Reineri
reineri


Matthias Reineri ist der Begründer der Zeller bzw. Kaimter Familie Reineri. Geboren wurde er um 1600 in Pünderich als Sohn des Schöffen Johann Reineri und der Margaretha, die 1624 die größten Steuerzahler von Pünderich waren. 1624 lebte Matthias bereits in Kaimt und hatte sich zu diesem Zeitpunkt wohl schon mit der um 1602 geborenen Margaretha Hensel vermählt, einer Tochter des Matthias Hensel (+ 1615), Verwalter des Wadgassener Klosterhofes, und der Elisabeth (von) Senheim. Bereits 1625 hatte er die Aufgabe des Wadgassener Hofmannes von Matthias Hees und spätestens 1628 das Amt des Stadtschreibers von Zell übernommen
(1), zugleich war er kaiserlicher Notar, (Stadt)Rat und Schöffe. Ab 1642 können wir ihn bis nach 1660 auch als Gerichtsschreiber von Zell fassen(2).1639 läßt er sich erstmals auch als Deputierter der „Weltlichen Ständt" bei kurtrierischen Landtagen für die Stadt Zell nachweisen. Eine frühere Teilnahme an einem Landtag ist nicht auszuschließen, da die Protokolle der Landtage von 1635-1638 nicht vorliegen. Mit kürzeren Unterbrechungen gehörte er dieser Versammlung von 1639 bis 1668 an. Seine Teilnahme ist belegt für Juli 1639, Juli 1640, Sept. 1641, Okt. 1642, Okt. 1643, Mai und Juli 1645, Dez. 1645/Jan. 1646, Mai/Juni 1646, März/April 1648, Juli/Äug. 1649, Aug./Sept. 1650, Febr./März 1651, Juni 1652, Mai/Juni 1654, Juli 1654, März/April 1659, März/April 1660, März/April und Sept. 1662,
Juli 1663, Febr. 1664, Nov./Dez. 1665, Juli 1666, Jan./Febr. 1668
(3). Am 31.5.1662 wurde er zum letzten Mal zum Villicus des Wadgassener Hofes bestellt, ein
Amt, das er 1666 an seinen Sohn Nicolaus abgab. 1654, 1663 und 1667 war Matthias Reineri der Hauptsteuerzahler von Kaimt. 1654 besaß er u. a. Häuser oder Anteile davon in Pünderich (mit Kelterhaus), in Briedel, in Senheim, in Merl, in Zell (mit Kelterhaus), Gärten in Kaimt, in Pünderich und Briedel,
Weinberge (ca. 25 000 - 30 000 Stock) zu Kaimt, Pünderich, Burg, Briedel, Zell und Senheim sowie Wiesen in Kaimt und Pünderich und Ackerland zu Pünderich. 1663 zahlte er Steuern für je zwei Knechte und Mägde, einen halben Pflug, 8 Kühe und 20 Schafe. Matthias Reineri starb wie seine Frau nach 1668.


Auf einem Türstein in Pünderich (datiert 1579) ist die Hausmarke seines Großvaters, Johann Reineri erhalten. Matthias Reineri war wohl auch ein Nachkomme (Urururenkel) von Niklas Kayser (1470-1569), kaiserlicher Hauptmann im Türkenkrieg und kurtrierischer Vogt in Cochem, von Niklas Kayser (~1495- <1569), > 1557-1569 kurtrierischer Vogt in Cochem und von Franz Kayser (~1520-<1547), kurtrierischer Zollschreiber in Cochem. Die Verwandtschaft läßt sich daraus erschließen, daß der Aldegunder Vogt Niclas Roltz (—1540- 1601), wie sein in der dortigen Kirche errichtetes Epitaph zu erkennen gibt, nach 1573 in 2. Ehe eine Gertrud Kayser heiratete
(4) und nach dem Tod seiner Tochter aus l. Ehe, Catharina (1580), eine Anna Reiners (Reineri), die Nichte seiner zweiten Ehefrau, „adoptierte", die ebenfalls früh im Jahre 1590 verstarb. Diese Nichte müßte eine Tante von Matthias Reineri, also eine Schwester seines Vaters Johann Reineri, gewesen sein, so daß seine Großmutter ebenfalls eine Kayser, vermutlich eine Schwester des Franz Kayser (1544-1603) war, der von etwa 1575 bis 1603 das Amt des kurtrierischen Kellners von Cochem innehatte.
Matthias Reineri und Margaretha Hensel hatten mindestens acht Kinder. Die älteste im August 1625 in Kaimt geborene Tochter Anna Maria heiratete um
1646 Nikolaus Illgen (*8.9.1624 in Merl), den Sohn des Johann Illgen, kurfürstlicher Hofmann in Merl. 1668 und 1688 war Nikolaus Illgen Bürgermeister von Merl, zugleich auch Schöffe und Synodale. Darüber hinaus war er 1667 und 1684 der größte Steuerzahler von Merl.

Matthias' Sohn Wilhelm (*16.5.1627) wurde Pastor von Pünderich, wo er am 17.8.1702 verstarb. Ein weiterer Sohn Matthias (*23.4.1630) wurde ebenfalls Priester und war Pastor in Reilkirch und zugleich Rektor der Kapelle in Senhals. Er starb allerdings schon am 28.5.1667. Der im August 1636 geborene Johann Reineri eiferte dagegen seinem Vater als kurtrierischer Beamter nach.
1667 ist er als Stadtbürgermeister von Zell nachgewiesen, dem Rat der Stadt Zell gehörte er schon vor 1666 bis nach 1688 an. Weiter kennen wir ihn von
1676 bis nach 1689 als Stadtschreiber von Zell, von vor 1667 bis nach 1685 als Schöffe am Stadtgericht Zell, um 1698 auch als Gerichtsschreiber von Zell sowie in den Jahren 1667, 1676/77 sowie 1681 bis nach 1688 als Zeller Deputierten der „Weltlichen Ständt" bei kurtrierischen Landtagen. Den Höhepunkt seiner Laufbahn, die wohl die seines Vaters noch übertraf, war die Berufung zum Amtsverwalter (Vicesatrap) des kurtrierischen Amtes Zell vor 1692, eine Aufgabe, die er bis zu seinem Tode am 12.5.1699 innehatte. Wahrscheinlich war dieses Amt mit dem des Stadtschultheissen von Zell verknüpft, als welcher er zumindest für 1694 bezeugt ist. Vermählt war Johann Reineri mit Anna Margaretha, einer Tochter des kurtrierischen Kellners (und Amtsverwalters ?)
von Zell Georg Adam Niesen (~1610-<1663), der wiederum mit einer Tochter des Kellners und Amtsverwalters Nikolaus Maas verheiratet war (vgl. Niesen/Maas). Christina (*2.6.1669), eine Tochter des Johann Reineri und der Anna Margaretha Niesen, war seit 1699 die Ehefrau des Johann Wilhelm Berg (~1670- 1732), dem Stadtbürgermeister von Zell im Jahre 1703, Stadtrat, Schöffen, Deputierten der „Weltlichen Ständt" für die Stadt und das Amt Zell im kurtrie-
rischen Landtag (1702/03) und Amtsverwalter der kurtrierischen Ämter Zell und Baldeneck von 1719 bis 1732. Zwei ihrer Söhne, Johann Sebastian (1701- 1752) und Heinrich Josef Berg (1709-1773), waren von 1747 bis 1752 bzw. 1752 bis 1773 Dechanten des Marienstiftes in Prüm.

Der jüngste Sohn von Matthias Reineri und der Margaretha Hensel war der am 17.7.1639 in Kaimt geborene Nikolaus Reineri, Stadtrat (>1684-<1701), Schöffe am Stadtgericht Zell (>1686-<1708) und Synodale (>1688-<1708). Er übernahm 1666 von seinem Vater die Aufgabe des Hofverwalters des Wadgassener
Klosterhofes, ein Amt das er erst im Jahre 1704 an seinen Sohn Johannes weitergeben sollte
(5). 1684 war er Vorsteher von Kaimt, von vor 1695 bis nach 1702 auch Stadtschreiber von Zell sowie 1701 Deputierter der „Weltlichen Ständt" der Stadt Zell beim kurtrierischen Landtag. Vermählt war er mit Maria Berres , die ihm 15 Kinder schenkte. Er starb am 12.1.1713. Zwei ihrer Söhne Hugo Friedrich und Peter studierten 1692 bzw. 1706/07 in Trier. Der am 10.4.1669
geborene Sohn Johann Reineri wurde vor 1703 Stadtschreiber und Steuereinnehmer des Amtes Zell, eine Aufgabe, die er bis zu seinem Tode am 21.4.1739
weiterführen sollte. 1704 war er auch Nachfolger seines Vaters als Hofmann des Wadgassener Klosterhofes geworden. Von vor 1712 bis 1739 war er Mitglied des Stadtrats, 1703 auch Schöffe am Stadtgericht und spätestens ab 1712 bis 1738 Deputierter der „Weltlichen Ständt" für die Stadt Zell bei kurtrieri-
schen Landtagen. Er war mit Eva Christina Reuß (aus Reil ?) vermählt. Den Eheleuten wurden 12 Kinder geboren, von denen Johann Sebastian 1733/34 in
Trier studierte. Die Tochter Anna Margaretha (*14.4.1711) heiratete am 10.8.1734 den Johann Doll, Sohn des Cochem Gerichtsschöffen Josef Doll. Jo-
hann Doll übernahm 1739 die Verwaltung des Wadgassener Klosterhofes, mußte diese Aufgabe aber im Jahre 1762 an seinen jüngsten Schwager abgeben.
Jener war der am 22.12.1725 geborene Benedikt Philipp Karl Konrad, welcher 1746 an der juristischen Fakultät in Trier eingeschrieben war. 1762 wurde er
Hofverwalter des Wadgassener Klosterhofes. Wenig später war er auch von etwa 1763/4 bis 1794 Gerichtsschreiber in Zell, daneben von 1767 bis 1776
Stadtschreiber, von vor 1778 bis 1788 Stadtrat, von vor 1765 bis 1794 Gerichtsschöffe sowie im Jahre 1767 und 1776 bis 1794 Spezialeinnehmer des Amtes Zell. Seine erste im Jahre 1766 geschlossene Ehe mit Magdalena Hovius (+ 1781) blieb kinderlos. Am 18.2.1783 heiratete er Scholastika la Grange aus Prüm, die ihm fünf Kinder schenkte. Sie übernahm nach Benedikts Tod am
1.3.1794 bis zur Säkularisation auch die Aufgabe der Erbbeständerin des Wadgassener Klosterhofes
(6). Tochter Anna Maria Clara (*26.8.1784 in Prüm) ver-
mählte sich am 26.7.1804 mit Carl Ludwig Müller (1778-1842), der bis 1812 in Zell kaiserlicher Steuereinnehmer, ab 1815 bis zu seinem Tode königlicher Gerichtsschreiber war. Ihr Sohn Franz Friedrich Müller (1812-1856) vertrat die Region 1849/50 im preußischen Landtag
(7). Die zweite Tochter Anna Maria Benedikta (*29.9.1786 in Kaimt) ehelichte am 14.8.1809 Franz Peter Maas (* 21.2.1784), den Sohn des früheren Bürgermeisters Johann Georg Maas. Franz Peter wurde am 26.12.1812 durch kaiserliches Dekret Napoleons zum Steuereinnehmer der Mairie Zell auf Lebenszeit ernannt und damit Nachfolger seines Schwagers Carl Ludwig Müller. (8) (siehe auch Familie Maas).

(1) 28.9.1628 = LHA 56/181
(2) StATr L 1/3 und 4 sowie 10/18
(3) StATr L 1/3-5, Hontheim III 631, 669 u. 693.
(4) Vgl. Aachener Kunstblätter 18,1958, 70ff.
(5) LHAAbt. 218 Nr. 752.
(6) LHA Abt. 218 Nr. 75 2.
(7) Vgl. H. G. Böse, Jahrbuch Cochem-Zell 1995, 244ff.
(8) Zur weiteren Geschichte der Familie Reineri vgl. 0. Münster, Zeller Heimathefte 2,1983, 43f.

 

Quelle: Gilles, Die Geschichte der Stadt Zell