LASSEN ANNO 1639."

]. Clausen (4) führt weiter aus: „Ober dieser Inschrift auf der Staffeley zur Linken des Betrachters kniet der Vater (Stifter] mit drei Söhnen in proportionierten Statuen; zur Rechten ist die Mutter mit acht Töchtern in Stein gehauen und nach Mode derselben Zeit ehrbar gekleidet". Um 1785 wurde der Altar von seinem Urururenkel, dem Amtsverwalter des kurtrierischen Oberamtes Zell, Franz Peter Coenen (1747-1821) „illuminiert". Während der Säkularisation wurde der Altar zerstört. Möglicherweise ist ein im Vorraum der heutigen Kirche sichtbar verbautes Wappen, das große Ähnlichkeiten mit dem der Familie Maas aufweist, noch Teil jenes Altars. Nahezu identische Wappen der Familie Maas finden wir auf dem Roltz-Epitaph von St. Aldegund (nach 1601), auf dem Epitaph seines Enkels Emmerich Coenen (+ 1727) in der St. Kastorkirche in Koblenz sowie im rechten Teil eines Allianzwappens auf einer Takenplatte des Johann Heinrich Goebel und der Anna Maria Margaretha Maas (5).

maas-nik

Nach der Steuerliste des Jahres 1624 war Nikolaus Maas der reichste Bürger von Zell. Er besaß Häuser in Zell und St. Aldegund, Weinberge in Zell, Merl, Briedel und Cochem, Wiesen und Gärten zu Zell, Cochem und Aldegund. Er starb wohl Ende Juni 1644, da er am 14.7.1644 als abgelebt bezeichnet wird und sein Schwiegersohn Georg Adam Niesen (~1610-<1663) spätestens im August 1644 seine Nachfolge als kurtrierischer Keller und wohl auch Amtsverwalter von Zell angetreten hatte. Georg Adam Niesen hatte schon vor 1640 die um 1619 noch in Aldegund geborene Tochter Maria Maas geheiratet. Beide hatten neun Kinder, von denen ein Teil wiederum in der kurtrierischen Verwaltung Fuß faßte (vgl. Niesen). Die am 20.3.1626 in Zell geborene Tochter Anna Maria Margaretha Maas ehelichte um 1644 Dr. Johann Heinrich Goebel, den Stadtschultheiss von Trier, Hofrat und kaiserlichen Rat. Ihre Söhne waren Carl Caspar Goebel (1654-1725), Kanonikus von St. Simeon in Trier und Professor Dr. iur. der Universität Trier und Johann Emmerich Goebel (1657-1698) Dr. iur. utr., Hofrat, Schöffe und Bürgermeister von Trier. Die Tochter Gertrud Margaretha Goebel war vermählt mit Professor Dr. Johann Jacob Umbscheiden, Hofsekretär und Bürgermeister von Trier. Eine weitere am 24.6.1629 in Zell geborene Tochter des Nikolaus Maas, Dorothea, heiratete den kurtrierischen Amtsverwalter und Kellner von Daun, Heinrich Ludwig Bohlen, deren Nachkommen ebenfalls noch über Generationen das Amt des kurtrierischen Kellners und Amtsverwalters in Daun, aber auch in Ulmen und Schönberg übernahmen. Die jüngste, in Zell am 16.2.1633 geborene Tochter ehelichte Heinrich Hartard Coenen, deren Nachkommen ebenfalls zahlreiche einflußreiche Ämter in der kurtrierischen Verwaltung innehatten (vgl. Coenen). Nikolaus` Maas gleichnamiger um 1615 in St. Aldegund geborener Sohn übernahm bereits vor 1647 bis um 1680 die Aufgabe des kurtrierischen Vogtes von St. Aldegund und war zugleich, wie Jahre zuvor sein Vater, auch Gerichtsschreiber zu Ediger. 1654 - 1667 war er der Hauptsteuerzahler in St. Aldegund (6). Sein Enkel Hubert Maas (~1665->1742) war Synodale und Heustenvogt in Aldegund. Nikolaus Maas Ehefrau Dorothea erscheint noch in der Zeller Steuerliste von 1654. Sein Bruder könnte Martin Maas (~1590/95-<1624) gewesen sein, der 1624 das Amt des kurtrierischen Vogtes in Neef innehatte.

Offenbar nicht näher verwandt mit der Kellnerfamilie Maas war ein weiterer Nikolaus Maas, der als Sohn des Jacob Maas, Gerichtsschöffe in Lutzerath, bezeugt ist. Er vermählte sich mit Catharina Friderichs und war von etwa 1644/46 bis um 1650 kurtrierischer Stadtschultheiss von Zell, 1671 Bürgermeister von Zell sowie im Mai/Juni 1654 und im Januar 1671 für die Stadt bzw. das Amt Zell der Deputierte der „Weltlichen Ständt" auf dem kurtrierischen Landtag. Von etwa 1645 bis nach 1671 war er Schöffe am Zeller Stadtgericht und zwischen 1654 und 1671 auch Mitglied des dortigen Rates. Er zählte zu den begüteteren Bürgern von Zell und besaß nach der Steuerliste von 1654 drei Häuser und eine Mühle in Zell sowie weitere Güter in Lutzerath. Ihr am 6.8.1640 in Zell geborener Sohn Georg Adam ist von 1678 bis 1688 in Zell als Frühmesser nachgewiesen, ein zweiter Sohn namens Johann (*20.1.1643 in Zell) war um 1691 Stadtrat in Zell, 1698 Stadtschultheiss, Notar und Schreiber von Zell und übernahm im Jahre 1700 bis 1719 auch die Aufgabe des kurtrierischen Amtsverwalters von Zell und Baldeneck. Er starb am 24.9.1720.

Aus Eller stammte mit Johann Georg Maas (1744-1800) ein weiterer einflußreicher Vertreter der Familie Maas. Er ehelichte 1767 Anna Maria Melchior (*4.11.1746), Tochter des Altbürgermeisters Johann Peter Melchior und der Anna Maria Kayser. Später war er mehrfach Bürgermeister von Zell (1784, 1789, 1798-1800), Gerichtsschreiber von 1794-1800, Deputierter des kurtrierischen Landtags (1791/92), Stadtrat und Schöffe.

Deren Sohn Franz Peter ( *21.2.1784) ehelichte am 14.8.1809 Anna Maria Benedikta Reineri (*29.9.1786), eine Tochter des letzten kurtrierischen Spezialeinnahmers und Gerichtsschreibers Beneditk Reineri ( vgl. Reineri). Er wurde am 26.12.1812 durch kaiserliches Dekret Napoleons zum Steuereinnehmer der Mairie Zell auf Lebenszeit ernannt. Nach Auseinandersetzungen mit dem fehdelustigen Landrat Johann Friedrich Alexander Moritz wurde er wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten von seinem Amt entbunden, später nach einer gerichtlichen Untersuchung jedoch voll rehabilitiert und in sein Amt wieder eingesetzt. Der Landrat mußte seine Entschädigungsansprüche, die in einem Vergleich auf 5.500 Reichstaler festgelegt wurden, begleichen. (7)

 


(1) LHA 56/1352f.
(2) LHA l C 45 S. 2186.
(3) LHA l C 12993 = 13.7.1618; LHA 655,9 ?.15 = 23.7.1620.
(4) Die Marienburg (Trier 1903) 58f.
(5) D. Pesch, Herdgußplatten. Führer und Schriften des rheinischen Freilichtmuseums und Landes museums für Volkskunde in Kommern Nr, 23 (Köln 1982) 116 Nr. 79.
(6) 15.3.1647 (LHA l C 12994)
(7) (Vgl. O.Münster, Jahrbuch Kreis Cochem-Zell 1987)

Quelle: Gilles, Die Geschichte der Stadt Zell