Reisetagebuch

Iguazu Wasserfälle

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Expedition Antarktis mit Südpolarkreis

- Terra Incognita -

20. Januar 2012 – 13. Februar 2012

Hannelore und Hermann Thur

Am Fuße des Planeten ruht bleich

ein verwunschener Kontinent der Zukunft

in seinem Dornröschenschlaf.

Unheimlich und dabei wunderschön

liegt er in eisigem Schlummer.

(Richard Byrd nach seinem Flug zum Südpol 1929)



Ein paar Worte vorab.

Schon als Kind habe ich die Berichte über die ersten Weltumsegler wie Drake und das Kap Hoorn, Magellan und Cook verschlungen. Die Erforschung des Südpols, insbesondere den tragischen Wettlauf von Amundsen und Scott sowie die Endurance Expedition von Shackleton haben bleibende Spuren in meinem Gedächtnis hinterlassen. Abenteuerbücher dieser Art waren neben Karl May meine Lieblingsliteratur in der Briedeler Pfarrbibliothek.

So träumte ich schon früh von einem späteren Leben als Abenteurer und Forscher. Lebensplanung und Umfeld und später Beruf und Familie verdrängten diese Ideen jedoch bald. Begeisterte Berichte von Mitreisenden auf der Grönlandtour animierten mich dann, mich mit dem Reiseziel Antarktis einmal näher zu beschäftigen. Der ansich für Menschen lebensfeindliche sechste Kontinent wird in den letzten Jahren zunehmend durch kleine Kreuzfahrtschiffe für den Tourismus erschlossen. Ein ganzer Stapel an Bildbänden und Reiseberichten wird, teils antiquarisch, angeschafft und beim Lesen und Schauen werde ich wieder tagelang in die alten Abenteurerträume zurückversetzt. So kletterte die eisige Region in meiner Urlaubszielliste schnell nach oben.

Eine Expeditionsfahrt in die Antarktis ist nicht, so lese ich immer wieder, mit einer normalen Kreuzfahrt zu vergleichen. Die Anforderungen an die Konstitution der Reisenden ist wesentlich höher. Da wollen wir nicht mehr warten, bis uns unsere Gesundheit einen Strich durch die Träume macht und ich besorge mir im Reisebüro mal einen Stapel Kataloge.

Schnell ist die Entscheidung für die Bremen von Hapag-Lloyd als voll deutschsprachigem Schiff gefallen. Ein Test im Internet zeigt jedoch, das nur noch wenige Kabinen frei sind und so wird schnell gebucht.

Diese Notizen sollen kein Fachbuch über Flora, Fauna, Geologie und Geschichte der Antarktis sein, dazu gibt es genug hervorragende Werke, sondern nur einen Teil meiner persönlichen Eindrücke wiedergeben.

Die Menschen zieht es aus verschiedenen Gründen zu den unentdeckten Plätzen der Welt.

Einige werden einfach von der Abenteuerlust getrieben, andere haben einen unstillbaren

Durst nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und wieder andere werden durch verlockende Versprechungen flüsternder Stimmen, der geheimnisvollen Faszination des Ungewissen,

von den ausgetretenen Pfaden weggezogen.

(Sir Ernest Shackleton)

1. Tag, Freitag, 20. Januar 2012

Anreise

Aufstehen zur normalen Zeit, wir fliegen ja erst spätabends ab. Nichts mehr im Haus, so müssen wir noch Brötchen kaufen und zu Mittag gibt's ein warmes Würstchen.

Die Koffer werden gegurtet und das Handgepäck bereitgestellt. So vertreiben wir uns die Wartezeit bis wir um 14.00 Uhr endlich losfahren. Stefanie und Fiona bringen uns zum Hahn, wo wir mit dem bis auf den letzten Platz besetzten Bohrbus nach Frankfurt fahren. Der hält doch jetzt glatt vor Terminal 2, sodass wir mit der Schienenbahn ins Terminal 1 fahren müssen. Bevor wir hier gleich unsere Koffer loswerden können, müssen wir am Automaten einchecken. Der will doch partout unsere Pässe nicht einlesen. So muss ich - nach Rücksprache mit der Aufsicht - manuell mit meiner Buchungsnummer einchecken. Das klappt und wir haben unsere Bordkarten. Jetzt werden wir auch unser Gepäck los.

Eine kurze Runde durchs Terminal und wir trinken einen Cappuccino. Einige Kilometer später gönnen wir uns eine Pizza, bevor wir durch die Sicherheitsschleuse gehen. Bei mir piept´s mal wieder. Warum?

Schon bald findet uns der Bremen-Reiseleiter, der seine Schäfchen zusammensucht. Er wird uns bis zum Abflug nach Ushuaia betreuen.

Unsere Plätze sind in der Boeing 747-400 in Reihe 56, ganz hinten. Da wird das Flugzeug schon schmaler und es sind nur noch zwei Sitze nebeneinander. Wie in der Business-Class.

Jeder gemütliche Sitz hat einen kleinen Bildschirm. Es werden 56 Filme zur freien Auswahl angeboten.

Pünktlich um 22.15 Uhr rollen wir los. Ich habe den Eindruck, wir fahren nach Argentinien, denn erst nach 25 Minuten haben wir unsere Startposition erreicht und heben ab. Rund 11.500 Kilometer liegen vor uns. Unsere Flugzeit beträgt knapp 14 Stunden und wir fliegen auf 9.500 m Höhe. In der Nacht steigen wir auf 11.000 m und die Geschwindigkeit über Grund geht von ca 1.000 km/h auf ca 900 km/h zurück. Anscheinend kräftiger Gegenwind.

Wir nutzen das Weinangebot im Flugzeug und trinken erst mal ein Glas Merlot und dann noch zwei zum Essen (Filet Stroganoff).

Die Einreise und Zollformulare werden schon verteilt, ist das ein Papierkram. Weder Film gucken noch Lesen reizt mich und so schreibe ich schon mal die ersten Einträge ins Tagebuch.

Gegen 2.00 Uhr wird das Licht gedimmt und langsam wird es ruhig. Die Fluggeräusche sind hier hinten doch recht kräftig.

2. Tag, Samstag, 21. Januar 2012

Buenos Aires

Die Nacht ist sehr unruhig, nur dösen, kein erholsamer Schlaf auf den engen Sitzen. Zwischendurch ist ein Stück schlechte Strecke, das rumpelt vielleicht. Die Stewardessen servieren in der Nacht mehrmals Wasser oder Saft.

Gegen 9 Uhr (-4 Std.) schieben wir den Fensterladen hoch und erleben gerade einen schönen Sonnenaufgang.

Zum Frühstück gibt's Omelette etc. Unser Reiseleiter Hofmann kommt vorbei und erklärt den weiteren Ablauf. Auch kontrolliert er, ob die Einreise- und Zollformulare richtig ausgefüllt sind.

Schon setzt das Flugzeug zur Landung an und pünktlich um 12 Uhr - nach 18 Stunden minus 4 Stunden Zeitverschiebung ist 8 Uhr Ortszeit - landen wir. Die Einreisekontrolle dauert etwas und dann kommen auch unsere Koffer. Die Gruppe trifft sich draußen und die örtliche Reiseleiterin Diana empfängt uns. Ihr Großvater kam 1936 aus Berlin nach Argentinien, weil er einen Arbeitsauftrag hatte. Er ist dann geblieben, hat aber nie Spanisch sprechen gelernt.

Im Bus gibt's schon für jeden eine Flasche kühles Wasser. Viel trinken sollen wir in der heißen und schwülen Stadt. Große Warnung vor Taschendieben!!!

Unsere Unterkunft ist im Caesars Park Hotel, im Bezirk Recoletta, einem der Nobelstadtteile von Buenos Aires. Hier gibt's einen Begrüßungsdrink und Fingerfood, dann geht's aufs Zimmer 211, kurz aufgefrischt und schon sausen wir wieder raus. Wir wollen ja was erleben und sind nicht zum Erholen hierhin geflogen.

Alle Wertsachen etc. sind im Tresor, auch Goldschmuck und gute Uhren würden den Trägern manchmal von der Hand gerissen.

Zuerst walke ich mal zur Bank um die Ecke und zapfe mir 1000 Argentinische Pesos (rund 200 €uro). Am Flughafen hatte ich keinen internationalen Casher gefunden und an den Umtauschbuden standen lange Schlangen. Diana sagt zwar, man kann fast alles mit Dollar oder Karte bezahlen, aber ein bisschen einheimisches Kleingeld kann ja nicht schaden, auch wenn's nur fürs Trinkgeld ist.

Wir schlendern über die Avenue 9. Juli, die Pracht-, Renommier- und Aufmarschmeile. Sie ist mit 16 Spuren eine der breitesten innerstädtischen Straßen der Welt. Und trotzdem zwischen jeweils 4 Spuren viel Grün. Insgesamt 160 m breit.

Am Platz des Generals Sanct Martin (nicht verwandt mit Sankt Martin aus Tours, dem ein anderer Platz gewidmet ist) werden wir von Rot-Kreuzlern für eine Spende angesprochen. Angeblich war einer der jungen Männer schon in Eschborn.

Zur Erfrischung noch eine Cerveca im Straßencafe und wir machen uns für die Stadtrundfahrt fein.

Die Postkarte vom Frankfurter Flughafen an Bennet ist schon da, heute werden weitere an die Geburtstagskinder der nächsten Tage verschickt.

Auf der Stadtrundfahrt ist das Grab von Evita Peron einer der Höhepunkte. Es ist ein großer Friedhof mitten in Recoletta, einem der besten Viertel von Buenos Aires. Hier gibt es nur sogenannte Familiengrabstellen. Eine enge Bebauung zwischen den Sträßchen und dann in die Tiefe. Die Verstorbenen werden in bleiausgelegte Holzsärge gelegt, bei Bedarf dann nach ca. 10 Jahren verbrannt und dann wird die Urne hingestellt. Die Grabkammern sind teilweise sehr alt und von schönem Stil. Andere sind dringend renovierungsbedürftig. Zwar werden die Grabstellen gehandelt, aber wenn eine Familie sie verkauft ist das ein großer Imageschaden in der besseren Gesellschaft. Evita liegt im Familiengrab ihrer elterlichen Familie, nachdem die Peron-Familie und das Militär jahrelang um den Leichnam einen Kult trieben. Es ist ein richtiger Menschenauflauf hier in den schmalen Wegen zwischen den Grabmonumenten.

Auch der Dom ist ein herrliches Bauwerk, wenngleich er von außen eher wie ein römischer Tempel aussieht und keinen Glockenturm hat.

Davor auf dem Plaza de Mayo treffen sich monatlich immer noch die May-Frauen, Mütter und Ehefrauen der in der Militärdiktatur verschwundenen Personen. Das Thema sei immer noch sehr emotional und noch lange nicht aufgearbeitet.

Im La Bocca am alten Hafen ist die Tango Szene Zuhause. Am hellen Mittag sind die Cafés und Bars voll und überall tanzen Pärchen Schautango. Einige sprechen die Touristen an und stellen sich als Tanzpartner für ein Foto zur Verfügung. Die wollen damit richtig Geld machen.

Im Grand Café Tortoni, einem geschmackvoll eingerichteten Lokal (ähnlich einem Wiener Kaffeehaus) bekommen wir ein Glas guten argentinischen Wein und kleine Wurst- und Käsehäppchen. Es ist schon 18.00 Uhr und die meisten essen nicht alles auf, weil sie wie wir noch gut ausgehen wollen und sich den Hunger nicht verdrängen lassen wollen. Hier ist immer Betrieb. Da wir angemeldet waren, kamen wir rein. Draußen stand eine ganze Schlage, die auf Einlass wartete. Es konnten nur so viele rein, wie rausgingen.

Insgesamt ist die Stadt sehr grün. Sogar in den engen Innenstadtstraßen stehen Bäume. Auch aus der Luft konnte man die vielen Bäume und Grünflächen gut erkennen.

Denkmäler für alle Helden und Anlässe stehen in den vielen Parks.

Zum Abendessen gehen wir in ein uns empfohlenes Restaurant (Mirasul) in der Nähe des Hotels. Hanne muss sogar einen Brocken des herrlichen Steaks liegen lassen. Bauchvoll. Auch die Flasche Rotwein ist gut.

Jetzt haben wir die nötige Bettschwere und wir gehen in die Falle.

3. Tag, Sonntag, 22. Januar 2012

Iguazu (Argentinien)

Kaum gefrühstückt, geht's schon los. Nur der Rucksack und eine Handtasche sind dabei. Das große Gepäck bleibt im Hotel und wir reisen nur mit Handgepäck, um die Zeit des Kofferhandlings zu sparen.

Ohne Verzögerung kommen wir durch die Sicherheitskontrollen und pünktlich heben wir ab. Das Wetter ist wieder offen (in der Nacht hatte es einige Spritzer gegeben) und ich kann einige Bilder von Buenos Aires und dem Rio de la Plata machen.

Wegen der kurzen Flugzeit gibt's neben Getränken ein Schächtelchen Kekse.

Pünktlich landen wir auf dem internationalen Flughafen von Iguazu. Auch hier schnell durch die Sperre und wir werden von der hiesigen Reiseleiterin Nani Reichert empfangen. Sie entstammt einer Auswandererfamilie aus dem Raum Darmstadt.

Die Wasserfälle von Iguazu sind erst in den 1960-ern weltweit bekannt und in den letzten Jahren zu einem Touristenspektakel geworden. Im Zuge der Planung eines riesigen Staudammprojektes, etwa 20 km flussaufwärts im Dreiländereck zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay, wurden sie von den Umweltschützern ins Weltgedächtnis katapultiert.

Die Zimmer sind entgegen der Ausschreibung noch nicht fertig und so werden die Taschen im Hotel abgestellt. Zuvor habe ich noch schnell die kurze Hose angezogen, denn es ist 36 Grad warm und schwül.

Wir laufen gemeinsam los und schon geht's mit einem Schmalspurbähnchen weiter zu den Katarakten. Über einen Kilometer lang ist ein stabiler Steg über den Rio Iguazu Superior bis zur Oberkante der Teufelsschlucht, dem spektakulärsten und wasserreichsten der vielen Wasserfälle. Hei, die Gischt steigt hoch und wir sind gut abgeduscht, das kühlt angenehm. Der Andrang an Touristen ist gewaltig, das Bähnchen immer voll und auf dem Steg ist teilweise drangvolle Enge.

Zurück im Hotel, auf dem Zimmer kurz frischgemacht und die Badehose angezogen, denn wir haben uns für eine Schlauchbootfahrt direkt in die Wasserfälle hinein angemeldet. 75 US-Dollar p.P. sind zwar ein happiger Betrag, aber was soll's?

An einer Station 500 m vom Hotel klettern wir auf einen Unimog, auf dessen Pritsche Bänke angeschraubt sind. Etwa 20 Minuten fahren wir durch den Urwald und die Guidin labert wie ein Wasserfall über Flora und Fauna, spanisch und englisch, wenig verstanden.

Bald sind wir an den Booten, große, gewaltig motorisierte Zodiacs. Wir sind etwa 25 Personen, davon 15 aus unserer Gruppe. Die Kleider kommen in einen kräftigen Plastiksack. Nur die Schuhe müssen wir anbehalten, die werden dann halt nass.

Los geht's ca 500 m den Rio Iguazu imperior hinauf zu den Wasserfällen. Tief und hart eingeschnitten ist das Flussbett und die Strömung ist kräftig.

Zum Fotografieren hält der Bootsführer immer mal wieder an. Als wir unter den Fällen ankommen, müssen wir die Kameras wasserdicht verstauen. Ich habe nur Armins Apparat dabei und den Wasserschutzbeutel. Da denke ich noch nichts Böses, da fahren wir doch glatt direkt unter herabschießendes Wasser. Mir bleibt fast die Luft weg, so dicht platscht es auf uns herab.

Rechts liegt die Bucht des Salto San Martin (San Martin-Fälle) und auch hier prescht unser Schlauchboot dann direkt in die von oben herunter donnernden Wassermassen hinein. Die Strömung treibt uns hinaus und es geht nochmals hinein. Herrlich, super, wir sind platschnass, wie Nani es versprochen hatte.

Neben den Fällen steigen wir aus und laufen auf den Stegen entlang der Bucht von einen spektakulären Wasserfall zum nächsten.

Das steile Ufer ist felsig bis unter die Wasserlinie, nach oben geht's in Büsche und Gras über. Sand sehe ich nur in einer Bucht und der kleinen Insel inmitten der Fälle. Leider keine Zeit und Gelegenheit, mit einem Boot dahin zufahren, das ist mir bei 20 $ auch zu teuer. So habe ich später leider keine Sandprobe aus Iguazu für meine Sammlung. Schade.

Irgendwann haben wir genug vom Wasserrauschen und laufen zu unserem ja ganz in der Nähe liegenden Hotel. Hier setzen wir uns an den Swimming Pool und trinken in einer kleinen, klönenden Gruppe ein paar Bierchen oder Caipirinha. Ich drehe noch ein paar Runden im badewasserwarmen Pool, bevor´s auf die Stube geht, um sich für den Abend fein zu machen. Meine Turnschuhe, die ich die ganze Zeit in der Sonne stehen hatte, sind wieder trocken.

Im Sheraton Hotel haben alle aus unserer Gruppe Zimmer mit Aussicht auf die in fast unmittelbarer Nähe liegenden Wasserfälle. Herrlich. Wir sehen die Gischtwolken aufsteigen und hören das Donnern des Wassers.

Zum Abendessen hat das Hotel ein großes Buffet mit vielen leckeren Sachen aufgebaut. Allein die Kuchen hätten ausgereicht, eine mittlere Hochzeitsgesellschaft zu verköstigen. Die Getränke waren im Preis includiert, und so haben wir uns an Rot- und Weißwein kräftig gelabt. Als Drittletzter haben wir dann den den Saal verlassen.

4. Tag, Montag, 23. Januar 2012

Iguacu (Brasilien)

Für 5.30 Uhr habe ich den Wecker gestellt. Zu dieser Zeit soll die Sonne über den Wasserfällen aufgehen. Es ist zwar nicht so spektakulär, aber trotzdem hat sich der frühe Blick aus dem Fenster gelohnt. Ich mache noch schnell ein Handyfoto von uns vor der Gischtwolke des Wasserfalls und schicke das als MMS an Stefanie. Hoffentlich wird das 644 kb-Bild nicht zu teuer. Preis geht, wie ich später Zuhause auf der Rechnung sehe, aber sie kann das große Bild auf ihrem alten Handy nicht öffnen.

Zum Frühstück um 6.30 Uhr belagert unsere Gruppe schon den noch geschlossenen Speiseraum um dann über das sehr reichhaltige und gutes Frühstücksbuffet herzufallen. Es wird nicht allzuviel Zeit damit verplempert, denn es wird schon zum Aufbruch gerufen, denn wir haben ein volles Programm.

Heute fahren wir mit dem Bus auf die brasilianische Seite, um von dort die Aussicht zu genießen.

Der Grenzübergang ist eine i.d.R. zeitfressende Angelegenheit. Da wir so früh sind, ist der Andrang noch mäßig und wir kommen zügig durch die Kontrollen. Die Argentinier stempeln alle unsere Pässe mit Ausreise und nachmittags wieder mit der Einreise. Die Brasilianer dagegen machen Zollauflagen, die schauen sogar unten tief in den Bus rein.

Kurz vor den Fällen ist erster Halt. Wir haben uns nach langen hin und her mit weiteren 11 Personen für den angebotenen 10-min-Hubschrauberrundflug entschieden. 110 US$ + 10 $ Provision für unsere Reiseleiterin Nina p.P. ist ja kein Schnäppchen.

Der Flug war ruhig und angenehm, aber er riss uns nicht von den Stühlen. Ca. 300 m hoch flogen wir mehrmals über die Fälle, aber nur auf der brasilianischen Seite. Beim An- und Abflug dann auch kurz über den Urwald. Bei Start und Landung machen die eine Videoaufnahme, die wird dann mit 50 Fotos und 10 Filmsequenzen gemischt. Wir haben die CD, die hier direkt gebrannt wird, fuer 18 $ gekauft. Ich hoffe, da sind dann die tollen Bilder drauf, die wir nicht machen konnten, denn es hat hier seit Monaten nicht mehr geregnet und die Fälle haben sozusagen Niedrigwasser. Ich habe zwar auch gefilmt, aber von da oben mit dem schwachen Objektiv bringt zwar eine schöne Übersicht, aber keine Superszenen.

Nun ging's zu den Wasserfällen. Auf dem schmalen Steig entlang der Bucht folgt ein spektakulärer Ausblick auf den nächsten. Man kann gar nicht alle herabstürzenden Wasserkaskaden gleichzeitig erfassen. Immer wird der Kopf hin und her gerissen. Wir kommen immer tiefer bis wir etwa auf halber Höhe direkt in die Teufelsschlucht blicken. Eine kräftige Gischt, wenn auch nicht so stark als am Vortag, lässt die Fotoapparate in Plastiktüten verschwinden. Die Abbruchkante und damit die Wasserkaskaden liegen überwiegend auf der argentinischen Seite dieses Grenzflusses, von der brasilianischen Seite aus hat man daher die bessere Übersicht und einen echten "Einblick" in große Bucht mit den vielen kleinen und großen Wasserfällen. Gigantisch, hier könnte ich stundenlang stehen, den herabströmenden Wassermassen zuschauen und dem donnernden Gebrüll aus der tiefen Schlucht lauschen. Der gewaltige Eindruck hier kann mit unseren anderen erlebten Wasserfällen wie Niagara, Viktoria, Gullfoss, Krimml und Rauschetümpel dicke mithalten. Unser Zeitlimit ist erschöpft und mit dem Fahrstuhl sausen wir hoch aufs Plateau, um uns sogleich ins nahe Catarakt-Hotel zum Mittagessen zu begeben. Diese großzügige Hotelanlage ist der brasilianische Pendant zu unserer Schlafstätte letzte Nacht auf der argentinischen Seite. Sie liegt noch näher am Wasser, aber eine direkte Sicht ist hier nicht gegeben.

Bei der Ankunft dort werden wir von Mitarbeiterinnen der Juwelierfirma H.Stern mit einem Willkommenstrunk (Kokoslikör) und einem kleinen silbernen Anhänger als Geschenk begrüßt. Hanne kann`s wieder nicht lassen und lässt sich ein Aquamarin-Steinchen an einem Weißgoldreif vorführen. Kostet nur 11.800 €. Kleines Reisemitbringsel ;-).

Das Essen ist ein sehr gutes Buffet, dazu bekommen wir 1 Wasser und 1 sonstiges Getränk (brasilianisches Pils vom deutschen Braumeister). Anschließend noch eine halbe Stunde Mittagsruhe am Pool.

Bevor wir Brasilien verlassen führt uns Nani noch in einen Souvenir-, Geschenke-, Schmuck- etc. Laden, der alles führt, was die Menschheit nicht braucht und der voll und ganz auf Busgäste eingerichtet ist. Neben dem Standardrepertoire eines Giftshops führt er ein enormes Angebot an Schmucksteinen, besonders riesige Drusen in allen Größen und Farbschattierungen sind erwähnenswert.. Hier erstehe ich ein T-Shirt und wir schreiben noch schnell ein paar Geburtstagsgrüße an Mario.

Herrliches Sonnenwetter hatten wir die beiden Tage. Während ich mich gestern auch gut eingecremt hatte, habe ich mir heute im Genick einen Sonnenbrand gefischt.

Zurück durch Zoll und Immigrationsstelle und bald sind wir am Flughafen. Wiederum erstaunlich pünktlich landet die Maschine der LAN, um uns wieder in die Hauptstadt zu bringen.

Diana steht mit dem Bus schon bereit und schnell sind wir im Hotel. Wir sind aufgestiegen, heute haben wir Zimmer 1211. Es gibt wieder einen kleinen Saft- und Teeempfang mit kleinen Häppchen. So sind wir etwas gestärkt und brauchen das Haus um 21 Uhr nicht mehr zu verlassen, denn schon bald in der Nacht müssen wir ja weiter.

Die Koffer stehen auf dem Zimmer und der kleine mit den Sommersachen wird umgepackt. Um 22.00 Uhr schon werden die eingesammelt und geschlossen zum Flughafen gebracht und eingecheckt.

5. Tag, Dienstag, 24. Januar 2012

Ushuaia

Kaum Mitternacht vorbei rappelt um 3 Uhr das Telefon und mein Wecker. Aufstehen, keine Zeit mehr für sonstwas. Das Gepäck ist ja schon weg. Die Gruppe im Frühstücksraum ist größer geworden, denn die Mitkreuzfahrer ohne Vorprogramm sind heute morgen auch da.

Wir bekommen unsere Bordkarten von den Bremenreiseleitern. Hier läuft heute ein halbes Dutzend von denen in orangen Shirts rum, und schon geht's mit dem Bus zum nationalen Flughafen. Direkt durch die Sicherheitsschleuse, wir brauchen ja nicht mehr einzuchecken, und schon sitzen wir in der Wartezone. Beim Fotografieren des Abflugplanes werde ich von einem Sicherheitsbeamten auf das Fotografierverbot hingewiesen. Wozu ist das gut?

Die Uhren sind mir hier zu teuer, nur Edelmarken. Das Armband an meiner ist ja schon am ersten Tag kaputtgegangen und ich will mir eine neue anschaffen.

Der Flug wird jetzt mit 20 min Verspätung angezeigt. Letztendlich geht's um 8.30 Uhr los. Blödsinnigerweise mussten die vorderen Reihen zuerst einsteigen, was das Ganze verzögerte. Dazu hatten viele mehrere große Handgepäckstücke, sodass wir keinen Platz mehr hatten und der Rucksack lag zwischen meinen Füßen. Das Einsteigen in dieser Reihenfolge ist, so erfahre ich später, bauartbedingt, wenn zuerst hinten eingestiegen/beladen wird, kann die Maschine hinten runterkippen!!!

Endlich hatte ich angefangen, in meinem dicken mitgenommenen Roman zu lesen, da wurde ich von einem kleinen Frühstückshörnchen unterbrochen, Naja, südländisches Frühstücksflair. Unterwegs kann ich einige Bilder der überquerten Anden machen. Auch hier werden wir am Flughafen in Empfang genommen und schon geht's los und wir rollen nach Ushuaia.

Ushuaia - "die Bucht, die das Land bis zum Westen durchdringt", so nannten die Yamana die Stelle, an der im 19. Jh. diese Stadt gegründet wurde. Lange Jahre wurde die Stadt als Sträflingskolonie genutzt, das große Gefängnis ist heute teilweise ein Museum. Sie bezeichnet sich heute auch als "Fin del Monde" = Ende der Welt und gilt mit ca 70.000 Einwohnern als die südlichste Stadt der Welt, soweit man den Anspruch von Porto Williams mit seinen 2.700 Einwohnern dahinter zurückstellt.

Nach 10 Minuten Fahrt haben wir einen kurzen Aufenthalt von 1 Stunde am Hafen, wo wir zunächst den Giftshop stürmen um Postkarten zu kaufen. Von hier wollen wir alle Pflicht- und freiwilligen Urlaubsgrüße erledigen. Bei dieser Gelegenheit erwerbe ich für mich, Bennet und Fiona schon einmal einige T-Shirts. Wer weiß, wo ich noch mal Gelegenheit dazu bekomme (Später ergaben sich doch noch reichliche Chancen).

Dann rasen wir in die Tourist-Info. Dort steht ein Kästchen mit 6 Stempeln, die ich mir in den Bordpass haue. Auch die Karten werden gestempelt "aus der südlichsten Stadt der Welt", dann geschrieben und dem Briefkasten übergeben. Da die Zeit ja knapp ist, muss ich noch beim Adressieren und Markenaufkleben mithelfen.

Große Feuerlandrundfahrt steht auf dem Programm. Durch ein enges Flusstal rollen die Busse in die Berge von Feuerland. Der teils moorige Talgrund, durchschnitten von den mäandernden Wasserläufen und eingerahmt von 2.000 Meter hohen Bergen vermittelt interessante Eindrücke und Bilder.

Unterwegs halten zum Mittagessen an einem urigen Lokal, der Talstation einer großen Skipiste und Zentrum des argentinischen Langlaufsports. Hier wird uns Lammfleisch vom Grill serviert, soviel man will. Auch die Getränke sind frei und so schlagen wir an unserem Tisch alle ordentlich zu.

Die Lämmer werden im Ganzen nach einer typischen Art an einem Holzfeuer gegrillt. Rund um das Feuer sind die ganzen Lämmer zum Garen auf Rahmen gespannt, irgendwie ein tolles Bild.

Am Garibaldi Pass erreichen wir den höchsten Punkt den der Bus auf seiner Fahrt auf der Panamericana auf der Feuerlandinsel "Isla Grande" erreichen kann. Die Sicht hinunter auf den zwischen die Berge eingekeilten großen Lago Escondido ist schön. Hier nehme ich mir mal sicherheitshalber eine Sandprobe.

Das Wetter ist sonnig, der Wind frisch, an geschützten Stellen ist es echt angenehm.

Die Bremen, unser Quartier für die nächsten 2 Wochen, wartet am Pier auf uns. Sie wirkt gegenüber der direkt gegenüberliegenden Arthania von Phoenix fast wie deren Beiboot. Weitere tolle Yachten liegen auch noch da rum.

Wir entern die Bremen. Die Gangway hoch und wir bekommen direkt am Eingang unsere Bordkarten. Das ist der Kabinenschlüssel, der Getränke- und Verzehrausweis und muss auch beim Verlassen und Wiederbetreten des Schiffes stets am Computer eingelesen werden. Dann werden wir noch für die Passagierliste geknipst. Bei jedem Einlesen der Bordkarte erscheint nun unser Konterfei und der Mitarbeiter kann uns zweifelsfrei identifizieren. Die Koffer stehen schon auf unserer Kabine 428. Dazu ein schicker Rucksack in Hapag-Lloyd-Design mit guter Anordnung der Innentaschen etc. und noch eine kleine Thermoskanne, damit man ein warmes Getränk mit auf die Expeditionsausflüge nehmen kann. Bei den Landgängen später ist es aber strikt verboten, irgendetwas Biologisches bzw. Flüssiges mitzunehmen! Ich muss Hanne beim Auspacken unterbrechen, damit wir einen ersten Erkundungsgang durchs Schiff machen können. Im Club serviert man einen Begrüßungssekt und die Gäste beschnuppern sich schon etwas. Einige kennen wir ja schon vom Vorprogramm und diese Gruppe wird die nächsten Wochen meist zusammensitzen.

Bald schon hupt es eindringlich. Seenotrettungsübung. Wir sausen auf die Kabine, ziehen die Schwimmwesten an und begeben uns zum Sammelpunkt. Kurze Erläuterung der Sicherheitsbestimmungen und Vorrichtungen, dann werden wir entlassen, um beim Auslaufen aus Ushuaia zuzusehen.

Pünktlich um 18.00 Uhr ertönt dreimal das Schiffshorn. Die Bremen legt ab, gleitet langsam in den Beagle-Kanal und nimmt Kurs auf die Falkland-Inseln. Die Fotoapparate ringsum klicken wie wild und die Schiffsgäste wirken irgendwie erwartungsvoll.

Die Zeit rinnt, schnell schick gemacht und zum Abendessen. Unsere Tischnachbarn, ein Ehepaar aus der Region Chemnitz, erweisen sich als ok.

Ein Fläschchen argentinischer Weißwein mundet zu den erlesenen kleinen Portionen. So lässt es sich leben.

Ich mache noch eine Runde über Deck und genieße den Sonnenuntergang.

Entgegen unseren sonstigen Gewohnheiten besuchen wir am ersten Abend die Salons und Clubs nicht, sondern trinken in der Kabine die vom Reisebüro Ritz auf unsere Kabine beorderte Flasche "Veuve Cliequot Ponsardin", französischen Champagner. Schmeckt auch so, ihm fehlt die Frische eines Mosel-Winzersektes.

Aus unserem Kabinenfenster geht der Blick auf das vorbeiziehende Ufer und die Berge entlang des Beaglekanals. Gut, das wir eine Kabine auf Deck 4 gewählt haben. Größe und Lage sind mit dem teureren Deck 5 identisch. Aber während unser Fenster direkt an der Außenwand liegt, ist ein Deck höher die Promenade rundum vor den Fenstern. Das Glas ist zwar verspiegelt, aber wenn innen Licht brennt, kann man doch Konturen erkennen. Desweiteren stehen oben oft andere Reisende vor dem Fenster und betrachten die vorbeiziehende Landschaft oder halten Verzählchen. Allein das ständige Vorbeihuschen der Schatten würde mich schon massiv stören. Bei uns kann das nicht vorkommen

Der Bildschirm mit der elektronischen Seekarte und Positionsangaben verrät uns um 23 Uhr, kurz nach dem Dunkelwerden, eine Temperatur von 9 Grad plus. Wind 7 Knoten.

Beim Schreiben merke ich die leichten Bewegungen des Schiffes, wenn ich aus dem Fenster gucke oder durchs Schiff laufe, kann ich heute Abend nichts verspüren. Hoffen wir, dass es so bleibt.

21 Stunden nach dem morgendlichen Weckruf fallen wir erschöpft in unsere Kojen.

(Im Flugzeug ist mir an der rechten Hand der Handballen und der kleine und Mittelfinger eingeschlafen. Hatte ich irgendwie abgedrückt. Das dumme Gefühl lässt nicht nach, erst nach dem Mittagessen wird es schwächer, ist aber jetzt um 23.oo Uhr noch schwach da. Was ist das? Hoffentlich kein Vorbote eines Durchblutungsschlages.)

6. Tag, Mittwoch, 25. Januar 2012

Auf See

Ganz ruhig fährt die Bremen heute Nacht aus dem Beaglekanal und durch die Estracho de da Maire nordostwärts. Blauer Himmel mit leichter Bewölkung, es wird langsam diesig.

8 Uhr. Wind 15 kn SSW, Lufttemperatur 7,4 Grad.

Das Akkuladen klappt, nachdem man mir erklären musste, das neben der komischen 3er Steckdose, deren Abstände für meine Stecker zu eng sind, ein normaler Stecker unter der Schalterklappe versteckt ist.

Neben dem Bild der Bordkamera, in die man beim Rundgang vor der Lounge hineinlächeln kann, ist auch eine elektronische Positionskarte mit Wetterdaten im Kabinenfernsehen. Hier werden auch alle Vorträge auf die Kabine übertragen und ein Kanal mit Bildern der Vorreisen erhöht die Erwartungsspannung. Desweiteren laufen in einigen Kanälen aktuelle und ältere Blockbuster und mit einem CD-Player kann man sich die vielen Filme aus der Bibliothek anschauen. Am liebsten schauen wir aber aus unserem Fenster hinaus auf See und beobachten die Albatrosse, Möwen und Sturmvögel, die unseren Kutter begleiten.

Heute genießen wir zur Eingewöhnung ans Schiff einen vollen Seetag.

Nach dem Frühstück ist eine obligatorische Einweisung in das Verhalten bei den Zodiak-Anlandungen, denn anders kommen wir nicht mehr an Land. Dabei sind keine Stege vorhanden, sodass wir beim Aus- und Einsteigen i.d.R. durchs Wasser müssen. Daher auch die Stiefel, die nach jedem Landgang von uns in einer Stiefel-Waschmaschine gereinigt werden müssen, damit keine Keime etc. von Anlandeplatz zu Anlandeplatz verschleppt werden.

Daran anschließend wird das Expeditonsteam und die 5 Lektoren vorgestellt. Und schon erfolgt die Vorschau auf die geplanten Ziele auf den Falklandinseln in den beiden nächsten Tagen.

Das Motto: "je genauer man plant, desto mehr muss man improvisieren". Wetter und Eisbedingungen können das ganze Programm durcheinander wirbeln, die vorgesehenen Anlandungen sind nur geplant, ob die auch so durchgeführt werden können, zeigt sich immer erst kurz vor Ort.

Im Sauseschritt laufen wir zur Bibliothek, wo wir in vier verschiedene Gruppen aufgeteilt werden, damit das Gedränge und die Ordnung bei den Zodiak-Fahrten gewährleistet bleibt. Zunächst bekommen wir Gelb, aber nachdem die meisten der Iguazu-Gruppe Rot haben, lassen wir uns auch dazu umgruppieren. Eine Bouillon wärmt währenddessen innerlich auf.

Die Schnalle meines Uhrarmbandes hat ja am ersten Abend in Buenos Aires schlapp gemacht. Die kleine Uhr immer wieder aus der Tasche fummeln ist lästig und ohne Uhr geht's auch nicht. So marschiere ich in die Bordboutique, die eine kleine Auswahl hat. Da ich ein geschlossenes Metallarmband und kein Lederband mit Schnalle will, kann ich unter einigen Festina-Stücken auswählen. Schnell habe ich mich entschieden. Die Armbänder sind alle gleichlang, d.h. sie schlottern etwas. Enger machen kann die gute Verkäuferin nicht und ob das wirklich nötig ist, muss ich mal sehen. Rechnung ( 59 €) geht ausschließlich auf Bordkonto. Hanne kauft sich ein Halsband für die Bordkarte, damit sie die nicht lose in der Hosentasche rumschleppen muss.

Ich lasse derweil schon mal meine Kreditkarte registrieren, damit werde ich beim Auschecken schneller abgefertigt.

Dann endlich ist Zeit zum Mittagessen. Wir entscheiden uns fürs Restaurant. Im Club, wo das gleiche Essen als Buffet gereicht wird, sitzt man an den kleinen niederen Tischchen, das ist nicht so bequem. Außerdem gibt's dort heute als Spezialität Patagonisches Lamm. Ob das vom gestrigen Ausflug übrig geblieben ist?

Während des ausgiebigen Mittagsschlafes klart es wieder auf und die Sonne scheint durch die dünne Wolkenschicht. Der Wind hat auf 30 kn aufgefrischt und die Wellen sind sichtbar höher, was zu einem leichten Stampfen und Rollen des Schiffes führt. Auf der Leeseite (Windschattenseite) ist es an Deck richtig angenehm.

Fast hatten wir die Stiefel- und Parkaausgabe unserer Gruppe verpasst. Ganze Berge davon stehen zur Auswahl bereit und das ganze Expeditionsteam hilft bei der Anprobe.

Jetzt sitze ich in der Sonne hinter unserem Kabinenfenster und bringe dieses Tagebuch auf den laufenden Stand.

Gleich sausen wir zu Kaffee und Tee, um gestärkt für den Kapitäns-Willkommens-Empfang zu sein. Das anschließende Kapitäens-Willkommens-Abendessen erfordert, uns noch in Schale schmeißen. Mal sehen, ob ich überhaupt zum Lesen komme.

Zum Cocktail steht der Kapitän schon am Eingang und schüttelt jedem die Hand, dazu macht er noch smalltalk. Das konnten vorher die russischen Kapitäne nicht. Lächeln zum Fotoshooting, dann gibts Sekt und Campari orange mit Fingerfood. Der Kapitän hält eine launige gute Ansprache an die Gäste. Dabei weist er darauf hin, das die Katalogangaben nur eine Richtschnur seien. Man bemühe sich zwar, die dort genannten Ziele anzulaufen, aber Wind und Wetter, besonders das Eis, bestimmten letztendlich über den Ablauf.

Kaum sind alle leitenden Personen vorgestellt, sausen wir schon ein Deck tiefer zum Dinner.

Irgendwie merkt man, wir sind auf einer Expeditionsreise und nicht auf einer Kreuzfahrt, denn wir begeben uns nach dem Abendessen in die Kabine anstatt in die Bar.

7. Tag, Donnerstag, 26. Januar 2012

Barren Island

Bleaker Island

(Falklandinseln)

6.00 Uhr, der Wecker rappelt, wir sind gleich am Ziel. Kurz gefrühstückt und wir steigen in Gummistiefel und Regenhose, denn die erste Anlandung steht an. Ich stelle meine Utensilien zusammen und finde meine Sanddosen nicht alle, das macht mich nervös. Erst am nächsten Tag finde ich sie aber wieder, dabei brauche ich sie doch gar nicht alle.

Wir warten in der Kabine auf den Aufruf unserer Farbe ROT bis wir merken, wir sind fast zu spät dran. Mit dem letzten Skodiac geht's an Land. Hier auf Barren Island gibt's sogar einen Steg zum Anlanden. Barren Island ist eine kleine Insel südwestlich von Ostfalkland und wird als Schafweide genutzt. Sie gilt als ein wichtiges Vogelbrutgebiet. Magellan-Pinguine begrüßen uns und der Expeditionsleiter steht an Land mit einer Tafel mit Datum, Ort und letzter Rückfahrmöglichkeit. Er meint, er sei das meistfotografierte Objekt, denn er bittet uns, die Tafel (mit ihm) zu knipsen, damit wir die Zeit nachlesen und hinterher noch einordnen könnten, wann und wo wir die vielen Bilder gemacht hätten.

Unter Leitung der Lektoren wandern wir gruppenweise über die kleine Insel und fotografieren, zunächst die Magellan-Pinguine mit ihren ca 3-4 Wochen alten Jungen vor ihren Nisthöhlen, die sie sich in den sandigen Boden und unter die Tussokgras-Büschel gegraben haben. Diese Pinguinart in den überwiegend eisfreien Zonen wird ca 70 cm groß. Sie bebrüten jährlich zwei Eier. Zum Fressen, überwiegend kleine Fische und Krebse, tauchen sie bis zu 100 Meter tief. Etwas weiter dann kommen eine Kolonie Magellan-Gänse, eine Brutkolonie von mehreren Hundert Riesensturmvögeln auf dem Kiesstrand, Kormorane mit ihren Jungen, Eselspinguine und weiteres Getier vor die Linsen

Die vorgeschriebenen Abstände sind gar nicht einzuhalten, die Tiere kommen teils ruhig auf uns zugewatschelt und wir laufen - unter Führung - quer durch das mit Bruthöhlen übersäte Gebiet. Wenn man nicht aufpasst kann man direkt in einen Höhleneingang treten und dadurch einen Pinguin platttreten oder sich ein Bein brechen. Auf dem niedrigen Kamm in der Inselmitte sehe ich Schafe weiden, leider sind die weg, als wir vom Rundgang dort vorbeikommen. Auf der Insel lebt die Familie May von der Schafzucht.

Ich werde unruhig, denn ich habe den Eindruck, das meine Kamera nicht mehr scharf fokussiert und Hanne hat den anderen vergessen. Später fällt mir dann ein, das ich ja meine Fahrrad-Sonnenbrille aufhabe und das der Grund ist, warum ich durch den Sucher nur noch unscharf sehe, auch die Fokussiereinrichtung an der Kamera hatte sich verdreht.

In der Nähe von Magellan-Pinguin-Bruthöhlen ziehe ich meine Probe hellen, mit Moos durchsetztem Sand, aber bald ersetze ich sie durch dunkelgrauen Sand direkt am Ufer der Bucht. Etwas weiter tausche ich diesen durch richtig schwarzen körnigen Sand aus. Grund der dunklen Farbe sei kein Vulkan, sondern der hohe Moosanteil, der die flache Insel überwiegend bedeckt, berichtet der begleitende Lektor. Später erfahre ich durch den Geologen, das es sich um zerbröselten Feuerstein handelt. Auf der gegenüberliegenden, dem offenen Meer zugeneigten Seite der Insel ist der Sand dann wieder ein heller Muschelkalk, den ich aber nicht nochmals tausche.

Aus der angekündigten einen Seemeile Strecke sind ca 3 Kilometer geworden und die Weiterfahrt verzögert sich um gut eine Stunde. Der Wind hat sich gedreht und einige Brecherchen gehen bei der Rückfahrt über unser Boot. Da erkennen wir, warum die dringende Empfehlung der wasserdichten Hosen und der Schutz der Kameras so ernst zu nehmen ist.

Wieder an Bord muss sich jeder mit seiner Bordkarte am PC-Lesegerät zurückmelden und dann mit den Stiefeln durch die Stiefelwaschanlage marschieren. Jeder Landgänger spritzt seinem Vordermann die Schuhsohlen von hinten ab, bevor es durch die Bürsten geht.

Es ist mittlerweile 16 Grad warm und unter der wasserdichten Hose und dem dicken Parka bin ich mächtig durchgeschwitzt, da muss ich duschen und mich komplett umziehen.

Obwohl ich in den ungewohnten Gummistiefeln recht gut gehe, zuckt mein Knie zum Ende wieder gewaltig. Auch Hanne hat Probleme mit ihren Krampfanfällen in den Beinen.

Schnell an Deck, denn dort ist Poelsa-Party. Es gibt Hot-Dogs, Rosee-Minze-Tonic, Becks-Bier vom Fass und Schnaps. Fließender Übergang zum Mittagessen, das wir diesmal am Buffet im Club einnehmen, hier wollen wir nämlich Fish and Chips nach Falkländer Art probieren.

Aufkommender Nordwind von 38 kn veranlasst den Kapitän, die ursprünglich für 14.oo Uhr angesetzte Anlandung auf Bleaker Island ( im Katalog steht Sea Lion Island) zu verschieben. Der Wind soll sich später drehen. Das Abendessen wird vorgezogen und die Anlandung soll dann am späten Abend versucht werden.

So machen wir es uns auf der Kabine bequem und ich kann auch noch etwas lesen. Dann steigen wir zur Teestunde ein Deck nach oben. Dabei sehen wir den Aushang, das um 17.00 Uhr ein Vortrag über die kommenden Tage erfolgt. Also hin. Wie ein Maschinengewehr rattert Frau Reinke-Kunze eine riesige Flut von Informationen, gestützt von herrlichen Bildern, runter.

Vor dem Abendessen erklärt der Kapitän, das es mit der geplanten Anlandung nicht gut aussieht. Windstärke 8, aber erst während des Abendessens letztendlich entschieden werden soll.

Wir sind gerade beim Dessert, als die Zodiacs runtergelassen werden. Der Wind hat zwar nur wenig nachgelassen, immer noch Windstärke 7-8, aber hat auf Nord gedreht und kommt von Land. Dadurch sind die Wellen nicht hoch. Dann kommt schon die Ansage, das wir Bleaker Island besuchen und der Hinweis, das man garantiert nass wird und das Ein- und Aussteigen schon Gelenkigkeit erfordert. Hanne verzichtet, ich aber schmeiße mich in die Explorationsklamotten und schon sitze ich im Schlauchboot.

Bleaker Island, eine schmale etwa 19 km lange Insel, ist überwiegend Naturreservat und Lebensraum für viele geschützte Tierarten. An Land laufen wir etwa 1 km am Strand entlang zu einer Eselspinguinkolonie. Der Wind bläst uns kräftig entgegen. Der feine Strandsand wird wie in den Filmen fein über den Boden geweht.

Das klare flache Wasser in den ruhigeren Buchten ist von großen, dichten Kelpwäldern bewachsen. Diese breiten und bis zu 40 m langen Algenpflanzen bieten ein hervorragendes Schutzrevier für kleine Fische, Krebse und Schnecken. Sogar die Robben tummeln sich gerne darin. Darüber hinaus ist es auch eine große Energiequelle für viele Meeresbewohner. Es ist einer der Grundbausteine der Nahrungskette.

Die Pinguine sitzen in der Sonne, es ist 16 Grad warm, und lassen die Fotoprozedur regungslos über sich ergehen. Die vom Fressgang zurückkehrende Pinguingruppe im Wasser wird derweil immer größer. Zunächst schwimmt ein Seebär bzw. Pelzrobbe am Ufer hin und her und hält die Truppe vom Landgang ab. Als diese endlich wegschwimmt, stören die rotberockten Touristen offensichtlich die mit Futter für die Jungen Heimkehrenden. Kleine Teilgruppen versuchen den Landgang, kommen aus dem Wasser, gucken sich schnatternd und IA-schreiend um, und flüchten wieder ins Wasser. So langsam werden sie zutraulicher und einzelne Gruppen steigen die ca 3 m hohe Böschung hinauf in die Kolonie. Herrlicher Anblick.

Die Sonne versinkt hinter der flachen Insel und wir erleben, während wir mühsam durch den lockeren Sand zurückstampfen, noch einen herrlichen Sonnenuntergang. Der Zodiac-Führer weist uns wieder auf den hohen Wellengang hin und bittet, die Fotoapparate etc. wasserdicht zu verstauen. Prima und problemlos kommen wir zum Schiff zurück, das Anlegen am Steg erweist sich jedoch als schwierig und einige Brecher gehen über uns, bevor im sicheren Schiffsbauch unsere Stiefel reinigen.

Kurz umziehen und wir steigen in den Club wo wir Iguazu-Mitfahrer treffen und einige Bierchen trinken. Der Kapitän zeigt und erklärt zwischendurch den Sternenhimmel und das Kreuz des Südens.

Ich gönne mir heute erstmals etwas vom Spätimbiss, wie der Mitternachtssnack hier genannt wird, und wir begeben uns zur Ruhe.

8. Tag. Freitag, 27. Januar 2012

Stanley

Gegen 8.00 Uhr laufen wir nach einer ruhigen Nachtfahrt in den Hafen von Stanley, der Hauptstadt der Falklandinseln ein. Herrlicher Sonnenschein und schon 12 Grad warm. Auf den Aussichtsplattformen, besonders vorne, herrscht reger Betrieb, denn alle wollen die Einfahrt in die enge Hafenbucht filmen. Die Bremen lässt ca 500 m vor dem Ufer ihre Anker ins Hafenbecken fallen, nur noch 3 Meter Wasser sind unter dem Kiel.

Die Gruppe der Falklands besteht aus rund 200 Inseln, davon sind West- und Ostfalkland mit je ca 6.ooo qkm die wichtigsten. Die 1843 gegründete Hauptstadt Stanley hat rund 2.000 Einwohner. Zu Zeiten der frühen Seefahrt hatte der geschützte Hafen eine wichtige Funktion als Bunkerstation für die Schifffahrt um Kap Hoorn.

Unsere rote Gruppe ist erst um 14.00 Uhr für den Bus nach Gipsy Cove eingeteilt, uns so genießen wir zunächst einmal in aller Ruhe das Frühstück. Trotzdem hält uns nichts an Bord und bald tendern wir mit den Zodiacs in die Hauptstadt der Falkland-Inseln. . Der holländische Kreuzfahrer Eidaam liegt weit draußen auf Reede, er kann gar nicht in das enge natürliche Hafenbecken einlaufen. Es zeigt sich aber, das es trotz der vielen Passagiere keine Engpässe in den vielen Souvenierläden gibt.

Im ersten Shop werden direkt Karten gekauft und ans Reisebüro Ritz mit einem Dank für die Flasche Champagner und an die Enkelkinder geschickt.

Zahlen kann man hier mit allem, nur nicht mit argentinischen Pesos. Das Falkland Pfund entspricht dem englischen Pfund. Die Umrechnung der Dollar oder Euroscheine wird recht locker gehandhabt.

Zwei Häuser und 5 Fotos weiter entern wir den nächsten Giftshop. Hier gibt es wunderschöne Kinderstrümpfe mit Pinguinen die sofort gekauft werden.

Die anglikanische Kirche ist wirklich sehenswert. Davor steht der "Whalebone Arch" (Walknochen-Bogen), 4 Kieferknochen von Blauwalen, gigantisch.

Gegenüber besuchen wir den nächsten Giftshop. Da ich mich nicht für ein T-Shirt erwärme, suche ich nach einer Mütze. Da hatte der letzte mehr Auswahl, also zurück und eine Cap mit Bildern der hier vorkommenden Pinguinarten gekauft. Ohne Sonnenschutz kann es bei meinen kurzen, dünnen Haaren leicht zum Sonnenbrand auf dem Haupt kommen.

Weiter auf der Uferpromenade und da steht doch hinter dem Gouverneurspalast ein Militärhubschrauber. Kleine Kinder sind bei der Besichtigung und dürfen mal reinklettern. Der Pilot ähnelt Prinz William und Hanne eilt zum Fotografieren hin.

Am Denkmal für die Gefallenen des Falklandkrieges 1982, dem für die Gefallenen des 1.Weltkrieges (Hier war im Dez 1914 eine große Seeschlacht mit der Graf Spee) und einem alten Wrack der Jhelum vorbei kommen wir zum Museum. Wirklich ganz toll zusammengestellt. Neben Infos zur Entdeckung und Besiedlung sowie der vielen militärischen Kämpfe sind auch Gegenstände aus dem Leben der Zivilbevölkerung ausgestellt.

In einem ausliegenden "Kondolenzbuch" zur Hochzeit von William und Kate haben wir auch die besten Wünsche der Moselaner Hermann und Hanne eingetragen. Gleichfalls im Gästebuch ein paar Dankesworte.

Auch die Außenausstellung mit einer Originalhütte aus der Antarktisforschung ist sehenswert.

Mit dem Museums-Shuttle-Bus, der uns als Bremen-Gäste nichts kostet, wie auch der Eintritt frei war, fahren wir ins Zentrum zurück.

Zum Mittag gehen wir in die Globe Tavern, eine typische englische Pinte. Ruckzuck wird hier in der brechend vollen Gaststube bedient. Guiness sowie Fish and Chips schmecken vorzüglich. Den Verdauungsspaziergang machen wir durch das Städtchen, bis wir uns am Schüettelbus anstellen, um nach Gipsy Cove zu fahren. Hier sollen große Pinguinkolonien sein. Gleich am Beginn des Wanderpfades sehen wir unten am Strand einen einsamen Königspinguin. Ich meine schon, ihn als aufgestellte Attrappe einordnen zu müssen, als er sich doch bewegt. Er ist nun ein gesuchtes Fotoobjekt. Das Angebot sonst ist etwas mickrig, wenngleich einige Nester so nahe sind, das wir hineinblicken und die Jungen sehn können. Der kurze Spazierweg, den wir im Strandbereich wegen Minengefahr nicht verlassen dürfen endet dann irgendwo einfach. Ich finde den Rundkurs durchs Gelände einfach nicht, sodass wir auf dem alten zurücklaufen. Blind durch die Natur zu laufen und Zäune zu überklettern will ich dann doch nicht machen. Anderen Gästen geht es genauso.

1982 haben die Argentinier hier das ganze Ufer vermint. Zwar sind die Minen geräumt, aber wegen der Gefahr der Anschwemmung ist die Uferzone weiterhin als Minensperrgebiet zum Betreten verboten. Im Falklandkrieg haben die Engländer die Argentinier nach wenigen Wochen wieder vertrieben. 1200 Argentinier und 250 Engländer mussten für diese unsinnige Aktion ihr Leben lassen. Dafür bekamen sie dann zwei ein großes Denkmale

Aufgegeben haben die Argentinier ihre Ansprüche auf die ganzen südatlantischen Inseln aber noch nicht. Große Infotafeln im Hafen von Ushuaia erklären die Gründe der fast zweihundert Jahre alten Ansprüche auf die Malvinen, wie diese Inseln auf spanisch heißen. Momentan ist die Stimmung, ausgelöst durch anstehende Befreiungsfeiern der englandfreundlichen Falkländer (30-jähriger Sieg) und der angekündigten Stationierung von Prinz William auf dem Archipel, recht stark aufgeheizt.

Die Bedeutung der Falklandinseln als Bunker- und Versorgungsstation hatte durch die Eröffnung des Panamakanals stark abgenommen und die Inseln wurden von den Engländern vernachlässigt. Innenpolitische und wirtschaftliche Probleme veranlassten die argentinische Regierung dann zu diesem Abenteuer, nicht damit rechnend, das die Engländer so hart reagieren würden. Auf der anderen Seite stand auch die britische Regierung Thatcher unter massivem wirtschaftlichem Druck und der Konflikt zur Ablenkung im Wahlkampf kam gerade recht.

In einem uralten abgewrackten Bus haben sie hier ein Café eingerichtet. Der Kaffee, Tasse für 1 Pfund oder 2 Dollar ist heiß und gut.

Unterwegs sehen wir noch einige Wracks in der Bucht liegen, die hier nach der stürmischen Umrundung von Kap Hoorn strandeten bzw. aufgegeben wurden. Auch einige Kriegsschiffe aus verschiedenen Konflikten ruhen in den Gewässern der Inseln.

Bevor wir zurücktendern, eilen wir noch mal in den Giftshop und Hanne kauft sich ein T-Shirt und eine Pinguinmütze für Karneval. Dabei will die Verkäuferin meine Mütze nochmals bezahlt haben. Ich habe Schwierigkeiten, die Quittung zu finden und das Problem zu lösen.

Auf dem Schiff werden wir zur Sailaway-Party geladen. Sekt mit Blue Curacao, lässt sich prima trinken.

Nach dem Abendessen hält Hajo Lauenstein noch einen Vortrag über die politische und geschichtliche Situation der Falklandinseln.

Nachdem wir den Schutz der Inseln verlassen haben, werden die Wellen kräftiger und das Schiff schaukelt mittlerweile ganz schön.

9. Tag, Samstag, 28. Januar 2012

Auf See, Kurs Südgeorgien

Temperatur. 6,3 Grad, Wind 32 kn = 2-3, Wellenhöhe ca 2 m.

Der erste noch verschlafene Blick aus dem Kabinenfenster geht gegen eine dichte weiße Nebelwand.

Heute nacht hatte ich das Gefühl, als ob das Schiff doch ganz kräftig schlingerte, nun aber hat der Wind nachgelassen und die Wellen sind weit gezogen und ca 2 m hoch. Immer mehr Gäste haben kleine Pflästerchen hinter den Ohren.

Gemütlich geht's zum Frühstück ins Restaurant. Morgens und Mittags ist freie Sitzwahl und im Club wird i.d.R.. das gleiche Essen, allerdings nur in Bufettform geboten. Die Küche bietet hier neben diversen Eierspeisen auch Minutensteaks, englisches Frühstück mit Schinken und Speck, Waffeln mit heißem Obst, Pfannkuchen mit Ahornsirup, Französische Broiche, Hafersuppe sowie sonstige täglich wechselnde Leckereien. Ich halte mich lieber an die große Brötchen- und Brotauswahl. Dazu Lachs, Käse, Wurst, Schinken und und und...,Müslis mit vielen Zutaten, Quark, Joghurt, Marmeladen, Herz was begehrst du. Da kann man sich schon so richtig satt essen. Komisch ist irgendwie, während man als Gast bei Mittag- und Abendessen viel Wert auf Abwechslung legt, gönnt man sich beim Frühstück immer das Gleiche.

Den Saft trinken wir aus Stielgläsern. Die passen nicht ganz unter die Ausläufe der Saftspender. Zunächst dachte ich hier an eine unglückliche Zusammenstellung, aber mit der Zeit erkenne ich, das ist gewollt. So werden die Gläser durch die Schräghaltung nur bis zu Zweidrittel gefüllt und beim schaukelnden Gang zum Tisch wird nicht so viel geschlabbert.

Neben den Standardsäften wie Orangen, Multivitamin, Grapefruit, Tomaten und Apfel stehen auch noch Exoten wie Karotten- und Pflaumensaft etc. in kleineren Karaffen bereit . Einige Gäste brauchen auch schon morgens Sekt zur Stabilisierung ihres Kreislaufes.

Der Kapitän gibt morgens und/oder frühabends immer einen kurzen aber intensiven Bericht über das aktuelle Wetter und die Aussichten sowie zum Kurs über die Bordlautsprecher. Zu denen kann man sagen, das die nur gezielt genutzt werden, man wird nicht unnötig davon aus seinen Träumen gerissen.

Alles eilt in die Lounge zum Vortrag von Dr. Eckart Pott über Albatross & Co, Meeresvögel des tiefen Südens. Herrliche Bilder lockern das ansonsten schwere Thema der Erkennung und Zuordnung auf.

Auf dem Rückweg in die Kabine schleiche ich noch schnell an einer heißen Bouillon vorbei. Das ist allerdings immer nur ein dünnes Würfelsüppchen. Die heiße Suppe oder wahlweise der Tee oder Kaffee beleben aber die Lebensgeister.

Trotzdem, ich bin schon wieder müde und schmeiße mich eine halbe Stunde aufs Bett, bevor ich mich mit den heute Nacht gelieferten Broschüren über Benehmen und Leben auf Süd Georgien befasse.

Im Club gibt's heute "BBQ Spare Ribs". Da Hanne für ihr Leben gerne Knochen abnagt, steigen wir daher heute hierhin zum Mittagsmahl. Mein anschließendes Nickerchen ist so ausgedehnt, das ich beinahe den nächsten Vortrag verpasse. Wenn das so weitergeht, muss ich mir noch den Wecker stellen, denn wer spät kommt, hat nur noch Plätze mit schlechterer Sicht. Dr. Christine Reinke - Kunze spricht über das abenteuerliche Leben von Sir Ernest Shackleton, garniert mit vielen zeitgenössischen Fotos und Zeichnungen. Extrem engagiert und super vorgetragen beleuchtet sie sein Werden und Wirken als Polarforscher, insbesondere die schicksalhafte Reise mit der Endavour.

Das Wetter wurde schlechter, es regnet leicht, Wind 47 kn, aber die Bremen pflügt weiterhin mit ca 14 kn/h Kurs 102 Grad durch die Roaring Forties (Brüllende/Donnernde Vierziger) Richtung Süd Georgien. So bezeichnet man die Region der Westwinddrift zwischen 40' und 50' südlicher Breite. Diese Winde aus westlicher Richtung wehen das ganze Jahr über und sorgen für unbeständiges Wetter, Regen, hohen Seegang und laufen häufig zu Sturmstärke auf.

Mit der Antarktischen Konvergenz, einer fiktiven Linie rund um die Antarktis bezeichnet man den Beginn der polaren Zone. Hier treffen die warmen Gewässer der Ozeane auf das kalte Wasser des eisigen Kontinents. Durch das Frieren des Meerwassers erhöht sich unter den Eismassen der Salzgehalt des Wassers, da Salz ja nicht friert. Der unterschiedliche Salzgehalt und die Temperaturunterschiede führen zu den starken Strömungen, die an der Oberfläche und in der Tiefsee teilweise gegensätzlich verlaufen. Diese Bewegungen ziehen rund um den ganzen Erdball und können daher auch als Klimamaschine angesehen werden.

Schnell über das Außendeck in den Club und sich den Teller voll mit leckeren Strudeln gepackt, bevor die Masse sich über die schmalen Treppen und engen Gänge durchgewalzt hat.

Den Recall, sozusagen ein Briefing der Gäste unter Moderation der Lektoren - nehme ich zunächst nicht so ernst und lese lieber in meinem Roman. Schade, das muss ganz informativ gewesen sein. Z.B. hängt die Maximalgeschwindigkeit eines großen Schiffes nicht nur von der Motorisierung ab, sondern auch die Länge und Wasserverdrängung sind wichtige Faktoren zur Erhaltung der sicheren Fahrt.

Nach dem Abendessen sausen wir zum Vortrag von Uli Erfurt über Heißes Blut in kalten Gewässern - die Robben auf unserer Reise. Ganz hervorragend und besonders witzig vorgetragen. Dem könnte man stundenlang zuhören.

Draußen blitzt und donnert es.

Ein Bierchen bei zu lauter Klaviermusik im Hintergrund und wir gehen zu Bett.

10. Tag, Sonntag, 29. Januar 2012

Auf See, Kurs Südgeorgien

Air 5,3 Grad, Wasser 4,1 Grad, Wind 35 kn steht auf dem morgendlichen Bildschirm.

Frühmorgens noch strahlend blauer Himmel, der aber langsam zuläuft.

Kräftige Wellen von rund 5 m mit Schaumkrönchen bringen unseren Pott schön ins Schlingern. Angenehm ist dieses Gefühl, wenn man im Bettchen liegt, aber wir müssen unter die Dusche und raus, sonst schaffen wir das Tagesprogramm nicht.

Der kräftige Wind kommt von achtern, so machen und die Wellen nicht so viel zu schaffen. Wenn die von vorne kämen, könnte die Bremen nicht mehr so schnell Fahrt machen und sie würde wesentlich mehr stampfen und rollen.

Zunächst noch die Uhren und Fotoapparate auf die neue Zeit (+ 1 Stunde) umstellen. Vom Frühstück aus müssen wir schon direkt zur Pflichtveranstaltung über Verhaltensregeln und Richtlinien bei Anlandungen in Südgeorgien und der Antarktis. Sauberkeit der Stiefel und Klamotten sowie der Stative und Taschen wird ganz groß geschrieben. Auch darf man gar nichts mitnehmen, explizit genannt werden neben Federn auch Steine und Sandproben. Das ist für mich nun wirklich sehr schade.

Anschließend gibt der Expeditionsleiter Dr. Ha-Jo Spitzenberger eine Vorschau über die auf Südgeorgien geplanten insgesamt 5 Anlandungen. Hoffentlich spielt das Wetter mit und wir können alle mitmachen.

Es ist zwar noch leicht bedeckt und windig, aber Hanne hängt sich eine Zeitlang in einen Deckstuhl und träumt von der Fahrt, während ich rund laufe. Plötzlich der Ruf von der Brücke: Finnwale steuerbord. Ich sehe zwar in der Ferne den Blas, damit hat`s sich aber.

Die Brücke ist auf, als ich gerade die Bugaussicht verlasse, und so gehe ich hinein. Das ist hier so angekündigt, dass man hineindarf, wenn die Türe offen steht. Die nautische Offizierin gibt gerne tiefgehende Antworten.

Nun zum Mittagessen. Vor dem Eingang der Speiseräume, wie auch an allen Schiffszugängen, stehen Spender mit Desinfektionsmitteln. Die Hotelleitung hat bei der Vorstellung darum gebeten, diese auch aus hygienischen Gründen zu nutzen. Das wird aber nicht sehr stark befolgt, stelle ich fest. Genauso ist auf der Speisekarte ein großer Hinweis der US-Behörden, das man z.B. von rohem bzw. nicht voll durchgegartem Fleisch oder Fisch und unpasteurisierten Milchprodukten krank werden kann.

Wir gehen heute wieder ins Restaurant und lassen uns bedienen, die kleinen und niedrigen Bartische im Club sind nicht das ideale. Die Mittagskarte enthält i.d.R.. mehrere Vorspeisen und Salate vom Buffet, 2 Suppen sowie 3-4 Hauptspeisen inkl. Fisch werden serviert und Desserts und Käseplatte wieder vom Buffet. Dazu natürlich das komplette Getränkeangebot und Kaffee.

Gleiches gilt auch für das Essen im Club, lediglich das es dort dieselben Gerichte als Buffet-Angebote gibt.

Das Abendessen wird im Restaurant nur in servierter Form gereicht.

Neben der 5-Gang-Empfehlung des Küchenchefs sind weiter 2-3 Vorspeisen, zwei Suppen, 1-2 Zwischengerichte, 2-3 Hauptspeisen, 2 Desserts und Käseplatte sowie Obst im täglichen Angebot. Hier kann man querbeet unbeschränkt bestellen.

Die Kellnerinnen und Kellner, überwiegend deutsche Hotelfachkräfte, sind sehr aufmerksam und ich werde vom zweiten Tag an mit dem Namen angesprochen. Voraussetzung für eine Stelle ist eine abgeschlossene Ausbildung zur Hotelfachkraft. Einige sind schon zwei Jahre hier, sie erhalten jeweils Verträge von 7-10 Monaten, die dann verlängert werden können.

Die Getränke bei Tisch und an den Bars müssen über Zimmerrechnung beglichen werden. Kaffee ist frei. Auch alle alkoholfreien Getränke aus der gutgefüllten Minibar in der Kabine sind frei. Warum man das dumme Wasser aus der 1,5 Liter-Flasche bei Tisch mit 3 € bezahlen muss, ist mir daher schleierhaft.

Die Weinkarte ist sehr groß und reichlich, 158 internationale Flaschenweine, darunter 8 Moselweine und noch viele weitere deutsche. Als regionale Weine werden 18 argentinische Weiß- und Rotweine angeboten. Auch das Angebot an 15 offenen Weinen ist vielfältig. Da werden wir uns die nächsten Tage dann mal durchtrinken.

Bier vom Fass ist Becks, daneben einige Flaschenbiere. In der Bar abends ein ausgeprägtes internationales Angebot an Drinks.

Ich liege gerade im Suppencoma, da ruft die Brücke auf Deck zur Besichtigung der "Shag Rocks", einer Gruppe von 6 kleinen, bis zu 50 m hohen Felsspitzen, mitten in der See, über 250 km weit von den nächsten Inseln entfernt, an denen wir gerade in angemessener Entfernung vorbeifahren. Die vom Stein her grauen Felsen sind braun und weiß vom vielen Kot der hier nistenden und ruhenden Kormorane. Bei ganz ruhiger See "Ententeichwetter", ist die Discovery vor Jahren einmal mit den Zodiacs angelandet.

Am Heck stehen die Fotografen, neben den Ofenrohren haben viele auch nur kleine taschenfähige Digitalkameras dabei. Die Sturmvögel und Albatrosse hinter dem Schiff werden millionenmal abgelichtet. Ein Glück, das das Knipsen heute einfacher und insbesondere billiger ist als zu den analogen Dia-Zeiten.

Fast jeden Tag ist Werbematerial des Bordreisebüros auf der Kabine. Vorgestern sollte man sich für immer aktuelle Infos anmelden, Gestern eine Vorschau auf die Reisen der nächsten zwei Jahre mit 3 % Bordrabatt, heute für die Mitgliedschaft im Hapag-Lloyd Club, morgen für ??

BioSecurity = Artenschutz Inspektion.

Wie heute morgen bei der Erläuterung der Verhaltensregeln angekündigt, müssen wir mit Stiefel, Jacke, Taschen etc., die bei den Anlandungen getragen werden, zum Sicherheitscheck. Alle Taschen der Jacken und Hosen, besonders die Klettverschlüsse werden mit starken Staubsaugern gereinigt. Die Stiefel werden inspiziert und selbst die kleinsten Partikel an den Schuhsohlen müssen ausgebürstet werden. Alle stehen dazu, nach Farbgruppen geordnet, in langer Reihe vor dem Guanomat. Mittels Unterschrift verpflichtet man sich, die Bestimmungen an Land einzuhalten. Ansonsten wird man von weiteren Anlandungen ausgeschlossen.

Nahtlos geht das Programm weiter mit Uli Erfurts Vortrag über die Wale im Südpolarmeer. Wieder super vorgetragen und sehr informativ.

Rund ums Schiff und dann in der Kabine relaxt und gelesen, bis wir uns zum Shackleton-Dinner aufmachen.

Der Kapitän macht eine freundliche Durchsage und erklärt uns wohlwollend, das in der späten Nacht zwecks Kurs auf den Anlandeplatz die relativ ruhige Fahrtrichtung verlassen und wir quer zu Wind und Wellen fahren müssen. Damit es keine Schäden gibt, ist alles Lose, z.B. Fotoapparate etc. auf den Boden oder in Schubladen zu legen, denn es könne einige ziemlich starke Schiffsbewegungen geben.

Naja, wollen wir mal sehen.

11. Tag. Montag, 30. Januar 2012

Salisbury Plain

Prion Island

Fortuna Bay

(Südgeorgien)

Um 4.50 h fotografiere ich schon den Sonnenaufgang hinter den vergletscherten Bergen. Die Bremen ankert wenig später in der Bay of Islas.

Strahlender Sonnenschein, 4,5 Grad.

Schon vor 6 Uhr schippert die erste Gruppe raus an den Strand von Salisbury Plain. Wir laufen über Deck und bewundern die ersten Pinguine und Seebären, die um unser Schiff kreisen. Die Schreie der jungen, auf ihr Futter wartenden Königspinguine hören wir bis aufs Schiff.

Kurz gefrühstückt und schon sind auch wir an der Reihe, denn die erste Gruppe kehrt schon zurück. Es dürfen immer nur max. 100 Gäste an Land sein. Die Stiefel werden nochmals mit Desinfektionsmittel eingesprüht, bevor wir mit dem Zodiac ans Ufer fahren. Wenig Wellen und wir kommen gut an Land.

Gruppenweise laufen wir am Strand entlang mitten durch die Königspinguine. 90.000 Brutpaare, etwa 250.000 Tiere insgesamt bevölkern dieses große flache Strandstück. Bis auf halbe Bergeshöhe zieht sich die Pinguinkolonie hoch. Die jungen Pinguine sind in der ersten, teilweise auch schon in der zweiten Mauser. Man kann das an den Fellresten gut erkennen. Es ist ein gewaltiges Geschrei, indem die jungen nach Ihren Eltern rufen und die Alttiere nach ihren Jungen.

Die Königspinguine können auf Ihren Streifzügen von bis zu 700 km bis zu 300 m, manchmal bis zu 500 m tief tauchen. Pro Jagdgang fressen sie bis zu 20 kg Meerestiere, überwiegend Krill und kleinere Fische. Sie werden bis zu 1 Meter groß und bekommen, im Gegensatz zu den anderen Arten, alle zwei Jahre nur ein Ei.

Dazwischen tummeln sich Seebären mit ihren Jungen. Putzig laufen die herum, während die Alten teilnahmslos daliegen. Aber wenn sich einer gestört fühlt, kann er recht aggressiv werden. Ein Biss ist aufgrund der Mundstoffe des Tieres sehr infektiös und es bestehe oft Lebensgefahr durch die Entzündungen. Das Bordhospital ist auf solche massiven Vergiftungen nur unzureichend gerüstet und ein Transport in eine Klinik oft unmöglich.

Es wird wie wild fotografiert und gefilmt. Das wir so mitten hinein in die Kolonie geraten, hatten wir nicht erwartet. Die Pinguine kommen auf die rotberockten Menschen ohne Scheu und voller Neugier zu und picken uns sogar. Die sehen uns, die sich auch aufrecht bewegenden Figuren, als ihre Artgenossen an.

Mal sehen, ob sich eines unserer über 100 Bilder als Wintergartenposter eignet.

Es läuft zu und beginnt zu regnen, das fühlt sich ganz schön kalt an, aber wir müssen ja auch aufs Schiff zurück. Die warmen nassen Jacken und Stiefel in die Kabine und schnell noch zum Club, einen Tee schlürfen. Die ersten führen schon Ihre Filmchen auf dem Laptop vor.

Der Expeditonskreuzer fährt weiter nach Prion Island und unterwegs werden unsere Fenster von außen geputzt. Schon sieht man besser.

Das Schiff ist bald am nächsten Ziel. Wir müssen warten und löffeln aus Langeweile eine Bouillon, bevor wir schnell im Club eine Kleinigkeit essen. Schon erfolgt der Aufruf unserer Gruppe rot. Ruckzuck sind wir an Land. Hier klettern wir auf einem guten Holzsteg ca 50 hm hinauf, wo die Wanderalbatrosse brüten. Einige große Elternpaare sitzen auf dem Nest und hüten das Junge. Leider nieselt es mittlerweile kräftig und tiefhängende Wolken beschränken die Aussicht. Auch weht hier oben kein Wind. Die größten Vögel können daher nicht starten, die brauchen mindestens Windstärke 3-4 um abheben zu können. Die Jungen werden hier ein Jahr lang vom Elternpaar gefüttert, bis sie fliegen können. Wind, Wetter, Schnee und Eis müssen sie dabei in ihrem Nest bzw. unter dem Tussokgras aushalten. Dann bleiben sie selbständig zunächst drei ganze Jahre auf dem Meer, bevor sie wieder auf festem Boden, i.d.R. an ihrem Geburtsort, landen. Dabei purzeln die manchmal genau so ungelenk auf die Erde, wie man es aus den Kinderfilmen kennt. Der Uferstreifen, aber auch der ganze Hang hinauf ist voll von jungen Seebären, diese Pelzrobben sind rund 6 Wochen alt und warten, teils jämmerlich schreiend, auf ihre Eltern, die ihnen Futter bringen. Die Kleinen sind recht zutraulich und zeigen keine Angst, wohingegen die Alten schon Angriffslust zeigen wenn man ihnen in die Quere oder ihrem Jungen zu nahe kommt.

Eine Familie Seeelefanten liegt eng zusammengerückt zwischen den Felsbrocken am Ufer und döst vor sich hin. Die liegen immer in so engen Klumpen, das Jungtiere manchmal erdrückt werden. Diese massigen Tiere sind die größte Robbenart. Die Bullen werden bis zu 6 m lang und erreichen ein Gewicht von 3 - 4 Tonnen. Eine 15 cm dicke Blubber- (Fett-)schicht führte Anfang des 19. Jahrhunderts fast zur Ausrottung durch die Walfänger und Trankocher. Ihr Gebrüll und das Klatschen, wenn die massigen Körper bei den Revierkämpfen gegeneinander prallen, ist beeindruckend. Auch wenn diese Fettbrocken an Land schwerfällig aussehen, so sind sie beim Angriff sehr schnell und walzen dabei alles platt, was sich in ihren Weg stellt.

Eine weitere Bewohnergruppe hier sind die Eselspinguine, von denen auch tausende den Uferstreifen beleben.

Beim Aussteigen aus dem Zodiac am Schiff bin ich doch gestolpert und sank zwischen den beiden Matrosen auf die Knie.

Die Küche hat zwar ihre Ausgabe verlängert, aber ich habe keinen Hunger mehr. Warten wir auf den Kuchen, das dauert ja nicht mehr lange.

Wie der Kapitän rundsagt, war es heute morgen und jetzt die ersten gelungenen Anlandungen hier in dieser Saison. Es war super, sehr schade für die, die es nicht erleben durften.

Die Bremen dampft ab und plötzlich werde ich vom Gong aus dem Nickerchen gerissen. Der Kapitän sagt an, das die vorgesehene Rundfahrt durch die Stromness-Bucht gekänzelt und dafür eine weitere Anlandung in der Fortuna Bay ins Auge gefasst wird.

Angespannt gehen wir hoch, am Lido Deck ist es uns zu frisch und so setzen wir uns in den Club, trinken Bier, Tee und Kaffee. Durch den Nebel sucht sich das Kreuzfahrtschiff den Weg. Meine Begleiterin springt plötzlich verwirrt auf. Zwischen den vielen Robben und Pinguinen, die unser Schiff umkreisen, hat sie einen Buckelwal gesichtet. Auch ich sehe dann noch kurz seinen pockigen Rücken, bevor er langsam versinkt. Seine Fluke zeigt er uns nicht.

Kaum sind wir in der Bucht drin, setzt sich die Sonne durch und erfüllt den Fjord mit gleißenden Licht. Ein Superanblick ist diese Bucht mit den ringsum hohen Bergen und den dazwischen herniederkommenden Gletschern. Diese Bucht hat Shackleton bei seiner Überquerung der Insel als erste an der Nordküste erreicht.

Ohne Verzögerung beginnt die Ausbootung. Hanne ist knatschig, weil schon wieder die Gelben vorne dran sind, sie will den angesagten Wechsel.

Es kommt wie befürchtet, die Wolken ziehen auf und ein stürmischer Wind peitscht durch die Bucht. Während wir zum Zodiac anstehen, wird auf der Brücke erwogen die Anlandung abzubrechen. So etwas hatte ich beim Aufkommen der Winde schon vermutet.

Vernünftige und nicht allzu ängstliche Köpfe setzen sich durch und wir werden rausgeschippert. Supernasse Anlandung nennt man das.

Fehler, ich hatte die Regenhose in die Stiefel gesteckt. Als der Brecher über uns geht, läuft das Wasser hinein. Das werde ich auf der Rückfahrt besser machen müssen.

Wir durchqueren die Pelzrobbenkolonie, wobei Hanne massive Angst bekommt, denn die alten Tiere gehen regelrecht zum Angriff auf uns Rotröcke über. Wir haben richtig Arbeit, die Tiere abzuschrecken und zu der dahinterliegenden Königspinguinkolonie zu kommen.

Mehrere Wasserläufe kommen von den Bergen und wollen durchquert werden. Das ist von der Wassertiefe von ca 20 cm kein Problem. In einem 3 Meter breiten Wasserlauf tummeln sich aber ein Dutzend junge Robben, die natürlich nichts anderes vorhaben, als beim Durchqueren mit uns zu spielen. Selbst die Stöcke der Lektoren nutzen nur wenig.

Nicht einfach, meine bessere Hälfte da hindurch zu bringen. Die Angst ist zu groß und Hanne bleibt bei einem Lektor stehen, während ich weiter haste. Es lohnt sich. In der kleinen Bucht stehen die Königspinguine dicht an dicht. Auf dem Rückweg zum Skodiac werden noch Bilder und Filmchen geschossen, die Pinguine, die Pelzrobben und die Seeelefanten sind einfach fotogen, sie posieren wie Filmsternchen vor uns.

Auch eine kleine Herde Rentiere grast hier herum. Die sollen demnächst abgeschossen werden, denn sie fressen zuviel von dem raren Gras. Die Rentiere wurden seinerzeit in zwei Gruppen a 25 Tiere als Fleischlieferant für die Walfänger ausgewildert und haben sich zu einer Plage entwickelt.

Die Rückfahrt geht mächtig durch die Wellen und alle sind pitschnass, obwohl der Driver sehr langsam fährt und sorgfältig den Wellentälern folgt, um überbordende Brecher zu minimieren.

Eilig umgezogen und schon genießen wir das Abendmal und daran anschließend noch die Bar. Hanne braucht auf den Schreck mit den Seebären noch einen Schnaps, denn beinahe wäre sie ja gebissen worden, und das ist ggfls. tödlich. Gut, das ich sie retten konnte.

Wer hätte mir die Koffer für die Rückreise gepackt.

12. Tag, Dienstag, 31. Januar 2012

Gold Harbour

Grytviken

(Südgeorgien)

Irgendwie habe ich mich erkältet. Der Hals kratzt und die Nase läuft. Heute nacht habe ich nicht aufgepasst, und meinen schönen neuen Mosel-Buff als Schneuztuch benutzt.

Kaum eingeschlafen, schon piepst der Wecker. Hanne`s ersehnter Gruppenwechsel hat uns heute zu den Frühaufstehern gemacht. So geht's eben. Schnell einen heißen Kaffee runtergeschüttet und wir sitzen schon im Zodiac. Es regnet leicht, aber die Wolken sind höher als der ansonsten relativ dichte Nebel dieser "antarktischen Relevanz"

Unser schwimmendes Hotel hat die Nacht auf offener See gekreuzt und ist mit der beginnenden Helligkeit in die Gold Harbour Bucht eingelaufen. Hohe steile Berge und Gletscher säumen einen weiten Kiesstrand. In den Bergen hier gibt es viel Katzengold (Pyrith) was die Namensgebung beeinflusste.

Eine große Königspinguinkolonie direkt an unserer Anlegestelle ist das Ziel. Hier fallen mir besonders viele einjährige Tiere mit ihrem braunen Daunenfell (sog. Kaffeewärmer) auf. Auch viele weitere sind in der Mauser, man sieht nur noch wenige braune Federn. Die Tiere sind auch hier sehr zutraulich und kommen auf uns zu. Sobald sie nach wenigen Wochen aus der Kleinkinderstube rausgewachsen sind, kennen sie an Land ja keine natürlichen Feinde.

Wie meistens teilen sich die Königspinguine ihr Brutgebiet mit dem Aufzuchtgebiet der Seebären. Hunderte Jungtiere schreien hier rum und tollen miteinander. Auch diese kennen keine Angst vor uns und kommen mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die Touristen zu. Die wenigen Alttiere, die zum Füttern gerade am Strand sind, verteidigen ihr Revier und schützen die Jungen. Da muss man aufpassen, welchen Weg man nimmt.

Schwärme von Skuas und auch einige Albatrosse tummeln sich in dem Gewirr aus wuselnden Tieren. Die Kadaver verendeter Jungtiere werden von ihnen unter gegenseitigem Kampf zerrissen und gefressen. So bleibt die Kolonie sauber. Die Kapsturmvögel (Raubmöven) schwirren dazwischen herum. Sogar beim Füttern der Größeren mischen sie mit und klauen das von den Eltern hochgewürgte Futter sogar aus deren Rachen. Die Skuas und Sturmvögel räubern bevorzugt die Pinguineier und die kleinen Jungtiere. Zur Abwehr bilden die Brutpaare daher immer große geschlossene Gruppen. Neben der Abwehr von Fressfeinden dient das auch dem Schutz vor der beißenden Kälte.

Einige wenige Eselspinguine haben sich auch noch hierhin verirrt.

Gegen die Bergflanke hin ist der Hauptbrutplatz der Pinguine. Hier stehen sie dicht an dicht und mittendrin die Brutpaare mit den wenige Wochen alten in diesem Jahr geschlüpften Jungen. Diese und einige Nachzügler im Brüten bekommen wir so nicht zu sehen, da wir nicht so weit rein dürfen.

Dritte Attraktion dieser Bucht ist eine große Kolonie von Seeelefanten. Diese massigen Körper liegen gruppenweise (haremsweise) zusammen und dämmern vor sich hin. Von Zeit zu Zeit gähnen sie einmal auf, rülpsen minutenlang vor sich hin und schlafen weiter. Wenn ein anderer Bulle dem Revier des Konkurrenten zu nahe kommt, ist der ruckzuck aufgerichtet und die Fleischmassen knallen gegeneinander. Erstaunlich, wie schnell diese doch so wabbeligen Fleischmassen sich bewegen können. Die Jungtiere sind in der Häutung, ihnen hängt die alte Haut in Fetzen vom Leib. Während dieser Phase gehen sie nicht ins Wasser und zehren von ihren Fettreserven. Die Lektoren achten hier auch auf einen vernünftigen Sicherheitsabstand. Wer da drunter kommt ist so lang und platt, das er mit mehreren Zodiacs wieder zurückgefahren werden muss.

An Bord zurück wird mal geduscht und Morgentoilette gemacht, bevor wir zum Frühstück eilen. Ich habe die ganze Zeit einfach keinen großen Hunger, verzichte meistens auf Eierspeisen und andere Leckereien und esse nur ein Scheibe Brot und ein kleines Brötchen, darauf Schinken, Wurst oder Käse. Dabei ist doch soviel da.

Aus dem Geplauder an den Nachbartischen geht hervor, das es jetzt bald genug Pinguine sind. Es wird schon gar nicht mehr soviel geknipst und die Leute sind manchmal schon vor dem Zeitlimit an den Zodiacs zur Rückfahrt. Beim Ausfahren stehen sie aber immer schon lange bevor ihre Gruppenfarbe aufgerufen wird, in der Schlange,

Der fehlende Schlaf wird nachgeholt, bevor wir dem nächsten Vortrag von Dr. Eckart Pott über "Südgeorgien, ein(st) Zentrum des Walfangs" aufmerksam zuhören.

In seiner Morgenansprache erzählt der Kapitän, das klarer Himmel und heiße Sonne hier nicht gerne gesehen sind. Das verursacht plötzlich auftretende starke Winde. Beim letzten Besuch sei z.B. der Wind von 2 innerhalb von 8 Minuten auf 7-8 angeschwollen, sodass sie massive Probleme hatten, die Passagiere wieder an Bord zu holen.

Wir ankern vor Grytvicken, einer alten norwegischen Walfängerstation, die 1962 aufgegeben wurde. Während man andere Stationen so langsam abbaut und die Überbleibsel entsorgt, soll diese Station als Freilichtmuseum erhalten bleiben. Zwar wurden auch schon einige Häuser abgebrochen, aber andere wurden saniert und werden nun als Museum und Besucherzentrum genutzt. Die noch verbliebenen riesigen stählernen Tanks zeugen von den enormen Mengen Walöls, das hier in einer Saison gekocht wurde. 54.100 Wale wurden nur in dieser Station - und es gab noch viele andere auf Süd Georgien - verarbeitet.

160 Meter Ankerkette wurden zur Stabilisierung ausgebracht (das das viel war, hatte ich schon morgens gesehen, als ich kurz über Deck lief und den Ankervorgang erleben konnte) , obwohl es nur 19 m tief ist.

Beim Mittagessen klappt es heute irgendwie nicht so, es dauert. Ohne Mittagsschläfchen klettere ich die 3 Treppen hoch in die Lounge, wo die Frau des hiesigen Gouverneurs einen Vortrag über die Rattenbekämpfung auf Süd Georgien hält, während ihr Mann unsere Pässe prüft und stempelt. Auf mehrheitlichen Beschluss wird auf eine Übersetzung des in englisch gehaltenen und durch deutsch geschriebene Folien illustrierten Vortrages verzichtet. Reicht mir auch schon so.

Das Schiff ist freigegeben und wir brettern in den Zodiacs an Land. Erster Gang, wie geplant, ist der Giftshop. Ein T-Shirt, wegen der Größe nur zweit zur Auswahl, drei Magnetpinguine für die Kinder und ein Seebär als Andenken an Hanne´s Angst für den Wintergarten sind die Ausbeute. Das Museum hier ist relativ groß und wirklich sehenswert.

Dadurch hatten wir nicht genug Zeit, um zwischen den eisernen Relikten vergangener Zeiten rumzukriechen, denn wir müssen zum Friedhof. Unser Kapitän hält hier am Grab von Ernst Shackleton eine kurze Ansprache und nach einer Gedenkminute trinken wir alle einen auf diesen großen Polarforscher, er bekommt selbstverständlich auch einen mit.

Die angebotenen Wanderungen sind nichts für mein Knie und so klettere ich noch durch die alten Reste der norwegischen Trankocherei. Auch die kleine frisch renovierte Kirche ist schön. In der Poststelle brauchen wir keine Karten mehr aufzugeben, das hatten wir auf dem Schiff schon erledigt.

Noch eine letzte Runde und wir schippern zurück. An Bord ist die Teestunde heute pünktlich beendet worden, sodass ich eben ein Bierchen und Hanne einen Cocktail genießen.

Ein letzter Rundblick durch die sonnenüberflutete Cumberland Bay und das am Ende liegende verrostende Grytvick und die MS Bremen strebt dem offenen Meer zu, um, nach Umrundung von Süd Georgien, Richtung Süd Orkney Inseln zu dampfen.

Jetzt muss ich mal meinen Fotoapparat testen, der hat durch die vielen Einstellungen, an denen ich gefummelt habe jetzt einige unklare Funktionen.

Herrliches Wetter während wir an der Nordostküste der Insel Richtung Süd-Ost schippern. Die Sonne geht hinter den Bergen Süd-Georgiens unter und bildet mit den Wolken wunderbare Muster.

Nach dem Abendessen erzählt der Hoteldirektor, der Proviantmeister und der Chefkoch von den Problemen der Verproviantierung in diesen Extremfahrgebieten. Das braucht schon einer weit vorausschauenden Planung, um immer alles an Bord zu haben, was gebraucht wird. Das meiste kommt mit Containern per Schiff in die vorgesehenen Häfen. Nur wenig wird vor Ort frisch aufgekauft. Einige Anekdoten über extreme Erlebnisse damit lockern auf.

Interessant ist die Feststellung, das auf dieser Reise mehr Bier als Wein ausgeschenkt wird, normalerweise sei das in den kalten Zonen anders.

Der Chefkoch äußert sich dahingehend, das er mit seinem Speiseplan die Gäste so steuern könnte, das diese bis zu 90 % das von ihm favorisierte Essen bestellen würden. Damit könnten sie in der Küche ziemlich genau passend vorbereiten.

Einige Paulanerweizenbier trinken wir in geselliger Runde. Heute nacht bekommen wir die vor 3 Tagen geraubte Stunde wieder zurück und können endlich einmal wieder ausschlafen.

13. Tag, Mittwoch, 1. Februar 2012

In der Scotia Sea - Kurs Süd-Orkney-Inseln

Es ist neblig, keine schöne Sicht. Ursache des Nebels ist hauptsächlich das Zusammentreffen von kaltem Antarktiswasser mit den warmen Strömungen der Ozeane. Es ist relativ hell und so habe ich Hoffnung, das es noch ein schöner Tag wird und wir vielleicht einige Wale sehen, denn wir sind hier in deren Gebiet.

Der Wind weht uns mit ca 35 kn entgegen. Das Schiff stampft da ganz schön gegen die 3-4 m hohen Wellen an. Außentemperatur ist 3 Grad, Wasser 2 Grad. An den Geländern in Fluren und Treppenhäusern hängen Beutel "Sea Sick Backs" = Spuckbeutel, da scheint etwas anzustehen. Das Problem des Stampfens und Rollens ist nicht die Windstärke oder Wellenhöhe, sondern die Richtung. Heute fahren wir voll gegen diese Strömungen und erleben daher auch deren Auswirkungen.

Die Sicht schwankt zwar, aber Wale etc. sind nicht auszumachen. Gegen Abend klart es auf.

Heute ist wieder Seetag und so will ich ein bisschen über das Schiff berichten.

Auf Deck 3 ist die Seitenpforte (Sidegate) , wo es hinaus in die Zodiacs geht. Hier steht auch die "Guanomatik", die Stiefelwaschanlage. Die modernste Hygiene-Reinigungsanlage im Südpolarmeer. Das Bundesumweltamt hat diese, von Hapag Lloyd entwickelte Anlage, sogar in seine Bestimmungen für in die Antarktis fahrende deutsche Schiffe aufgenommen.

Das Bordhospital, wo der Schiffsarzt mit seiner Krankenschwester möglichst wenig zu tun hat, liegt auch hier. Die Bordfotografin hat hier ihr Labor (Bilderaushang auf Deck 5 ) Dazu kommen noch eine Reihe von Passagierkabinen mit Bullaugen sowie Mannschaftsquartiere.

Auf Deck 4 befindet sich hinten Küche und Speisesaal (Restaurant), mittschiffs ist eine kleine Boutique, das Kreuzfahrtreisebüro sowie die Rezeption. Auch das Internetcafe mit 4 PCs ist hier.

Nach dem hinteren Treppenhaus (mit Aufzug) kommen dann die zwei schmalen Gänge, von denen die außen liegenden Passagierkabinen ausgehen. Dazwischen sind Technikräume.

Hinter dem vorderen Treppenhaus (mit Aufzug) befinden sich Mannschaftsräume.

Deck 5 hat den außenliegenden Umlauf von ca 1,5 m Breite. Leider ist der nicht auf einer Ebene, sondern am Bug muss man zwei Treppen hoch, um vor der Panoramalounge rund zu kommen. Auch auf dieser Höhe kann man nicht außen rund, da dieser Umgang durch die hängenden Rettungsboote und die Balkone der Suiten und Edelkabinen unterbrochen ist.

Die Kabinen werden innen durch einen schmalen Flur verbunden. Die Kabinengröße auf 4 und 5 ist gleich groß, die benötigte Fläche für den Umlauf ist durch die weggefallenen Technikräume in der Mitte und den dadurch eingesparten zweiten Flur geschaffen worden.

Hinten am Heck ist Freisitz, die Lidobar und der Club, das ist die Bar. Hier spielt zur Kaffee- und Teezeit ein Pianist zum Verdruss der Gäste. Das Kuchenangebot ist auf die geringere Gästezahl abgestimmt und kommt z.B. an die Maxim nicht ran.

Auch die Bibliothek mit reichlich Büchern und Bildwerken und CD-roms ist hier untergebracht.

Nach vorne hinaus dann wieder Passagierkabinen.

Deck 6 hat vorne die Brücke sowie Offiziersunterkünfte, nach hinten dann Kabinen. Am Heck lagern die Zodiacs.

Deck 7 hat im Bug die Panorama Lounge, wo die vielen Lektorenvorträge etc. gehalten werden. Auch kann man hier tagsüber gut sitzen und durch die vom Fußboden bis Decke reichenden Panoramafenster die See beobachten. Bei schwerer See ist ein Aufenthalt hier „bewegend" sodass die Vorträge in diesen Situationen in den ruhiger liegenden Club verlegt wurden.

Zwei Suiten, Beautisalon, Sauna und Fitnessraum befinden sich mittschiffs. Dahinter dann der beheizte Meerwasserpool, umrahmt von, zumindest für diese antarktischen Breiten, ausreichend vorhandenen Liegestühlen. Auch hier noch einige Zodiacs am Heck.

Deck 8 zeigt mittschiffs das Hubschrauberdeck, das auch als Sonnenterasse genutzt wird.

Das Schiff hat insgesamt 82 Passagierkabinen für 164 Gäste und 60 Kabinen für die rund 100 Crew-Mitglieder.

Das Schiff ist über alles 111 m lang (zwischen den Loten 98 m) und 17 m breit.

Tiefgang 4,80 m. Höhe bis zum Hauptmast 28,6 m (23,8 m über der Wasserlinie.)

520 mt Schweröl und 100 mt Diesel sind als Treibstoff gebunkert.

2 Hauptmaschinen a 3.300 PS und 3 Hilfsdiesel a 552 kw treiben es an.

3 Anker a 2.310 kg hängen an langen dicken Ketten.

Die Maximalgeschwindigkeit beträgt 16,5 kn,

die normale Reisegeschwindigkeit 14,5 kn (ca 26 km/h).

2 Rettungsboote a 73 Plätze, 2 Rettungsboote a 32 Plätze, 6 Rettungsinseln a 25 Plätze

und noch Bojen sollen im Notfall allen Menschen die Rettung sichern.

Dr. Hans Oerter hält einen Vortrag über "Die Antarktis, ein geographisch / politischer Überblick". Viele Zahlen und Infos, aber monoton rübergebracht.

Der Premieren-Aperitif für die Erstfahrer in der Panorama Lounge wird wegen zu starken Schwankens des Schiffes auf den Abend und in den ruhigeren Schiffsteil, den Club verlegt. Kurze Ansprache von Kreuzfahrtleitung und Kapitän und der Wunsch nun künftig zu den Wiederholungsfahrern zu gehören. Dazu gibt's ein Gläschen Sekt oder einen Longdrink sowie leckeres Fingerfood.

Im Recap wird anschaulich über den Besuch auf Süd Georgien rekapituliert und auf den Besuch auf den Süd Orkney Inseln vorbereitet.

Die Speisekarte zum heutigen "Altdeutschen Abendessen" ist überschrieben:

"Wer als Wein- und Weiberhasser

jedermann im Wege steht,

der esse Brot und trinke Wasser,

bis er daran zugrunde geht".

Zum Abschluss des Tages gucken wir uns in der Lounge noch den Stummfilm über Shackletons letzte Expedition an. Beeindruckende Bilder und ergreifende Geschichte.

14. Tag, Donnerstag, 2. Februar 2012

Base Orcadas, Laurie Islands (Süd Orkney Inseln)

Ich werde um 4.00 h wach, denn die Sonne kriecht schon in die Kabine.

In einiger Entfernung fahren wir an einer ganzen Reihe von kräftigen Eisbergen vorbei. Gestern Abend hatte der Kapitän schon darauf hingewiesen und gesagt, das man im Dunkeln langsam fahren werde und nur im Hellen und bei Nebelfreiheit volle Geschwindigkeit laufen würde.

Leider zieht es wie in den Vortagen wieder etwas zu. Die Gletscherabbruchkanten auf Orcadas sind zwar mit ihrem Blau gut zu sehen, aber durch die Lichtverhältnisse nicht optimal zu fotografieren.

1,1 Grad kalt lässt mich wieder schnell ins Schiffsinnere zurückgehen.

In der Bucht - Scotia Bay - merkt man den Wind nicht, obwohl es ja eigentlich wie ein Pass wirken müsste. Es ist nur ein schmaler Landsteg zwischen den beiden Berggipfeln von Laurie Island, auf dem die älteste, seit 1903 ununterbrochen besetzte Forschungsstation der Antarktis liegt. Ebbe und Flut gibt es hier nur sehr wenig und auch durch Sturmfluten besteht keine Gefahr, denn die Gebäude liegen nur ca 2 m über Meeresniveau.

Der Schnee an der rechten Bergflanke zeigt deutliche rötliche Schattierungen. Das sind Schneealgen, die hier durchschimmern.

In Kleingruppen werden wir rundgeführt, zunächst zum Ormond House, den Überresten des ersten von William Bruce schon aus Stein gebauten Unterkunftsgebäudes. Dann dürfen wir im Hauptgebäude der argentinischen Station rumlaufen. Die Besatzung ist sehr freundlich, Kaffee, Gebäck und Schokolade steht für uns bereit. Wir kaufen eine Bilder CD und lassen die noch mit dem Stationsstempel versehen. (Leider taucht diese CD Zuhause in Briedel nicht mehr aus dem Koffer auf, sie ist wohl leider irgendwo verloren gegangen.

Die persönlichen Unterkünfte sind uns nicht zugänglich. Die Gemeinschaftsräume sind gemütlich eingerichtet, aber einen ganzen Winter lang da mit immer den selben Gesichtern kann schon bedrückend werden. Das bedarf schon einer starken Psyche, gepaart mit einem Schuss Abenteuerlust.

Die Logistik zur Versorgung der Stationen ist sicherlich ein umfangreiches Gebilde. Rund 15 Monate lang müssen die Vorräte und Energiereserven reichen, denn im Winter besteht keinerlei Chance, mal schnell ins Kaufhaus zu fahren und Vergessenes nachzukaufen. Auch medizinische Hilfe ist weit, weit weg.

An allen besuchten Stationen werden wir, wie auch hier, Tafeln mit den Namen der Teilnehmer der einzelnen Überwinterungsteams finden.

Zurück auf dem Schiff wollen die Gäste fast nicht zum Mittagessen, denn bei der Ausfahrt aus der Bucht fahren wir an einer langen Reihe von Eisbergen entlang, die ja alle fotografiert werden wollen. Der Nebel hat sich gelichtet und die Sonne strahlt vom blauen Himmel, da macht das Schauen Spaß.

Unser Schiff treibt durch den schmalen Sund hinter Signy Island, wo wir gerade zur Teezeit anlangen.

Ein junger ca 18 m langer Buckelwal zeigt direkt neben dem Schiff sein Können. Die Brücke holt die Fahrt heraus und wir kreuzen ganz langsam rund. Herrliche Bilder. Zu analogen Zeiten hätte der Filmverbrauch die Firma Kodak einen Monat am Leben erhalten. Ja so ist das mit dem digitalen Zeitalter.

Ich habe meinen Tee noch nicht ausgetrunken, da rast alles schon zum heutigen Vortrag über die Pinguine.

Nahtlos geht's mit der Vorschau auf die nächsten Tage weiter. Sie wird verkürzt, denn ein kleiner Tafeleisberg von 2,7 km Länge und 35 m Höhe über der Wasserlinie, das bedeutet, er ist insgesamt etwa 250 Meter dick, ist an unserer Route gestrandet. Der Kapitän versucht über Satellitenfoto die ganzen Ausmaße zu ermitteln. Die Eisfachleute an Bord ermitteln daraus ein Gesamtvolumen von rund 275.000.000 (i.W. Zweihundertfünfundsiebzig Millionen Tonnen) Eis. Wir fahren einfach mal drumherum. Das ist vielleicht ein Koloss, trotzdem gilt er als klein und unbedeutend, denn nur die ganz großen Eisberge von mehr als 100 km Kantenlänge bekommen eine Identifikationsnummer und ihr Weg bzw. das ihrer größeren Teilstücke beim Auseinanderbrechen werden über Satellit verfolgt und der Schifffahrt bekanntgegeben. Durch die langen und geraden Kanten sowie die flugfeldähnliche ebene Oberfläche ist das Bild nicht so spektakulär wie ich die Grönländer in Erinnerung habe. Das Abendessen wird einfach eine Viertelstunde nach hinten verschoben, da alles an der Reling steht und staunt.

Das Essen ist einfach gut und äußerst abwechslungsreich. Die Portionen sind so groß, das man gerade mit 5-6 Gängen parat kommt, ohne vor Völlegefühl nicht mehr sitzen zu können. Der Koch meint ja, in der zweiten Woche einer Kreuzfahrt würde merklich weniger gegessen als an den ersten Tagen.

Nicht das meine Frau schlecht kocht,

aber es kommen fortwährend irgendwelche Pygmäen in meine Küche

und tauchen ihre Pfeile in die Suppe.

(Woody Allen, aus der heutigen Speisekarte)

Die Weinkarte ist wie schon erwähnt, sehr reichhaltig, Alle Weine bisher (und auch bis zum Ende) waren prima. Die Karte habe ich mir dann mal abfotografiert.

Der Abendvortrag über das Verhältnis Argentinien - Chile ist amüsant aufgemacht, bringt viele Themen, ohne jedoch tiefgehende politische Fragen aufzuwerfen.

15. Tag, Freitag, 3. Februar 2012

Elephant Islands (Süd Shetland-Inseln)

Um 4.35 h geht die Sonne auf und ich blicke hinaus in diesigen Nebel und Regen. Luft 3 Grad, Wasser 1 Grad. Der Wind kommt mit bis zu 75 kn (Windstärke 7-8) von schräg vorne. Das tut der ruhigen Fahrt gar nicht gut und die Bremen stampft und rollt in den 5-6 m hohen Wellen gewaltig.

Hanne packt einen Seesack und will etwas Wäsche waschen lassen. Die wenigen Klamotten für warme Tage sind aufgebraucht, es ist ja nicht so kalt wie vorher vermutet.

Die Sea Sick Packs hängen wieder. Beim Frühstück ist heute kein allzu großer Andrang.

Auf dem Weg zum Vortrag über das Eis der Antarktis springe ich noch schnell auf Deck raus um die Schiffsbewegungen filmisch festzuhalten. Irgendwie wirkt das im Film gar nicht so dramatisch. Ich stehe da und blicke durch den Sucher nach achtern, als ich plötzlich pitschnass bin. Ein Brecher hat mich hier oben auf Deck 5 voll erwischt. In die Kabine umziehen und den Fotoapparat trocknen geht jetzt dem Vortrag vor.

Der Kapitän berichtet in seiner Morgenansprache, dass man in der Nacht schon Fahrt herausgenommen habe und das für den Rest des Tages nicht mit einer Besserung zu rechnen sei. An Anlandungen bzw. die erhoffte Zodiac-Rundfahrt sei daher heute nicht zu denken. Ob das ersatzweise vorgesehene Kreuzen vor Camp Valentine und Point Wild möglich sei, könne erst später vor Ort entschieden werden. Da die Windrichtung genau in die Bucht blase, bestehe dazu aber keine große Chance. Außerdem erreichen wir die Inselgruppe voraussichtlich mit 3 Stunden Verzögerung.

Der angenehmste Aufenthalt ist in unserer Kabine mittschiffs. Das Auf und ab in der Panorama Lounge ist auf Dauer doch anstrengend und lesen kann man bei diesen Bewegungen auch nicht gut.

Die heiße (dünne) Bouillon zieht mich auch nicht zum Wanken durch das Schiff.

Hoffen wir, das die Anlandungen in den nächsten Tagen wieder bei schönem Wetter möglich sind, bisher hatten wir damit ja sehr viel Glück.

Zu Mittag liefert die Küche heute extra große Portionen. Anscheinend teilt der Koch das vorbereitete Essen auf die Verbliebenen auf. Anschließend ausgedehntes Suppen-Koma. Ein großer Schwarm an Kapsturmvögeln begleitet uns schon seit längerem. Wie elegant diese Vögel durch die Luft gleiten, fast ohne ihre Flügel zu bewegen.

Es wird heller und die Wellen lassen merklich nach. So gelingt es dem Kapitän, Elephant Islands anzulaufen und in die Bucht vor Point Wild einzufahren. Diese unbewohnte Insel, ca 45x25 km groß, ist von bis zu 850 m hohen Bergen geprägt. Wir kommen bis knapp an die Gletscher-Abbruchkante und haben einen freien Blick auf die Landzunge von Port Wild, auf der 22 Mann der Mannschaft Shackletons 1916 rund viereinhalb Monate unter zwei umgedrehten Rettungsbooten ausharrten, bis ihre Rettung gelang. Das aufgestellte Denkmal für Kapitän Villalon von der Yelcho inmitten der Pinguine ist gut zu erkennen. Sie ernährten sich fast ausschließlich von Pinguinen, da die Robben sich jahreszeitlich bedingt aus dem Staub gemacht hatten.

Anmerken will ich hier, das sich von allen Geretteten die meisten nach der Rückkehr nach England zum Militär meldeten. 16 von ihnen sind dann in den Kämpfen des 1. Weltkrieges noch gefallen. Welch ein Irrsinn.

Die ganzen schroffen Klippen sind von Adelie-Pinguinen besetzt und die Felsen braun von ihrem Kot. Trotz des durch die Bucht wehenden Windes stinkt es bis hier an Bord erbärmlich. In den bisherigen Kolonien ist mir das nicht so aufgefallen, auch war der Boden dort i.d.R. relativ sauber.

Die beiden Wale, die uns derweil umkreisen, werden fast gar nicht wahrgenommen.

Besonders bezeichnend für Shackletons Geist ist der Ausspruch des Polarforschers Cherry-Garrard:

"Gebt mir Schott als wissenschaftlich-geographischen Expeditionsleiter,

gebt mir Amundsen für eine rasche und effiziente Polarexpedition,

aber gebt mir Shackleton, wenn es das Schicksal gegen mich verschworen zu haben scheint und ich einen Ausweg suche."

Frische Waffeln bedingen, dass wir später zum Abendessen keinen großen Appetit haben, dabei ist das Angebot doch immer so lecker.

Uli Erfurt hält einen sehr informativen und anspruchsvollen Vortrag über das Leben unter dem Eis. Da ist in dieser dunklen Kälte wirklich was los. Die Biomassen im Wasser der Antarktis sind mehr als 10 x so hoch wie z.B. in der Arktis. Dabei scheint das Wasser hier so klar und rein. Man kann viele Meter tief sehen und den Boden erkennen.

Abends gibt es den Film "Der Kongress der Pinguine". Mehr ein Zusammenschnitt von alten und neuen Dokumentarstreifen, zusammengehalten durch eine fiktive, gesprochene Geschichte. Hanne gefällt es gar nicht, die machen uns damit ja ein schlechtes Gewissen, weil wir hier reisen und in die Brutgebiete der Tiere einbrechen und darin herumtrampeln. Da hat sie gar nicht mal so unrecht. Der Mensch gehört hier nicht hin, haben auch schon andere Polarforscher und -reisende zutreffend bemerkt.

Überhaupt hat sie etwas den Moralischen, sie vermisst die Unterhaltung und die vielen Fachvorträge sind ihr zu wissenschaftlich. Naja, wir sind auf Expedition, nicht auf Vergnügungskreuzfahrt.

16. Tag, Samstag, 4. Februar 2012

Hannah Point

Deception Islands

(Süd Shetland-Inseln)

Der Wecker rappelt, es regnet.

1 Grad warm = ca 20 Grad wärmer als in der deutschen Heimat.

Hannah Point auf Livingston Island. Wir sind heute wieder als erste mit dem Anlanden dran. Es wird eine sehr nasse und sportliche Anlandung angesagt. Das Felseneiland wird von Esels- und Zügelpinguinen bevölkert. Dazwischen finden wir auch ein Brutpärchen Makkaronie- (Goldschopf-) Pinguine. Die Zügelpinguine, die etwa 75 cm Größe erreichen, leben von Fischen und Krebsen, die sie knapp unter der Wasseroberfläche fangen. Sie sind an einem schwarzen Band, das sich wie ein Zügel vom Hals bis zum Hinterkopf zieht, gut erkennbar. In ihren Brutgebieten bauen sie Nester aus kleinen Steinen, die sie sich auch gegenseitig mopsen. Goldschopfpinguine erkennt man von weitem an den goldfarbenen Federn auf dem Kopf, sie sind in der hiesigen Region seltener anzutreffen.

Eine Gruppe junger Seeelefanten hat sich den halben Berg hochgeschleppt, um hier in einer Matschkuhle zu dösen. Viele Riesensturmvögel nisten hier. Auch hier stinkt`s trotz des Windes und des Regens kräftig, auch der Boden ist ziemlich beschissen.

Die Gesteinsformationen sind sehr vielfältig, sogar eine große Ader von Jaspis steht hier offen an. Zum Glück darf ja in der Antarktis nicht geschürft werden, sonst wäre hier sicher eine Grube und die Tiere vertrieben. Die Lektoren passen höllisch auf, das keiner über die Ader trampelt und diese beschädigt. Lediglich ein kleines Stückchen wird zum „Anfassen" rumgereicht.

Das Einsteigen ins Zodiac ist schon sportlich. Genau Aufpassen, wenn die Welle zurückläuft und dann los, schnell aufs Zodiac setzen und die Beine reinschmeißen. Die kleinen philippinischen Helfer stehen dabei teils bis zur Brust im kalten Wasser. Diese Helfer an den Anlandestationen aber auch die an der Einstiegspforte leisten bei so einer Anlandung echte Schwerstarbeit. Dieser Gruppe werde ich einen Dank zukommen lassen.

Auch einige Brecher gehen übers Boot und beim Aussteigen am Schiff gibt heute noch ein vierter Mann Hilfestellung. Wind und Wellen lassen uns verspüren, das wir in der Antarktis sind.

Die Kabine hängt voller nasser Klamotten, die müssen bis heute mittag wieder anziehbar sein.

Es hört auf zu regnen, sogar blaue Stellen erscheinen am Himmel, aber die Grundtendenz ist diesig.

Während des Mittagsmales begegnen uns zwei kleinere Expeditionsschiffe. Hier unten ist Betrieb. 25 Kreuzfahrtschiffe streiten sich in diesem Jahr um die besten der maximal 146 Anlandeplätze in der Antarktis. Die Reedereien müssen ihre Fahrtstrecken mehr als ein Jahr im voraus anmelden und bekommen dann entsprechende Zuteilungen. Heute sind z.B. zwei Schiffe vor uns in der Caldera von Deception Islands und wir dürfen erst mittags rein. Auch kurzfristige Planänderungen etc. sind einer Koordinierungsbehörde anzumelden und werden dann in der Reihenfolge der Anmeldung genehmigt.

Vor uns liegt nun Deception Islands (Täuschungsinsel), eine Insel in markanter Hufeisenform. Bei der Anfahrt auf den Eingang in diesen riesigen Kratersee kommen die Wolken wieder tiefer und es nieselt.

Die Einfahrt durch Neptuns Blasebalg erfordert das ganze Können der Crew, sehr eng, dazu noch Untiefen und gesunkene Schiffswracks, sodass auf einer schmalen Radarroute eingefahren werden muss. Kaum drin bläst der Wind einen fast vom Crew-Deck, das extra für dieses Spektakel freigegeben wurde. Schon komisch, draußen auf freier See ist es relativ ruhig, hier im Krater drin pfeift der Wind.

Der Kratersee, der aus einem eingestürzten Vulkan herrührt hat einen Durchmesser von 10 km. Am Meeresgrund hat der Krater einen Außenumfang von rund 40 km. Da sind unsere Maare nichts mehr dagegen. Eine schmale Kante des ansonsten kreisrunden Kraterrandes ist bei einem späteren Erdbeben tiefer eingebrochen und hat dem Meer und damit uns Kreuzfahrern Zutritt in die Caldera gewährt. Der geschützte Hafen zog vor zweihundert Jahren auch die Walfänger an und die Trankochereien spielten bei der rücksichtslosen Vernichtung der Tierbestände in der Antarktis eine führende Rolle.

Der Vulkan ist noch aktiv, erst 1968-1970 sind einige Forschungsstationen vernichtet worden. Auch die Walfangstationen früherer Zeiten wurden von Erdbeben und Vulkanasche verschüttet.

So erreichte dieser geschützte Naturhafen nie eine größere Bedeutung.

Die Whalers Bay mit der beheizten Strandpromenade war vormittags von anderen Schiffen besucht und ist daher für uns heute tabu. Auf das erhoffte Bad im der natürlich beheizten Lavagrube musste ich daher leider verzichten.

Wir landen in der Telefonbay und machen eine Wanderung hinauf auf dem Kraterrand , von wo wir einen tollen Einblick in zwei Krater des 1968er Ausbruches haben. Trotz des nieseligen Wetters ein gewaltiger Ausblick. Es geht zügig hinauf und Hanne kapituliert. So schlendert sie langsam zurück. Lange aufhalten will sich hier oben bei dem kalten Wind, der nun auch noch Schnee mitbringt, keiner. Hinunter rutschen wir über den Lavahang. Basaltbrocken liegen verstreut dazwischen.

An den Hängen sieht man z.T. noch das Eis unter der Ascheschicht hervorlugen. Wenn das schmilzt und die Schoße ins rutschen kommt, sollte man nicht hier sein. Einige Gräben zeugen davon, das es hier öfters so vorkommt.

Auch am Ufer ist es ungemütlich und so machen wir uns bald ins Zodiac. Kaum haben wir abgelegt, tönt das Schiffshorn: Abbruch, alles sofort an Bord.

Der Wind hat plötzlich gedreht und nimmt stark zu. Wir müssen zusehen, schnellstmöglich durch Neptuns Blasebalg das offene Meer zu erreichen. Die Bremen hat hier schon einmal wegen starker Winde 10 Stunden festgesessen und konnte nicht rausfahren.

Kaum draußen, klart es wieder auf und der Wind lässt nach. Bei einer guten Tasse Tee gleitet unser Restaurant weiter nach Süden.

Beim Recap dann die schon gemunkelte Überraschung. Der Kapitän berichtet, das sich im Pazifik ein riesiges Schlechtwettergebiet zusammenbraut und durch die Drake-Passage kommt. Dieses Wetter mit erwarteter Wellenhöhe von 12 - 16m will er weder uns Passagieren noch der Crew, noch dem Schiff, noch sich selbst zumuten. Daher wurde beschlossen, bereits am 7.2. morgens die Antarktis zu verlassen und nach Ushuaia zu dampfen und nicht erst wie ursprünglich vorgesehen, am 8. mittags oder abends. Dafür muss der geplante Besuch der britischen Antarktisstation Rothera entfallen. Um dorthin zu gelangen und 3 Stunden da rumzulaufen und sich die moderne Station erklären zu lassen, sowie in deren gutsortiertem Souvenierladen Geld auszugeben, wären eine 23-stündige Fahrt über die offene Außensee und eine gleichlange Rückreise erforderlich. Die kürzere Fahrt innen, d.h. zwischen Festland und vorgelagerten Inseln hindurch, ist in diesem Jahr teilweise noch zugefroren und nicht passierbar.

Alternativ wurden uns dann mehrere Anlandungen in Aussicht gestellt, die das Erlebnis Antarktis sicherlich in einem weiter tollen Licht erscheinen lassen.

Mit dieser Planänderung hofft der Kapitän, vor dem heranziehenden Unwetter die Drake-Passage zu durchqueren und rechtzeitig in Ushuaia anzukommen, damit wir unsere Flüge erreichen. Andernfalls müssten wir in der hohen See so langsam fahren, das mit einem ganzen Tag Verspätung zu rechnen sei, und das sei ja auch nicht im Interesse der Passagiere.

Echtes blaues Gletschereis kühlt die Getränke an der Bar. Geheimnisvoll knistert es im Glas, wenn die über tausend Jahre lang eingeschlossene Luft aus den schmelzenden Eisstückchen in die Freiheit entweicht.

17. Tag, Sonntag, 5. Februar 2012

Paradise-Bay

Lemaire Kanal

(Graham Land)

Glänzend weiß, strahlend blau, rabenschwarz:

so leuchtet das Land im Sonnenlicht, märchenhaft schön.

Spitze an Spitze, Gipfel an Gipfel, zerklüftet,

so wie kein anderes Land der Erde -

so liegt es da, unbeachtet und unberührt!

(Roald Amundsen)

6.00 h Einfahrt in die Paradise-Bay.

Diesig, wenig Sicht, es schneit, 2 Grad kalt.

Der Luftdruck (Barometer) ist auf 953 hp gefallen, das ist tiefer als die Aufzeichnungsgeräte des Schiffes verarbeiten können. So lange und so tief hat sowas der Kapitän angeblich noch nicht erlebt. Die Aussichten seien aber besser, daher hofft er, dass wir gut durch die Drake Passage kommen.

Was tun. Während des Frühstücks meldet die Reiseleitung, das man Plan B umsetzen wolle, d.h. wir werden weniger zu sehen bekommen..

Doch bald wird es heller, der Schneefall lässt nach und es bleibt bei Plan A.

Die erste Gruppe steigt unverzüglich in die Zodiacs und macht eine Rundfahrt durch diese herrliche von 2.000 Metern hohen vergletscherten Bergen umsäumte Bucht, während unsere Gruppe zunächst an der argentinischen Forschungsstation Almirante Brown angelandet wird. Schade, wegen des tiefhängenden Dunstes und der Wolken können wir die imposanten Berggipfel nicht sehen. So wachsen die Gletscher aus dem Meer heraus bis in den unendlichen Himmel hinauf. Hier können wir einen kleinen Berg hinaufklettern und haben von oben eine wunderbare Aussicht auf die Bucht, auf die in sie hinein kalbenden Gletscher und die darin treibenden Eisberge. In Almirante Brown haben wir zum ersten aber auch wahrscheinlich einzigen Mal das antarktische Festland betreten. Weder Sand noch Steine für meine Sammlung. Sehr schade. Das Ufer ist ein massiver Granitfelsen und der Rest steckt unter meterdickem Eis bzw. Schnee. Kein Steinchen ist still aufzuklauben. So fällt es sogar leicht, sich an das ganz strikte Verbot zu halten, irgendetwas außer Fotos und Erinnerungen mitzunehmen.

Anschließend wird am Ufer gewechselt und nun fahren wir mit den Zodiacs hinaus und durch die Eisschollen und Eisberge der Bucht. Trotz des diesigen Wetters und der tiefhängenden Wolken versteht man, das diese Bucht ihren Namen völlig zu Recht trägt

Weddelrobben und Krabbenfresserrobben liegen auf den Eisschollen in der Sonne, die Pinguine tauchen rundum. Die Sonne gibt ihr Bestes, wenngleich der Dunst in der Höhe hängen bleibt sodass man die hohen Berggipfel nur ahnen kann. Zur Krönung der schönen Fahrt entlang der Eisschollen und unter den blau leuchtenden Abbruchkanten der Gletscher entlang kommen wir noch an zwei Seeleoparden heran, die uns bis auf Schollenkontakt an sich heranlassen. Das ist mit dieser Nähe ein seltenes Erlebnis, das nicht alle Antarktisfahrer erleben dürfen.

Pünktlich zur Ausfahrt aus der Bucht kommt der nächste Schneeschauer. Wir aber vergnügen uns an der Lido-Bar beim Bremen-Freimarkt. Der Glühwein und das gegrillte Spanferkel sind lecker, sodass wir wie viele Andere aufs Mittagessen pfeifen. Warum gibt's eigentlich keinen Glühwein auf der allgemeinen Getränkekarte?

Kein Mittagsschläfchen zum Abbauen der Schnäpse, sondern alles an Deck, denn es geht durch den Lemaire Kanal, vielfach auch Kodak-Falle genannt. Eine wirklich ganz enge Schlucht zwischen den hohen Bergen des Festlandes und Booth Islands. Gigantisch, fast zum Greifen nahe sind die Felsen und die Gletscher, die von den ca. 1.000 Meter hohen Bergen hinunter gleiten. Dies ist erst die zweite Durchfahrt eines Schiffes in dieser Saison. Auch die Bremen musste auf den bisherigen Touren passen.

Damit alle gut sehen, ist wieder das Crew Deck geöffnet und auch das Vordeck (komischerweise Back-Deck genannt), an der Spitze wo die Anker liegen, ist zugänglich. Da machen wir doch gleich noch ein paar Bildchen, fast wie auf der Titanic.

Das Schiff stoppt nach dieser spektakulären Strecke auf und es geht auf Peterman Island hinaus. Namensgeber dieser Insel ist der Promotor der deutschen Antarktisforschung, der selbst jedoch nie in der Antarktis war. Wir aus der zweiten Gruppe haben gerade noch Zeit, einige Emails mit Grußwünschen für Erikas Geburtstag loszuschicken, uns in die Landgangsklamotten "warme Unterwäsche, Pullover, Regenhose, dicke Jacke und Gummistiefel" zu werfen. Ein Eisberg ist uns mittlerweile in die Quere gedriftet und die Bremen weicht ihm aus. Die Bootsfahrten drumherum werden daher länger. So trinke ich noch einen heißen Tee vorab. Strahlender Sonnenschein begrüßt uns auf der Insel und im Schneegestöber rutschen wir über Eis und Fels zu den Pinguinen und wenig später schippern wir wieder zurück. Da sieht man, wie schnell sich hier in der Antarktis das Wetter umschlagen kann.

An einer nicht besetzten Forschungsstation auf der Insel gibt es eine große Eselspinguin- und eine große Adeliepinguinkolonie. Dazwischen brüten eine ganze Reihe von Blauaugenkormoranen.

Es ist immer wieder interessant, wie sich die Pinguine - hier in vollem Schnee - durch den wackelnden aufrechten Gang, aber auch durch Rutschen auf dem Bauch fortbewegen. Die Jungtiere machen einen Heidenlärm und wollen gefüttert werden. Wenn die Alten kommen, müssen sie denen oft 2-3 mal um den Block nachrennen, bevor diese sie füttern.

Die Artenbestimmung bei den Pinguinen und Robben ist einfach, sie unterscheiden sich in gut sichtbaren Merkmalen. Bei den vielen Vögeln wird es für mich schon schwieriger, da muss man genau hinschauen. Der Adeliepinguin, gut erkennbar an seinem komplett schwarzen Kopf und dem weißen Ring um die Augen, ist neben dem hier nicht vorkommenden Kaiserpinguin die einzige Art, die tief im Süden und auch noch auf dem antarktischen Festland brütet. Auch sie bauen Steinnester, womit sie ihren Standplatz und die Eier vor Schmelzwasser schützen. Die 50 - 70 cm großen Tiere fressen hauptsächlich Krill und tauchen bis zu 175 m.

Und schon stampft unser Schiff weiter. Der Kapitän ist momentan guter Dinge, das wir die weitere Strecke bis zu unserem nächsten Ziel: dem Südpolarkreis, zumindest einmal innen zwischen Land und Inseln hindurch schaffen. Denkste, ein dickes Eisbergchen hat sich dazwischen auf Grund gelaufen und blockiert die Passage. So fahren wir, zumindest mal heute nach, ,auf der Südroute außen vorbei.

Ein Schneesturm, riesige dicke Schneeflocken in ungeahnter Dichte fegen fast waagerecht am Schiff vorbei. Aus den Fenstern des Speisesaales sieht man nur noch ein dichtes Weiß. Zeitweilig unterbrochen von Flecken blauen Himmels mit Sonnenschein.

Als Abendprogramm schauen wir uns noch ein Filmchen von Mitarbeitern des Alfred Wegener-Instituts über Tiere in der Umgebung der deutschen Forschungsstationen in der Antarktis an. Superaufnahmen. Heute wird in der Lounge bedient. Aber nur wenige der zahlreich erschienenen Gäste hat offenbar Durst. Mehrere große Schüsseln mit Popcorn bleiben unangetastet.

Alles in Allem ein Supertag, die zwischenzeitlichen Schneeschauern zeigten uns nur, wie wechselhaft und unzurechnungsfähig das Wetter hier sein kann und wieviel Glück wir bisher damit hatten.

Im Kühlschrank steht immer noch die Flasche Begrüßungssekt, die wird jetzt endlich mal geöffnet. Wir prosten auf die bisher so toll verlaufene Reise und die in der kommenden Nacht anstehende Überquerung des südlichen Polarkreises.

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18. Tag, Montag, 6. Februar 2012

Südpolarkreis

Prospect Point

Um 5.30 Uhr überqueren wir 66'33'44' den südlichen Polarkreis.

2 Grad kalt, diesig, jedoch mit einigen aufgerissenen Wolkenfeldern.

Nur noch 2.602 km bis zum Südpol.

Damit ist ein wesentlicher Wunsch von mir erfüllt worden. Gerade die Überschreitung des Südpolarkreises als Gegenstück zur schon erfolgten Bewältigung des Nordpolarkreises war mir (und vielen anderen Mitreisenden) bei diesem Reisewunsch ein großes Anliegen. Ob die vielen zusätzlichen Anlandungen bei herrlichem Sonnenschein diesen Ausfall wettgemacht hätten, wenn das Wetter dieses Vorhaben verhindert hätte? Ich bin mir nicht sicher.

Entgegen der Behauptung der Reiseleitung rappelt es nicht sonderlich, als das Schiff über diese magische Linie fährt. So tief im Süden wird es momentan auch nachts nicht so richtig dunkel. Man kann sich bei dem Restlicht gut in der Kabine orientieren, ohne Licht anmachen zu dürfen. Da können dann auch die Vorhänge offen bleiben. Lt. Reiseleitung sollen die nämlich abends geschlossen werden, damit die Vögel von dem Licht nicht irritiert werden und das Schiff anfliegen, weil die nach einer Landung evtl. nicht mehr selbständig abheben können. Das Zimmermädchen zieht sie auch immer schön zu und ich mache sie wieder auf.

Jede Stelle südlich des Südpolarkreises hat wenigstens einen Tag im Jahr, an dem die Sonne nicht untergeht, und einen Tag, an dem die Sonne nicht aufgeht. Der Südpolarkreis liegt da, wo dies genau ein Tag ist.

Ich hatte mir zwar den Wecker gestellt, bin aber trotzdem nicht auf die Brücke gelaufen, das ist mir die Sache ja doch nicht wert. Ersatzweise habe ich dann einfach den Bildschirm mit der elektronischen Seekarte abfotografiert. Das sollte als Nachweis ausreichen. Leider ist das Bild unter den Verschollenen.

Mit fernem Blick auf Adelaide Island wendet das Schiff und es liegt nunmehr Kurs Nord, Richtung Nachhause, an. Der Besuch der britischen Forschungsstation Rothera, die im Südosten dieser großen Insel liegt, war ja schon vorgestern gekänzelt worden.

Es klart auf, blauer Himmel. Von Zeit zu Zeit durchfahren wir jedoch einen Schneeschauer.

Uli hält in seiner lustigen Art einen prima Vortrag über Plankton. Da kann ich noch einiges lernen. Am Nachmittag erteilen die Lektoren auf dem Pool-Deck dazu eine Mikroskop-Stunde. Frisch Gefischtes vom Meeresboden kann in vielen Geräten unter fachkundiger Anleitung untersucht werden. Wirklich beeindruckend, was in dem doch so klaren und kalten Wasser für ein reges Leben herrscht.

Gegen 11.00 Uhr serviert der Koch auf dem Pool-Deck warmen Leberkäse und Jagertee. Lecker. Wir fahren in den Sound Richtung Prospect Point, einer markanten Landmarke an der Graham Cost. Die Fahrt geht mitten durch Packeis, Eisberge, Eisschollen etc. Bei strahlendem Sonnenschein kämpft man an Deck um die besten Aussichtsplätze. Die Fotoapparate und Kameras klicken und schnurren. Vor lauter Gucken verpassen wir das Mittagessen, da sausen wir eben schnell in den Club und schnabeln etwas Kleines vom Buffet. Und schon sind wir wieder im Zodiac. Heute haben wir dran gedacht und uns kräftig Sonnenschutzcreme aufgetragen. Gestern Abend waren wir beide ganz schön rot im Gesicht angelaufen.

Die geplante Anlandung in Prospect Point kann wegen der Eissituation nicht durchgeführt werden. So werden wir ersatzweise 1,5 Stunden lang mit den Bötchen zwischen den Eisbergen und Eisschollen vor Fish-Islands rumgeschippert. Viele Robben liegen auf den Schollen und schlafen. Von Zeit zu Zeit heben sie den Kopf, glotzen die roten Störenfriede an und schlafen weiter.

Hier sind wir im pazifischen Teil des Südpolarmeeres, während wir uns ansonsten im atlantischen Teil rumtreiben.

Ganz herrlich und super. Nach der Rückkehr sitzen wir noch lange am Lido-Deck unter den Heizstrahlern, laben uns an Kaffee und Tee, plündern Omas Blechkuchenbuffet aber nicht und ergötzen uns an der Ruhe und dem überwältigenden Naturschauspiel.

Meine Nase macht mir langsam Kummer. Die läuft und rinnt. Hanne hat schon meinen ganzen Vorrat an Taschentüchern gewaschen, Papierservietten und Tempos bekomme ich genug zusammen. Da muss ich gut schmieren, sonst wird sie noch rot, bitzeln tut sie schon.

Alejandros Klavierkonzert und eine Präsentation über Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und -flüge hält mich daher heute nicht ab, nach dem Abendessen die Kabine aufzusuchen.

19. Tag, Dienstag, 7. Februar 2012

Port Lockroy auf Goudier Island

Neko Harbour an der Graham Küste

Gegen 7 Uhr laufen wir in die Bucht von Port Lockroy ein. 1 Grad warm, noch bedeckt. Das Barometer steigt.

Paul mailt zurück das es in Briedel gerade 18,5 Grad kalt ist und die Mosel die ersten Eisschollen hat. Es ist doch gut, dass wir den warmen Süden gefahren sind. Hahaha.

Der Zufriedenheitsfragebogen liegt schon auf der Kabine, es wird ernst, die Reise nähert sich dem Ende.

Die Sonne kommt hervor und vertreibt die Wolken. Wieder überwältigend schälen sich die hohen vergletscherten Berggipfel aus dem Nebel heraus. Ein kleiner Kutter kreuzt vor uns direkt entlang der Eisabbruchkante, das ist sicherlich enorm imposant.

Ein Wal unterhält uns, während wir auf unsere Anlandung an der Tabarin-Hütte auf Goudier-Islands in der Bucht Port Lockroy, der britischen Foschungsstation warten.

Endlich sind wir dran und zwischen Eisschollen hindurch tuckern wir auf die kleine Mini-Insel. Esels- und Adeliepinguine mit ihren Jungen begrüßen uns. Wir müssen aufpassen, wo wir hintreten, die kleinen putzigen Knäuel liegen einfach nur so da rum.

Erster Gang ist in den gut bestückten Andenkenladen, der in dem renovierten alten Forschungsgebäude untergebracht ist. Hier wird noch mal richtig eingekauft. Postkarten werden hier im südlichsten Postamt der Welt geschrieben und eingeworfen. Dazu kaufe ich mir noch ein T-Shirt für mich, ein Mütze und eine Pinguintasse für Bennet, ein Pinguin für Fiona und noch mehr Kleinkrams. Hanne kauft sich auch ihr Andenken, eine silberne Walfluke. Da die Ware ja hier aufwändig hingeschippert werden muss und auch nur eine begrenzte Zahl an Kaufwütigen herkommt, sind die Preise entsprechend angepasst. Obwohl es sich um eine britische Station handelt, sind die Waren international üblich in US-$ ausgezeichnet. Auch hier nimmt man neuerdings Kreditkarten. Typisches Beispiel, dass diese Plastikdinger den Umsatz des Händlers erhöhen, denn soviel Bargeld hatte ich gar nicht dabei gehabt.

Ein weiterer Gebäudeflügel ist mit einem kleinen, sehenswerten Museum eingerichtet. Es ist schon erstaunlich, unter welchen primitiven Bedingungen die Forscher hier den langen dunklen Winter verbracht haben.

Draußen ist alles voller Pinguine und sonstiger Vögel. Eine wissenschaftliche Studie hier hat ergeben dass - entgegen der Ergebnisse in anderen Kolonien - der enge Kontakt des Menschen zu den Pinguinen diese in keinster Weise stört oder ihr Verhalten beeinflusst. Im Gegenteil, die Skuas (Raubmöven), ihr natürlicher Feind insbesondere während der Brut, verursachen bei den Pinguinen eine höhere Stressreaktionn als der Mensch, den sie nicht als Feind wahrnehmen.

Die knapp bemessene Einkaufszeit ist um und zurück zum Schiff, dabei wird unterwegs noch an einer mit einem Seeleoparden bewohnten Eisscholle Halt gemacht.

Weiter schwimmt unser Hotelschiff bei strahlendem Sonnenschein unter blauem Himmel durch das überwältigende Panorama des Neumeier-Kanals, durch die Gerlache Straße, in die Andvord-Bay nach Neko Harbour. Im Gegensatz zum Lemaire-Kanal ist der Neumayer-Kanal länger und breiter und in diesem offeneren Panoramablick mit fast 3.000 Meter hohen Bergen im Hintergrund, liegt sein besonderer Reiz. Eine kleine Segeljolle, vielleicht 7 m lang kommt uns entgegen. Da gehört schon gewaltiger Mut zu, damit mitten durch das eisige Meer und die Eisschollen zu fahren. Die Gletscher und Abbruchkanten ragen eindrucksvoll aus dem kristallklaren dunklen Wasser empor. Aus den tiefen Spalten strahlt uns die spektakuläre blauviolette Farbe des Eises entgegen. Diese typische Färbung ist das Ergebnis des hohen Druckes, unter dem das Eis alle Einschlüsse verdrängte, sodass der blaue Anteil des Farbspektrums ungefiltert zu sehen ist. Das Licht und der Anblick dieses Eiswunders bringen viele Besucher in Verzückung und fesseln uns regelrecht.

Am Ende dieser gletscherumsäumten Bucht haben wir doch noch einmal eine Anlandung auf antarktischem Festland. Ich denke, was sollen wir denn da auf diesem vereisten kurzen Strandabschnitt? Von Bord aus sieht man doch alles prima und die Wirkung ist unbeschreiblich.. Aber keiner will verzichten und alle fahren mit den Zodiacs raus an Land. 200 qm schneefreies Geröll, bedeckt mit Pinguin-Guano und das unendliche Gekreische der vielen Tiere empfangen uns. Kein Baum, kein Strauch, keine Blumen gibt es soweit hier im Süden. Nur an wenigen geschützten Stellen erkennt man Flecken von Moosen oder Flechten. Die Anlandung in dieser bemerkenswerten Bucht ist wirklich sehr lohnend gewesen.

Ein kurzer Aufstieg (ca 150 hm) und der Blick direkt in die Abbruchkante des Gletschers lässt einen nur noch ehrfürchtig staunen. Es sind nach Thermometer 5 Grad warm, gefühlt in diesem gleißenden Sonnenlicht im Schnee natürlich viel mehr. Ich bin oben nass geschwitzt. Hanne hat derweil auf der Mittelstation zugeschaut, wie ein Schneemann gebaut wurde. Bei dem ich dann auch noch fotografiert werde.

Mein Schätzchen knipst noch die putzigen Esels-Pinguinchen und verpasst das Boot. Während sie auf die letzte Rückfahrtmöglichkeit wartet, gelingt es ihr doch wirklich, unter den gestrengen Augen der Expeditionsleitung ein Tempotaschentuchtütchen mit Strandsand zu füllen. So habe ich nun doch Sand vom Antarktis-Festland für meine Sammlung. Schön.

Jetzt geht's zurück, die Antarktis wird verlassen und das Schiff nimmt Kurs auf Südamerika. Das sich ankündigende schlechte Wetter kommt näher und wir wollen vorher durch die Drake Passage durch sein. Der ausgefallene Tag soll ggfls. durch einen Ausflug in den chilenischen Teil Feuerlands ausgeglichen werden.

Viele sitzen noch beim Chef-Abendessen, da erschallt mal wieder der Ruf "Wale" durchs Schiff.

Drei Buckelwale umkreisen uns in absoluter Nähe. Das Schiff stoppt auf. Die kratzen sich den Rücken an unserem Bug. Unter diesem hindurch kommen sie mal steuerbords, mal backbords hoch um zu blasen, sich zu drehen, mit den Finnen zu winken und wieder abzutauchen. Die Gäste, aber auch Crewmitglieder und sogar der Kapitän rennen von einer Schiffsseite zur anderen. Das ist ein richtiges Fitnessprogramm. Das Wasser ist so klar, das man die Tiere mehrere Meter tief im Wasser schwimmen sieht. Gute zwei Stunden dauert das echte Spektakel, bevor sich die Tiere im Mondschein mit einem Flukenwink verabschieden und wir die Fahrt fortsetzen.

Die geplante Vorstellung des Küchenteams wie auch der Vortrag über die Polarstern fallen den mächtigen Tieren zum Opfer.

Im Club sitzen die Fotografen und zeigen sich begeistert gegenseitig ihre Schnappschüsse. Nach ein paar Bierchen ist es auch für uns an der Zeit, sich zurückzuziehen..

20. Tag, Mittwoch, 8. Februar 2012

Drake Passage

Wir haben die Antarktis verlassen und befinden uns auf Kurs Südamerika. Wir stampfen zwischen zwei gewaltigen Schlechtwetterfronten gen Norden, wobei ein doch schon bemerkenswerter Schwenk nach Osten gemacht wird.

Heute ist Seetag und es wird endlich mal wieder ausgeschlafen. Strahlende Sonne, 2 Grad warm und eine leichte Dünung von 2 m machen Spaß an der Seefahrt.

Nach dem Frühstück höre ich mir den Vortrag über "Eisbohrkerne als Klimaarchiv" an. Dr. Oerter vom Alfred Wegener Institut ist selbst einer der hier führend tätigen Glaziologen. Hochinteressant. Auch die von uns Menschen durch die in den beiden letzten Jahrhunderten erfolgende Populationsexplosion und dem dadurch enorm gestiegenen Verbrauch fossiler Energie bzw. des dadurch bedingten erhöhten CO2 Ausstoßes kommt zur Sprache. Grundsätzlich aber sind diese Warm-Kaltwellen seit Jahrmillionen da und von uns nicht beeinflussbar. Trotz des geringen Schneefalls - die Antarktis ist der mit Abstand trockenste Kontinent der Erde - nimmt die Eismenge im Inneren weiter zu. Lediglich im Bereich der antarktischen Halbinsel ist eine leichte Zunahme der Gletscherabbrüche festzustellen. Auf den subantarktischen Inseln wie Süd Georgien und den Süd Orkneys hingegen macht sich die Erderwärmung stärker bemerkbar und die Gletscher ziehen sich teilweise merklich zurück.

Ich bin müde wie ein Hund und schlafe fast im Sitzen ein. Trotz viel Schlaf, wenig Bewegung und mäßigem Essen brauche ich laufend Ruhepausen. Auch abends steigen wir früh ins Bett, kein Absacker, nichts. Expeditionen sind offensichtlich wirklich so anstrengend gegenüber erholsamen und vergnüglichen Kreuzfahrten.

Auch meine Begleiterin ist etwas unglücklich. "So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt" Nur hohe wissenschaftliche Vorträge, kein gemütliches Kreuzfahrer-Vergnügen, jammert sie immer öfter.

Also nach der Morgenbouillon in die Koje. Kaum eingenickt, schallt es wieder "Wale", raus an Deck. Mehrere Finnwale spielen rund ums Schiff und der gestern schon verschobene und dann ausgefallene Vortrag wird wieder geschoben. Kurz vor mittag dann endlich kann ich mir den Bericht über die deutsche Polarforschung und die Polarstern anhören.

Nach dem wieder opulenten Mittagsmenue falle ich in ein rechtes Suppenkoma und verpenne doch glatt den nächsten Vortrag über "Feldspat, Quarz und Glimmer...", Nur noch die Schlussdiskussion davon sehe ich im Bordkanal.

Jetzt aber schnell zum Kaffee.......

Ich hake schon mal die Positionen der Vorabrechnung mit meiner Zettelsammlung ab, erwartungsgemäß sind noch einige in Hemd und Hose versteckt.

In mein Bordbuch stemple ich noch schnell den Nachweis für die Überquerung des Südpolarkreises (mehr als 500 m weiter!) und die Durchquerung der Drake Passage. Die Kreuzfahrtleitung hatte das bisher in Verwahr und hat es soweit möglich an allen Anlandestellen abstempeln lassen. Auch der Kapitän hat persönlich unterschrieben. Prima.

Urkunden über das Betreten des antarktischen Kontinents und der Überquerung des Südpolarkreises sowie ein Certificate of Landing on die Islands of South Georgia haben wir auch schon bekommen.

Ein- und Ausreisanträge sowie die Zollerklärung für Chile wird ergänzt und an der Rezeption wieder abgegeben. Ist das ein Papierkrieg.

Kap Hoorn werden wir nicht anlaufen. Die Chilenen nehmen für anlandende und sogar nahe vorbeifahrende Schiffe dort horrende Gebühren z.B. 25.000 US-$ für die Bremen.

Das Abschiedsdinner, heute nur Kapitäns Cocktail und Kapitäns-Abendessen genannt, ist um einen Tag vorverlegt, das erwartete schlechte Wetter morgen ist zu riskant. Wir schmeißen uns also in feinen Zwirn. Anscheinend ist meine Hose durch die Seeluft eingelaufen, sie zwickt.

Der Kapitän hält eine launige Rede über den Verlauf der Reise, sehr gut gemacht.

Nach dem leckeren Dessert singt der MS-Bremen-Crew-Chor einige Lieder. Hauptattraktion ist die Verlosung einer schön gezeichneten Seekarte dieser Reise. Lose kosteten 10 Euro. Der Erlös ist für den Antarktis Hermitage Funds und die Mannschaftkasse. Die Karte kommt zwar an unseren Tisch, aber leider nicht zu uns.

Der Kapitän gibt zum Schluss noch Interessantes zur Reise in einem kurzweiligen Rückblick, garniert mit kleinen Häppchen Erinnerungen, zum Besten.

Die hinter uns fahrende Schwesterschiff, die Hanseatic hat schon schlechtes Wetter, mehrere Anlandungen konnte die nicht durchführen.

Auf Deck 3 wurden die Bullaugen schon mit Sturmluken verschlossen. Geräte wie Fotoapparat sollen nicht mehr auf den Tischen bleiben. In der kommenden Nacht würden wir rocknrollen. Immer wieder werden von der Schiffsleitung Anmerkungen auf die Erlebnisse einer Fahrt durch die Drake Passage gemacht, hat da jemand Angst oder will man uns Angst machen?

21. Tag, Donnerstag, 9. Februar 2012

Drake Passage, Kurs Ushuaia

Wir haben die Nacht gut überstanden. Lediglich die Blumenvase liegt auf dem Boden.

Die gefürchtete Drake Passage erweist sich uns gegenüber noch als gnädig.

8 Grad Warm, Wasser 5 Grad, 47 kn Wind, Windstärke 7-8, Wellen 5-6 m, in der Nacht habe es auch einige höhere gegeben, lässt die Brücke sich vernehmen.

Draußen türmen sich die Wellenberge und ein riesiger Wanderalbatross, sicherlich über drei Meter Spannweite, schwebt mühelos ums Schiff.

Wir legen die Parkas auf den Flur, nachdem die Stiefel schon gestern eingesammelt wurden.

Den Beurteilungsfragebogen füllen wir beide gemeinsam aus. Kapitän und Zodiac Crew bekommen ein Extralob. Auch die große Weinkarte mit den vielen deutschen Weinen erwähne ich lobend. Hanne bemängelt das fehlende bzw. eingeschränkte Nebenprogramm für nicht so forschungsinteressierte Partner und ich den vermissten Glühwein.

Der Club ist fürs Frühstück geschlossen, da finden heute die Lesungen statt, da die Panorama Lounge bei dem starken Stampfen nicht nutzbar ist. Trotzdem hält sich der Betrieb im Restaurant in Grenzen. Die Stühle sind alle am Boden angebunden, damit die Gäste nicht umkippen bzw. einen Halt haben.

Beim Rückblick von Dr. Pott, erfrischend illustriert mit Briefmarken, Stempeln und Münzen, sitze ich auf einem Barhocker. Das ist heute aber anstrengender als in den Clubsesseln.

Mittagessen und anschließendes Suppenkoma. Dabei nutzen wir die Gelegenheit, unserem Serviceteam Erik, Lisa, Annika und Bonnie ein Kuvert für ihre gute Betreuung zu überreichen.

Auch die Matrosen, die beim Ein- und Ausstieg in die Zodiacs eine hervorragende Leistung vollbrachten, bekommen ein Tütchen. Die standen oftmals stundenlang bis an die Brust im kalten Wasser, um die Schlauchboote ruhig zu halten, damit die Gäste rausklettern konnten.

Hajo Lauenstein hält einen sehr emotionalen Vortrag über Darwin und die Evolution. Ziemlich klares Fazit, dass sich die Menschheit als die bisher spezialisierteste Art bald selbst zum Aussterben bringt.

Bevor es zur Vorstellung der Bilder CD der Bordfotografin geht, noch schnell mal rund ums Deck frische Luft schnuppern und einen Kaffee trinken. Mit dem kleinen Kuchenangebot gehen wir sparsam um. Der Fotografin war am Vorabend der PC abgestürzt und sie musste die ganze Bilderschau neu aufbauen und betexten. Dann machte sogar der Ersatz-Laptop während der Vorführung auch noch Mucken. Schade, aber trotzdem wunderbare Bilder und Motive.

Nahtlos anschließend beginnt das letze Recap. Das wird von allen Lektoren auf die lustige Art mit kleinen Finten etc. gestaltet. Hätte ruhig noch länger dauern können.

Das Wetter ist wesentlich ruhiger geworden, zeitweilig scheint die Sonne. Die bunte Wetterkarte zeigt kaum noch rot. Wir sind dem Tiefdruckgebiet anscheinend glimpflich entkommen.

Nach dem Dinner versucht Hanne noch, unserer Tischgenossin Sudoku beizubringen. Danach gönnen wir uns noch einige Bierchen im Club. Auf dem Heimweg schreibe ich noch schnell eine Email zum Geburtstag an meinen Altkollegen und eine gute-Wünsche-Mail an Fads von der KG. Zum Mailen (ohne Anhänge) stehen vier PC kostenfrei zur Verfügung. Eingehende Emails (auch umsonst) werden an der Rezeption ausgedruckt und auf die Kabine gebracht. Das Surfen im Internet hingegen ist kostenpflichtig. Sogar einige Laptops kann man ausleihen und auf der Kabine anstöpseln um zu mailen oder zu surfen.

22. Tag, Freitag, 10. Februar 2012

Puerto Williams (Chile)

Frühmorgens stehen wir im Beagle Kanal und warten auf den Lotsen. Die Sonne lugt durch die Wolkenlücken, 7 Grad warm.

Während wir Richtung Westen durch den Meeresarm schippern, wird nochmals ausgiebig gefrühstückt. Dann hängen wir an der Reling und schauen dem einzigen "an die Pier gehen" dieser Reise zu.

Um 10.00 Uhr gibt's Landgang. Hanne ist noch fleißig am Packen. Wegen der Zwischenübernachtung in Buenos Aires - dort kommt nur einer unserer Koffer aufs Zimmer - muss sorgfältig überlegt werden, was worein kommt.

Auf. wir spazieren in die südlichste Siedlung (Stadt) der Welt, 2.700 Einwohner.

Wir traben durch die geschotterten Hauptstraßen zunächst in den Yachtclub, da sind gerade einige Deutsche dabei, auf großen Turn zu gehen. Weiter ins Museum. Gefälliger Neubau nach modernen Regeln, schöne Exponate.

Im Commercial Center, einem mit kleinen Hütten umgebenen großen, teilweise betoniertem Parkplatz, finden wir die Post. Postkarten liegen nebenan im Laden einfach auf einem Stapel, keine Motive der Stadt. Ein kleiner Junge, vielleicht 12 nimmt uns für die zwei Karten 4 Dollar ab. Die Posthalterin für die Briefmarken nochmals soviel. Das geht aber ins Geld. Ich nutze die Gelegenheit und haue mir noch den Poststempel in den Bordpass. Naja, Viele Zahlen, aber keine Ortsangabe.

Die Häuser hier sind kleine Bretterbuden. An einer Neubaustelle sieht man, mit welchen dünnen Holzleistchen die hier die Tragekonstruktion machen. Wie sind die isoliert, bei den zu erwartenden winterlichen Temperaturen?

Es gibt aber auch einige schönere Villen.

Hier ist kaum Gewerbe, das meiste sind die Baracken für die Soldaten. Die Stadt ist eine politisch gewollte Bastion Chiles gegenüber dem nicht weit entfernt liegenden argentinischen Ushuaia.

Vorbei am Bug der Yelcho wandern wir wieder zurück aufs Schiff zum bayerischen Mittag mit Freibier. Heute bietet die Küche u.a. gebratenen Pinguin Die im Ganzen auf dem Tranchierbrett liegenden knusprigen Gänse sehen nämlich einem gebratenen Pinguin echt ähnlich.

Anstatt uns der Biotopwanderung anzuschließen, wird Mittagsruhe gehalten. Einige Halbe und die zum Hinunterspülen getrunkenen Schnäpschen raten dazu. Hanne hat Sehnsucht nach heimatlichen Stimmen und nutzt die Gelegenheit, wieder Zuhause anzurufen.

Leinen los zur allerletzten Etappe. Die Pier in Ushuaia ist noch nicht frei, und so tuckeln wir ganz gemütlich auf unser Ziel zu.

Ein Lichtbildvortrag "Mrs Lloyd reist in die Antarktis" zeigt schöne Eindrucke unserer Reise.

Während des letzten Abendessens laufen wir in Ushuaia ein. Der Küchenchef hatte in Port Williams noch zwei Karton guten chilenischen Rotwein eingekauft und den als Tagesempfehlung auf die Karte gesetzt. Erik hat ihn auch kräftig angepriesen. Der war so gut, dass wir zwei Flaschen zum Abendessen tranken.

Danach eilen wir noch mal ins Städtchen. Erster Weg war an den Strand, wo ich mir meine Sandprobe nahm. Hanne konnte mich nicht fotografieren, da der Akku leer war und die Ersatzbatterien lagen auf dem Schiff. Dann eben wieder in einen Giftshop und Batterien gekauft, denn zurückzulaufen war mir zu weit. Auch eine Pinguinfamilie für den Wintergarten kaufte ich mit meinen verbliebenen Pesos.

Wir spazieren noch eine Zeitlang durch das abendliche Ushuaia. Jede Menge Restaurants, die gut aussehen und gut besucht sind.

Die Veedaam, die wir in Stanley schon getroffen hatten, liegt am Pier gegenüber und läuft aber abends noch aus. Dafür kommen über nacht drei kleinere Kreuzfahrer an.

Auf dem Schiff trinken wir dann noch ein paar Bierchen mit den Schweizern und Berlinern und ab geht's in die Heia.

23. Tag, Samstag, 11. Februar 2012

Rückfahrt Ushuaia - Buenos Aires

Es rappelt, die Matrosen sammeln die gestern Abend schon rausgestellten Koffer ein und verladen sie auf einen Kastenwagen.

Während des Frühstücks wird es draußen immer lauter. Die Versorger sind da. Das ist wirklich interessant, was da an neuer Ware alles auf das Schiff kommt. Die Zeit der Einsamkeit und Ruhe ist vorbei. Wir sind wieder in der lauten und hektischen Wirklichkeit angekommen. Der Koch rotiert draußen rum, er ist mit der Qualität des Salats und anderer frischer Dinge nicht zufrieden und lehnt die Annahme ab. Das muss wieder eingeladen werden. Auch die Eier haben extrem große Größenunterschiede. Das erinnert an seinen Vortrag über die Versorgung. Was macht die Küche, wenn die benötigten Lebensmittel nicht oder nicht in der erforderlichen Qualität und Frische eingeladen werden können? Die Tankfahrzeuge mit dem Sprit, die LKW mit Frischware und der Gabelstapler mit dem Container von Heimatware behindern sich gegenseitig. Wirklich ein Schauspiel und alles schaut von der Reling aus zu.

Endlich, auf geht's zum Flughafen. Am Schiff noch ein großes Verabschiedungsdefilee. Der Hotelchef bemerkt zu mir, dass er meine Reklamation ernst nimmt und bei meiner nächsten Reise gäbe es auch Glühwein. Ich hatte ihm gestern Abend noch gesteckt, das ich den vermisst hätte. Auf seinen Einwand, das sei ein logistisches Problem mit dem Aufheizen und Warmhalten habe ich ihm die Methode von der Maxim mit dem Dampfgerät am Kaffeeautomaten erläutert, das hatte ihn anscheinend doch beeindruckt. Zuhause bekomme ich später noch ein Schreiben der Reederei, in der diese sich für meinen abgegebenen Beurteilungsbogen bedankt und verspricht, die Anregungen umzusetzen, ich solle das doch bitte auf einer meiner nächsten Reisen prüfen.

Am Flughafen waren wir schon gesammelt eingecheckt worden, so kamen wir schnell durch die Sicherheitsschleuse und nach etwa einer Stunde hebt unser Sonderflug mit LAN ab Im Sonnenschein zwischen den Wolkenfetzen genieße ich die Aussicht auf die Anden.

In Buenos Aires werden wir von einem Team an Reiseleitern empfangen. Drei Koffer können wir hier schon abgeben, die sehen wir bis zum Flughafen nicht mehr. Einer mit der Wäsche für die zwei Tage und den Heimflug geht mit ins Hotel. Wir halten uns gleich an Diana, die wir ja vom Vorprogramm schon kennen.

Zimmerzuteilung im Caesars Park Hotel., wir sind nochmals aufgerückt und jetzt im obersten Stockwerk (Nr. 1808), und Bezug geht wieder zügig. Schnell buchen wir noch gleich einen Besuch einer Tango Show, mit 60 € p.P. nicht billig. Den Ausflug ins Flussdelta mit 50 € schenken wir uns.

Im Zimmer kurz aufgefrischt und umgezogen und schon laufen wir los in die große Stadt. Ziel ist der Flohmarkt, den wir auch gleich finden. Das große Angebot macht Durst und so hocken wir uns nieder und trinken ein paar Bierchen, während wir dem Trubel zusehen.

Zum Abschluss kaufe ich mir noch einen schönen Gürtel aus argentinischem Rindsleder.

An einer Eisdiele komme ich nicht vorbei, so gönnen wir uns ein paar Bällchen.

Im Hotel nochmals kurz frischgemacht und es geht schon ab zur Tango-Show.

Mit dem Bus werden wir in den Tango-Stadtteil "Telmo" ins „Viaja Alnacen" gefahren.

Beim Betreten erschrecken wir schon, die vorderen guten Plätze sind für kleine Personengruppen reserviert, während die Bremen-Gäste hinten faktisch in Stuhlreihen reingequetscht werden. Da sitzen wir auf unseren Holzstühlen und haben keinen eigenen Tisch, um die im Preis eingeschlossenen zwei Getränke abzustellen. Ich trinke zunächst ein Glas Rotwein, dann besorgt mir Hanne von der anderen Seite ein Bier und ich schaffe es sogar, nochmals einen Rotwein zu ergattern. Das reicht bei der Qualität dann aber auch aus.

Die Show selbst ist prima und gut. Nur leider sitzen wir schlecht und sehen die Füße der Tanzpaare gar nicht, was ja beim Tango an sich das Wichtigste ist.

Um 00.30 Uhr sind wir wieder im Hotelzimmer. Den ganzen Tag haben wir nichts Richtiges gegessen und haben Hunger. Aber nichts mehr zu machen. Selbst schuld.

24. Tag, Sonntag, 12. Februar 2012

Buenos Aires und Heimflug

Wir schlafen mal länger aus, bevor wir uns zum Frühstück begeben. Die Ausflugsgruppe ist schon weg und so ist reichlich Platz. Das Brotangebot ist wieder „südländisch", da könnte man bei verhungern.

Das Handgepäck hinterlegen wir beim Concierge, damit wir das Zimmer freigeben können. Damit sind wir zeitlich nicht an den Auschecktermin 13.oo Uhr gebunden.

Heute steht ein Spaziergang durch einige Parks, u.a. dem Uno-Park mit der "Floralis Generica" auf dem Programm. Einer Mitreisenden hat man hier das Portemonnaie trickreich geleert, die Warnung vom Ankunftstag war also doch nicht so abwegig. Wir schlendern gemütlich durch die großzügigen Parkanlagen umher, und trinken noch ein kühles Bierchen, bevor es zum Mittag ein richtig großes argentinisches Steak (Hanne ein RibEye, ich ein Lomo) gibt. Dazu trinken wir patagonisches Bier, das in 740ml Flaschen serviert wird. Schmeckt auch gut.

Es ist Zeit zum Abschied. Alles sammelt sich im Hotel und es geht zum Flughafen. Auch hier wurden wir zentral eingecheckt und ab geht's durch die Sicherheitsschleuse. Dann kommt die Passkontrolle, riesige Schlangen stehen vor den Schaltern und die Beamten lassen sich richtig Zeit. Was könnten die Duty Frees noch für einen Umsatz machen, wenn die Fluggäste schneller durchkämen.

Mit den letzten Pesos trinken wir noch einen Cappuccino und dann sitzen wir wartend vor Gate 4. Die Boeing 747-400 steht schon bereit. Ein Mitfahrer-Pärchen steht am Duty-Free-Stand von H.Stern, sie trinkt schon den 3. oder 4. Cocktail und er telefoniert aufgeregt. Anscheinend reicht das Kreditkarten-Limit nicht aus und da Sonntag ist, bekommt er keine einfache Erhöhung. Ob die Frau zu ihren steuerfreien Klunkerchen kommt?

Endlich werden wir aufgerufen, das Boarding geschieht reihenweise von vorne und hinten. Die passen genau auf und so klappt es auch ganz gut. Wir sind in unserer Sitzgruppe vorne und haben auch reichlich Platz fürs Handgepäck. Schon 15 Minuten über die Zeit, da kommt noch ein Pärchen rein und der bis dato freie Platz neben Hanne wird besetzt. Sie hatte schon gehofft, er bleibe frei. Wir sitzen in Reihe 37, über der Tragfläche und die drei Sitze nebeneinander sind für 14-Stunden-Flüge schon recht eng. Die Nachzügler müssen ihre schweren Rucksäcke den ganzen Flug über zwischen den Beinen abstellen, da in den Gepäckfächern kein Platz mehr war.

Mit 30 Minuten Verspätung heben wir dann ab. Grund sei gewesen, das einige Personen Probleme an der Passkontrolle hatten und nicht mitfahren durften. Daher musste deren Gepäck nochmals aus dem Laderaum rausgesucht und zurückgebracht werden.

Ein paar Gläschen Rotwein, ein karges Abendmahl und mit Lesen und Fernsehen vergeht die Zeit, bis das Hauptlicht gelöscht wird. Schlafen kann man sicherlich nicht, aber einfach ein bisschen ruhen.

25. Tag, Montag, 12. Februar 2012

wieder zu Hause

Frühmorgens bzw. nach deutscher Zeit gegen 8 Uhr gibt's Frühstück. Die Brötchen sind noch schlimmer als im Hotel und auch das Omelett wird nur vom Hunger reingetrieben.

Mit nur wenigen Minuten Verspätung landen wir nach 14-stündigem Flug in Frankfurt, greifen unsere Koffer und ab zum Bus-Terminal. Dabei laufe ich doch glatt einmal am Treppenaufgang zur Shuttlebahn vorbei. Als wir dann an der Bushaltestelle ankommen, läuft der Bohr-Bus auch schon ein. Er ist mit Passagieren vom Bahnhof schon gut besetzt und wird nun sozusagen voll. Die Fahrt von 1,5 Stunden wird teilweise verschlafen und bald sind wir auf dem Hahn.

Stefanie und Fiona warten vor dem Tor und kommen auf unseren Anruf gleich rein und wir rollen nach Hause.

Das Abenteuer "Ewiges Eis" ist beendet. Eine sehr anstrengende Reise mit überwältigenden Erlebnissen und Eindrücken ist vorbei.

In den nächsten Tagen trudeln die Postkarten so langsam ein.

Beim Übertragen der Fotos von meinem Fotoapparat auf den PC passiert ein Missgeschick. 390 Bilder bzw. Videosequenzen von 3 Tagen gehen verloren. Meine Rettungsversuche scheitern. Zum Glück hat Hanne in diesen Tagen fleißig geknipst, sodass die Tiere und Eislandschaften noch verfügbar sind. Einige Detailaufnahmen, z.B. die Schiffsglocke etc. fehlen aber nun leider. Da muss ich versuchen, ob ich die Daten noch retten lassen kann. Mal sehen, was das kosten kann?

Ich sitze nun am PC, bringe meine Tagebuchaufzeichnungen in Form und wir treffen eine erste Vorauswahl der verbliebenen 2.560 Fotos. Hanne will wieder ein Album in altbewährter Form anlegen, dazu werden einmal rund 600 Bilder ausdrucken gelassen.