Das Rittergeschlecht und die Familie
(von) Senheim (Zell und Briedel)
Dr. Karl-Josef Gilles
Neben dem Rittergeschlecht von Senheim, das
zum niederen Adel zählte und deren Mitglieder
im späten Mittelalter auf zahlreichen Burgen als
Burgmannen, aber auch als Verwalter der Vogtei Senheim auftreten, erscheint ab dem frühen
16. Jahrhundert in der hurtrierischen Verwal
tung immer häufiger eine Familie (von) Senheim, die bald größten Einfluß erreichen und
deren Mitglieder bis zum Amt eines kurtrierischen Kanzlers aufsteigen sollten. Zudem hatte
die Familie auch zahlreiche Geistliche, darunter
einen Trierer Weihbischof, hervorgebracht.
Obwohl nicht ganz auszuschließen, ist es bisher nicht gelungen, verwandtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Familien aufzuzeigen.
Die Ritter von Senheim
Bereits 1189 treten mit den Brüdern Winand,
Albero, Emecho (Hemethon) und Her(e)bert die
ersten Ritter von Senheim als Zeuge in einer
Urkunde (MRR II, 173) auf, in der der Erzbischof
Philipp von Köln die Gemahlin des Pfalzgrafen
Konrad und ihre Tochter mit der Burg Stahleck
bei Bacharach belehnt. Für dasselbe Jahr erfahren wir, daß der dort genannte Emecho mit
anderen die Vogtei zu Brodenbach besitzt (MRR
II, 169). Im Jahre 1204 verzichtet Herebert von
Senheim, der Bruder des 1189 genannten Albero, der inzwischen auf einem Kreuzzug verstorben war, mit seinen Söhnen Herebert d. J.,
Winand, Friedrich und Albero auf die Ansprüche
der dem Kloster Himmerod von Albero geschenkten Güter (MRR II, 271). Albero der Jüngere
erscheint noch im selben Jahr als Vogt von
Senheim sowie auf Baldeneck.
Rund 50 Jahre später ist für 1251 ein Friedrich
von Senheim als Senheimer Vogt bezeugt. Im
Jahre 1287 erklären ein Ritter Herebert von
Senheim und seine Angehörigen, daß sie kein
Recht auf die Hälfte des Zehnten zu Sensweiler
(Kreis Birkenfeld) hätten, da diese vielmehr
dem Kloster Fraulautem gehöre. Im Jahre 1304enkt ein Vogt Friedrich von Senheim dem
Kloster Himmerod Güter zu Senheim und Ediger. Ein Jahr später wird ein Ritter Simon von
Senheim, ein kaiserlicher Ministeriale, unterden
Edelschöffen der Stadt Boppard genannt. Im
Jahre 1311 stiftet schließlich ein Franco von
Senheim dem Kloster St. Matthias die Zinsen
von einem Weinberg bei St. Symphorian bei
Trier für ein Jahrgedächtnis, das nach dem
Memoirenbuch von St. Matthias jährlich am 1.
Januar und am 1. Dezember abgehalten wurde.
Für das Jahr 1317 ist ein Hermann, der Sohn
Winands von Senheim, als Vogt von Senheim
bezeugt. Derselbe Hermann wird in einer Urkunde des Klosters Stubens im Jahre 1320 als „Ritter von Senheim, genannt Sunder", überliefert. Er ist wohl identisch mit dem Senheimer
Vogt Hermann Sunder, den Wilhelm Herr zu
Malberg 1348 „zum Mannen um die Summe von
12 Gulden gewinnt". Hermann ist somit vermutlich der Begründer des Geschlechtes der Sunder von Senheim, das das der Ritter von Senheim im frühen 15. Jahrhundert zunehmend
verdrängt. Daß die Sunder von Senheim und
die Ritter von Senheim von einer Familie abstammen, ist auch daran zu erkennen, daß
beide drei Löwen in ihrem Wappen führen.
1322 übergibt der Ritter Otto von Senheim sein
Burghaus an der Klingelbach in Senheim Erzbischof Balduin (1307-1354) zum Lehen. Dieses
Burghaus war wahrscheinlich die Stammburg
der Ritter von Senheim. Drei Jahre später erscheint ein Heinrich von Senheim als Burgmann
auf der Baldeneck. 1334/35 erhält der obengenannte Otto von Senheim von Erzbischof Balduin mit Zustimmung des Domkapitels zwei
Wingerte im Hamm bei dem Minoritenkloster in
Merl, wohingegen er ihm sein Gut und seine
Leibeigenen zu Hontheim, Dune und Oberker überläßt, d. h. zum Lehen macht und er ebenfalls Burgmann in Baldeneck wird.
Für ein weitreichendes Betätigungsfeld der Ritterfamilie spricht auch, daß 1341 ein Ritter Stefan Senheim von der kurtrierischen Rechungskammer 20 Silbergroschen als Ersatz für
ein Pferd erhält, das er 1340 in einem Krieg
Balduins gegen Walram von Sponheim und
Sylvester von Dune verloren hatte. 1367 ist ein
Ritter Nicias der Jüngere von Senheim als Burgmann auf der Burg Kastellaun belegt. 1408
erscheint schließlich als Vogt ein Ritter Johann
von Senheim, dessen Schwester Hille von Senheim in einem Kloster in Andernach lebt. Als
weitere Vögte sind neben den Sunder von Sen-
heim im 15. Jahrhundert nur noch Clais von
Senheim (1413/1444) und Johann von Senheim (1452) überliefert.
Die Familie hatte auch einige Geistliche hervorgebracht, darunter Friedrich von Senheim, der
1359 als 22. Abt der Abtei Brauweiler stirbt,
nachdem er der Abtei rund 38 Jahre lang vorgestanden hatte.
Begiebig ließe sich die Aufzählung von Daten
und Fakten zu den Rittern von Senheim fortsetzen. Immerhin geht aus den verschiedenen
Nachrichten, denen zwar nur wenige erwähnenswerte Einzelheiten zu entnehmen sind,
hervor, daß die Ritter von Senheim ein weitverbreitetes Geschlecht waren, das vor allem im
Hunsrück und am Rhein zahlreiche Burgmannen stellte und zeitweise die Vogtei in Senheim
verwaltete. Bis heute ist allerdings nicht geklärt,
wieso die Ritter von Senheim um die Mitte des
15. Jahrhunderts für immer aus den Schriftquellen verschwinden. Es ist nicht auszuschließen,
daß sich die Familie durch „nicht standesgemäße" Eheschließungen „ins Bürgerliche verlor".
Für diesen Fall wären aber verwandtschaftliche
Beziehungen zur kurtrierischen Beamtenfamilie (von) Senheim naheliegend.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint
nämlich ein Johann von Senheim, der 1480
noch einen Hof in Winningen hatte (LHA Eltester S. 74). Seine Tochter Vygen von Senheim
war mit Hans von Ymsheim vermählt, der 1482
in Senheim Besitz hatte und dessen Familie
dort schon längere Zeit wohnte. Eine zweite
Tochter Catharina von Senheim war um 1480
mit einem Gyselbrecht von Myden (Müden)
verheiratet. Ein möglicher Sohn, dessen Name
nicht bekannt ist (vielleicht auch Johann), könnte der Vater von Georg (von) Senheim und
Johann (von) Senheim gewesen sein, die beide
im kurtrierischen Amt Zell als Kellner wirkten
und eine einflußreiche kurtrierische Beamtenfamilie begründeten.
Die kurtrierische Beamtenfamilie (von)
Senheim
Georg (von) Senheim wurde um 1483 vermutlich in Senheim geboren, besuchte die Universität Trier und legte am 17.2.1502 unter dem
Dekan Johann von Enen (späterer Weihbischof
von Trier 1517-19) das Baccalareat ab. Am
18.6.1503 erwarb er unter dem Dekan Matthias
Sarburg den Magister. Vermutlich übernimmt er
um 1510 in Zell die Aufgabe des kurtrierischen
Amtskellners, vielleicht von Johann von Lehmen, der zumindest in den 90er Jahren des 15.
Jahrhunderts dort dieses Amt innehatte. Den
Höhepunkt seines Lebens stellte wohl der Besuch Kaiser Maximilians l. (1493-1519) im Jahre 1512 dar, als jener auf dem Weg zu dem nach
Trier einberufenen Reichstag vom 7. auf den 8.
März im Zeller Kellnereigebäude übernachtete.
Im Bericht des kurfürstlichen Sekretärs Peter
Maier heißt es: „Trier (gemeint ist Kurfürst Richard von Greiffenklau 1511-1531) hat seiner
Majestät ein Fuder (Zeller) Wein thun schenken. Dagegen hat ihre Majestät dem Kellner
daselbst, Jörgen Senheim, 6 und seyner Frawen 1 Gulden geschenkt. ... Bei dem Kaiser
seyn gewest: Pfalzgraf Friedrich, Herzog Ulrich
von Württemberg, Herzog von Braunschweig,
Zollern, Mansfeld, Monfort, Nassau, Büdingen
und vil Grafen und Herren. Syn Majestät hat
ungeverlich bei ihr gehabt an die 400 Pferde."
Georg Senheims letzte Kellereiabrechnng liegt
für das Jahr 1529 vor und wurde am 14.6.1531
in Pfalzel geprüft (LHA 1 C 6692). Danach ist er
vielleicht verstorben, oder er übernahm ein anderes, uns noch unbekanntes Amt in der kurtrierischen Verwaltung. Sein Nachfolger wird spätestens im Jahre 1532 sein um 1490 geborener
Bruder Johann (von) Senheim, der erstmals
1528 in Erscheinung tritt, als er mit einem Weinberg in Merl genannt „Biest" belehnt wird. Er ist
der Miterbauer des Zeller Schlosses, wo seine
Hausmarke mehrfach am rückwärtigen wie am
vorderen Flügel, darunter auch in der Wappentafel (1543) des Kurfürsten Johann von Hagen
(1540-1547) sowie auf den Fensterpfeilern, erhalten ist, ebenso an der Moselseite des 1532 in
Zeller errichteten „Casparyhauses". Offenbar
scheint er noch weitere Gebäude in Zell errichtet zu haben. Eine Zeugenaussage des Gabriel
(von) Merl, „Bürger und Ratsgenosse zu Coblenz" und Vetter von Senheims Schwiegertochter Margaretha Eschenfelder, vom
26.9.1580 in einem Reichskammergerichtsprozeß zwischen dem Trierer Kurfürsten und der
Ritterschaft ist in diesem Zusammenhang nicht
uninteressant. „...Das vierte Siegel sagt Zeug,
sei weiland Johannes Senheim, Kellners zu
Zell, seins, denn zu Zell hab derselbe vier neue
Häuser gebaut und vor allen vier Häusern finde
man dasselbe Mark in roten Stein gehauen, das
er in diesem Siegel gebraucht und sein Sohn
Jörgen (= Georg) von Senheim, Schultheiß zu
Zell, gebrauche es noch..." (LHA 56 Nr. 2991 S.
177).
Nach dem 6.2.1556, zu diesem Zeitpunkt war er
66 Jahre alt (LHA 56 Nr. 663), ist er verstorben
oder hat zumindest sein Amt aufgegeben. Der
nächste Zeller Amtskellner ist mit Johann von
Hontheim erst wieder zehn Jahre später für das
Jahr 1566 (LHA 1 A 6692) belegt.
Johann (von) Senheim, dessen Gemahlin bisher unbekannt ist, hatte mindestens zwei Söhne. Der ältere Johann (von) Senheim war um
1515/20 in Zell geboren, wo er ab 12.4.1554 das
Amt des kurtrierischen Stadtschultheißen übernahm (LHA 1 C 32 S. 861), nachdem sein
Vorgänger Friedrich Schienen, der Bruder des
Trierer Weihbischofs Nikolaus Schienen (1519-
1556) und Sohn des früheren Zeller Stadtschult-
heißen Jacob Schienen verstorben war. Wie
lange Johann dieses Amt bekleidete, ist nicht
bekannt. Vermutlich ging er schon bald nach
1560 nach Koblenz, um dort ein höher gestelltes Amt in der kurtrierischen Verwaltung zuübernehmen. Sein Nachfolger als Zeller Stadtschultheiß wird sein jüngerer, um 1520 ebenfalls in Zell geborener Bruder Georg (von) Senheim, der dieses Amt zumindest vor dem 26.9.1580 innehatte, allerdings bereits am
17.1.1582 verstarb (LHA 1 C41).
Johann (von) Senheim der Jüngere war mit
Margaretha Eschenfelder, der Tochter des
Bopparder Zollschreibers und Amtmannes und
späteren Landrentmeister Christoph Eschenfelder (ca. 1480-1557) verheiratet. Ihr ältester
Sohn Friedrich (von) Senheim (* um 1542 in
Zell, + um 1606 in Koblenz) leistete am 13.9.1562
in Koblenz den Bürgereid und wurde kurtrierischer Hochgerichtsschöffe und Schöffe. 1572
und 1587 war er in Koblenz Baumeister, 1577
Steuereinnehmer, 1582 und 1590 Rentmeister,
1579 Hospitalmeister und 1580 schließlich Bürgermeister dieser Stadt. Verheiratet war er mit
Anna Solenmacher von Neuss. Ihre Söhne
waren Hans Richard von Senheim (1602 Kanoniker in St. Florin zu Koblenz, 1605 Kellner zu
St. Florin), Dr. iur. Johann (von) Senheim (1599
bis nach 1605 Assessor am Koblenzer Hofgericht) und Dr. med. Dr. iur. Arnold von Senheim
(kurtrierischer Rat, 1630 geadelt, Leibarzt des
schwedischen Königs Gustav II. Adolf, 1633
schwedischer Amtmann in Höchst, Hofheim und
Hochheim). Der zweite Sohn des Johann Senheim und der Margaretha Eschenfelder war Dr.
iur. Johann Simon von Senheim. Um 1548 in
Zell geboren, besuchte er die Trierer Universität, wo er am 24.1.1566 unter dem Dekan Adrianus Louffius das Baccalareat abgelegte und am
13.3.1567 den Magistererwarb. Erwurde Hochgerichtsassessor in Koblenz, kurfürstlicher gelehrter Rat und schließlich 1587 kurtrierischer
Kanzler, ein Amt, das er 18 Jahre lang bis zu
seinem Tode am 27.12.1605 innehatte. Der
dritte Sohn des Johann Senheim und der Margaretha Eschenfelder, Johann Adam (von) Senheim (* um 1560 in Zell) wurde 1582 als Bürger
von Koblenz aufgenommen. Am 22.6.1584 war
er „des kurfürstlich trierischen Erzstifts aus bei
der päpstlicher und kaiserlicher Macht und Gewalt offener Notar" und wurde schon vor 1587
kurkölnischer Sekretär in Bonn. 1598 wurden er
und seine Frau vom Kloster Himmerod mit dem
Haus Klein-Himmerod in der Wingartsgasse in
Bonn samt Garten und Wingert belehnt. Ein
Jahr später erhielt er, wie sein Großvater einen
Weinberg in Merl als Lehen. Vermählt war er mit
Sybille Gergoen, Tochter des kurtrierischen
Kammersekretärs Nikolaus Gergoen in Koblenz.
Ihr Sohn Otto (von) Senheim (* um 1600 in
Bonn) war zunächst Dominikaner in Koblenz
und wurde am 23.7.1633 zum Weihbischof von
Trier ernannt. Er galt als kluger Unterhändler bei
politischen Missionen in dieser doch unruhigen
und durch einen langwierigen Krieg geprägten
Zeit. Er starb am 11.11.1662 in Maria Laach und
wurde in der Dominikanerkirche in Koblenz begraben.1' Sein Wappen zeigt auf Gold einen
blauen Zickzackbalken, teilweise mit drei Lilien
belegt, und drei Leopardenköpfe. Ottos Schwester Maria Jacobe war mit dem kurkölnischen
Kammergerichtssekretär Peter Quentel verheiratet. Darüberhinaus kennen wir mindestens
noch zwei Töchter (von) Senheim und der Margaretha Eschenfelder. Maria Jacobe (* um 1545/
50 in Zell) heiratete in erster Ehe um 1570 den
Andernacher Schöffen Caspar Zieglein, in zweiter Ehe 1591 den Andernacher Schultheißen
Johann Gewandschneider. Ihre Schwester Anna
(* um 1555/60 in Zell) ehelichte am 9.5.1585 in
Kastellaun den pfälzischen Amtmann von Dill
Philipp Römer. Eine Enkelin der Maria Jacobe
Senheim und des Caspar Zieglein war übrigens
Clara Bohlen (+ 25.1.1657 Senheim), die mit
dem kurtrierischen Schultheiß in Senheim Johann Valentin Coenen (t 12.8.1662 Senheim)
vermählt war und mit ihm eine besonders ein-
flußreiche Familie begründete, die in Zell allein
vier kurtrierische Amtskellner und Amtsverwalter, in Koblenz zahlreiche kurtrierische Hof- und
Kammerräte sowie Landrentmeister stellte.
Offenbar hatte auch Johanns Bruder Georg
(von) Senheim eine Eschenfelder zur Frau, nämlich Clara, die jüngere Schwester der Margaretha. Dem Ehepaar wurden mindestens vier Kinder geschenkt. Georg (* um 1550), Johann
(* um 1555), Anna Sophia (* um 1560) und
Elisabeth (* um 1565). 1596 tritt Georg alsMomper (Vormund) der Söhne seines verstorbenen Bruders Johann auf, der sich wohl in
Briedel niedergelassen hatte und als Stammvater aller Senheim (Sehnem) von Briedel angesehen werden kann. Johann Senheims Erben
erscheinen auch in dem Ölzinsregister der Ge-
meinde Briedel vom Jahre 1600. Die Schwester
Anna Sophie heiratet den aus Zell stammenden
kurmainzer Rat und Geheimsekretär Dr. iur.
Jacob Hensel, die zweite Schwester Elisabeth
dessen Bruder Matthias Hensel. Elisabeth (von)
Senheim und Matthias Hensel sind wiederum
die Schwiegereltern des Matthias Reineri (um
1600 - um 1670), der in Ze.ll als Ratsgenosse,
Schöffe, kaiserlicher Notar, Stadt- und Gerichtsschreiber, als Deputierter des Amtes Zell bei
kurtrierischen Landtagen von 1639 bis 1668
und als Hofverwalter des Waldgassener Hofes
in Kaimt wirkte und dessen Nachkommen ebenfalls zahlreiche Ämter in der kurtierischen Verwaltung übernahmen.
Während die Senheims in Zell im 17. Jahrhundert nicht mehr in Erscheinung treten - sie waren
offenbar alle nach Koblenz abgewandert oder
verstorben, besaßen jedoch, wie die Steuerlisten von 1624 und 1654 belegen, in Zell noch
lange relativ großen Grundbesitz, den sie durch
Villici (Hofverwalter), Coloni (Bauern) und Vinitores (Winzer) bewirtschaften ließen -, hat der
vor 1596 verstorbene Johann von Senheim in
Briedel zahlreiche Nachkommen hinterlassen,
die allerdings nach wenigen Generationen nicht
mehr an den (politischen) Einfluß ihrer Ahnen
anknüpfen konnten.
Johanns gleichnamiger
Sohn (* um 1575/80) starb am 3.9.1635 als
Schöffe und Synodale von Briedel vermutlich an
den Folgen der Pest. Vermählt war er mit Christina Jungen. Ihre älteste Tochter Margaretha
heiratete in erster Ehe Nikolaus Niesen, den
Sohn des Briedeler Schultheißen, in zweiter
Ehe des Johann Mees, den Vater des späteren
Briedeler Schultheißen und Verwalter des kurtrierischen Grafenkelterhauses Johann Adam Mees (1637-1723) und Großvaterdes gleichnamigen Generaleinnehmers und Landrentmei-
sters (vgl. Jahrbuch Cochem-Zell 1996, 75ff.).
Ihr jüngster Sohn Johann Adam Senheim
(*9.3.1614, 118.3.1671) war einer der größten
Steuerzahler von Briedel und ist als Schöffe und
Synodale sowie für das Jahr 1656 auch als
Zender belegt. 1643 gehörte er zu den Errichtern des Heiler Kreuzes unweit des Briedeler
Sportplatzes. Seine dort eingemeißelte Hausmarke ist identisch mit jenen, die sich am Zeller
Schloß oder am Casparyhaus in Zell befinden.
Vermählt war er mit Anna Margaretha Weirich,
Tochter des Thomas Weirich, der von 1599 bis
1626/27 das Amt des kurtrierischen Burggrafen
(Amtmannes) auf der Schmidtburg (Kreis Birkenfeld) innehatte. Ihr Sohn Johann war wiederum Schöffe und im Jahre 1685 (vgl. Steuerliste)
auch Bürgermeister in Briedel.
überlieferte Hausmarken der Familie Senheim in Briedel:
1 = Johann (von) Senheim (1543;
2 = Johann Adam Senheim ( 1614-1671) 1643;
3 = Johann Senheim (1643/44 - 1723) 1694;
4 = Johann (Adam) Senheim (1718-1750) 1750;
5 = Hubert Senheim (1721-<1757) 1751;
6 = Johann Senheim (1746-1804) 1786;
7 = Johann Adam Senheim (1732-1807) 1807;
8 = Josef Sehnem (1871-1949)
Anmerkung:
1) Verschiedentlich wird Otto von Senheim als Sohn des oben beschriebenen kurtrierischen Kanzlers Johann Simon von Senheim und
Maria Gutmann bezeichnet. Er sei am 4.7.1601 in Koblenz geboren
und am 8.7.1601 auf den Namen Johann Theodor getauft worden.
Nach den humanistischen Studien hätte er den Ordensnamen Otto
erhalten. Abgesehen davon, daß Maria Gutmann, Witwe des kurtrierischen Kammersekretärs Nikolaus Gergeon, welche Johann Simon
von Senheim um das Jahr 1574 heiratete und die zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Kinder hatte und somit im Jahre 1601 älter als 50
Jahre gewesen sein muß, als Mutter Ottos von Senheim kaum in
Frage kommt, spricht auch eine Quelle des Himmeroder Archivs
(LHA Nr. 96 S. 182) dagegen, nach der Hans Adam Senheim, der am
10.12.1598 mit dem Haus Klein-Himmerod In Bonn belehnt wurde,
Ottos Vater ist.
Abkürzungen:
LHA = Landeshauptarchiv Koblenz.
MRR = A. Goerz.
Mittelrheinische Regesten I-IV (Koblenz 1876-1886).
Quelle: Gilles: in: Kreisjahrbuch Cochem-Zell 1997
In den großen Auswanderungswellen im 19. Jhd. verließen 6 Sehnem-Familien mit 12 Kindern und 2 Junggesellen, insgesamt 26 Personen ihre alte Heimat Briedel, um in der neuen Welt Fuß zu fassen.