Jakobsmuschel

 

Durch die Rioja
von Pamplona bis Burgos

Dienstag, 23.5.2006

von Pamplona nach Estella
62 km, 838 hm


Ruckzuck rollen wir auf dem optimal ausgeschilderten Camino (für Fußpilger) aus der Stadt. Dann ist die Suche nach der Nationalstraße trotz zweier Ehrenrunden vergeblich. 3 englische Mitradler könnens auch nicht besser. Ein junger Mann schickt mich rechts den Berg hoch, wo wir gerade herkommen, ein älterer Mann weist uns nach links ins Tal, das wir auch schon erkundet haben.

Wir folgen dem geringsten Widerstand und wieder ab zu Tal. Es ist nicht die in den beiden Radführern benannte Straße (ab heute habe ich zwei, weil ich einem allein nicht traue), aber der ideale Weg. Kein Verkehr, mäßige Steigungen. Zwar 5 km Mehrweg, dagegen 150 hm eingespart. Die Aussicht vom Puerto de Perdon ist uns entgangen, dafür kamen wir direkt an der Kapelle Eunate vorbei

Eine Führung für eine deutsche Reisegruppe kam uns da gerade gelegen. Schon viel Geschichte, was da in diese kleine, vermutlich von den Tempelrittern erbaute Kapelle hineininterpretiert wird.

Ein Stempel zur Selbstbedienung lag auch bereit.


Kurz danach erreichen wir Puenta la Reina, dem durch die wichtige Pilgerbücke schon in frühen Mittelalter bekannten Ort.


Die Kirchen, wie viele der Region, stammen ursprünglich aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und weisen durch spätere Erweiterungen oft ein großes Gemisch an Stilrichtungen auf, wobei äußerlich das Romanische überwiegt, in der Innenausstattung dann aber oft Gotik und Renaissance den Schwerpunkt bilden.

Es gilt noch, einen Berg zu überwinden, bevor Estella erreicht wird.

Hier will ich mich nicht wiederholen, aber als ich in Frankreich vom Wind schrieb, wußte ich noch nicht, was uns hier erwartete. Die Böen rissen einen fast vom Rad. Ich war z.B. mit ca 40 kmh eine der Steilstücke am runterbrettern, als mich die Böe urplötzlich auf unter 20 kmh abbremste, ich meinte, ich fahre gegen eine Wand.

In einem Hostal finden wir Quartier, müssen die Bicicletas aber die Treppe hochtragen. Der empfohlene Fahrstuhl war zu klein.

Von den 5 Kirchen Estellas konnten wir nur eine innen besichtigen, und die war extrem dunkel. Nur kleine bunte Glasfenster. Licht anmachen kostete 1 €uro.

Die Pilgerherberge ist modern eingerichtet. Hier kann man sich auch am Stempel selbst bedienen.

Mittwoch, 24.5.2006

Von Estella nach Logroño
56 km, 810 hm


10 Grad, da wird die Winterkleidung angelegt.

Da es in dem Hostal kein Frühstück gab, gingen wir in eine Bar, tranken einen Kaffee und vertilgten einen industriellen Schokocroissant. Naja, zusammen 4 €uro, da ist man noch zufrieden.

Sogleich eine Bergwertung, oben angekommen, kommen die Winterjacken schon auf den Gepäckträger.

Kurz nach 9 Uhr sind wir schon an dem Weinbrunnen der Bodega in Irache. Gläser ausgepackt und mehrfach gefüllt. Ist angenehm trinkbar, der Rote aus dem Hahn. Wir werden wegen unserer schönen Stilgläser von den "Mittrinkern" beneidet.


Auf der "alten" Hauptstraße geht es weiter. Schön ruhig, weil die neue N111 den Verkehr aufgenommen hat. Etwas weiter ist die Neubaustrecke noch nicht fertig und der Verkehr ist voll auf der alten. Wir weichen auf ruhige Nebenstraßen aus und einige Kilometer gehts über Schotter durch Felder, Weinberge und Olivenhaine. Die Baustelle beschert uns einen netten Umweg, aber zu Mittag sind wir plangemäß in Los Arcos.

Die Kirche ist, wie die meisten spanischen Kirchen über Mittag, oder sogar wie hier, ganz zu.

Weiter auf der ruhigen Hauptstraße und in Torres del Rio lasse ich mir schon mal unsere Pässe stempeln, wenn schon die Heiligen in der sehenwerten Kirche auf dem Ortshügel Siesta machen.

Die Straße wird weitläufig umgeleitet, weil der Neubau in Gange ist. Wir wagen die Fahrt auf dem kürzeren Fußweg, klappt, meistens geteert oder fahrbarer Schotter. Auf dem neuen geteerten Wanderweg gehts bis an die alte Ebro-Brücke.

Schnell Quartier gemacht und los zur Besichtigungsrunde.

Licht in die dunkle Kathedrale bringen nur Münzen.

Die Iglesia Santiago de Real ist ein Kleinod auf dem Pilgerweg. Hier gehts um den Maurentöter.


Direkt daneben ist der Pilgerbrunnen, Trinkwasser für alle Durstigen.

Das Refugio macht einen guten Eindruck und ich bekomme die Stempel.

Zu Abend gegessen haben wir in der "Sakristei". Mehr darf ich dazu nicht schreiben.

Donnerstag, 25.5.2006

Von Logroño nach Santo Domingo de Calzada
63 km, 729 hm


Wer behauptet, das französiche Frühstück seì schwach, war noch nicht hier. Wir stärken uns in einer Bar, ist preiswert.

Es geht los. Die Hauptstraße umrollen wir durch Feld und Weinberge, romantisch, aber anstrengend auf den Kieswegen.

Ich ziehe, nach mehreren Versuchen, meine Sandprobe im Ebro.

Dann mit kräftigem Anlauf auf die N120, fast Autobahn. Das Schicksal führt uns nun noch in eine Baustelle, echt hart die Fahrt. Meine Radelpartnerin ist am verzweifeln. Leider gibt es keine Alternativen, bis der Straßenbau fertig ist.

Endlich können wir ausweichen. Ist nur doppelt so weit, dafür bekommen wir 300 Höhenmeter geboten.

Wer sich über die kleinen Wellen des Hunsrücks beschwert, ist hier noch nicht geradelt.

Aber wir schaffen auch das und werden in Santo Domingo über die Geschichte vom Hühnerwunder aufgeklärt.



Der Zugang zur Kirche Santo Domingo geht nur über den Museumseingang. Dafür gibt ungefragt einen Stempel. Sehr interessant, die Kirche. Die Hühner in ihrem Stall darf man leider nicht fotografieren. Die Kontrolleure passen scharf auf.

Wir erleben eine deutsche Führung in der Kirche. Gewaltig, was man allein am Hochaltar für interresante Darstellungen finden kann.

Das alte Kloster ist von Störchen in Beschlag genommen.



Unsere Pilgerpässe sind voll.
Im Tourist-Office bekommen wir gerne neue ausgestellt.

Beim Abendessen haben wir noch sehr anregende Gespräche, besonders mit einem Heimreisenden.

Freitag, 26.5.2006

Von Santo Domingo de Calzada nach Burgos
92 km, 795 hm


Eine kilometerlange, leicht abfallende Straße läßt uns bei bedecktem Himmel zügig gen Santiago brausen.

Der Himmel klart auf, die Sonne brennt und wir erklettern den 1. 1015er-Paß für heute.

Wasser haben wir genug dabei, aber es kommt keine Chance, etwas zu Essen. So geht’s an die Notration Käse, Hartwurst und Bananen, bevor die nächste Anhöhe von 1037 m gemeistert werden muß.

Die ruhigen Nebenstraßen passen sich immer der Landchaft an und gehen auf und nieder.

In den breiten Talauen ist viel Gemüseanbau, meistens Erbsen. Man ist hier fleißig am Bewässern.

In den Bergen wird jede kleine Fläche, und sei sie noch so steil, mit Getreide bebaut.

Endlich ist nach der dritten Bergwertung San Juan de Ortega erreicht. Hier ist außer der Kirche mit ehemaliger Abtei nur noch das Refugio und eine Kneipe.

Also müssen wir weiter. Es geht jetzt leicht bergab und der Wind unterstützt uns heute super. Mit 25-28 kmh gehts auf dem Standstreifen der N120 direkt ins Stadtzentrum von Burgos.

Wir suchen gerade nach einem Quartier, da spricht uns schon ein Hostalero an, und ehe wir uns versehen, sitzen wir in einem kleinen Zimmerchen mit Bad, WC über den Flur. Naja, eben Pilgerflair.

Die Kathedrale können wir noch besichtigen, der Rest der Stadt steht morgen an, wenn wir wir wieder einen Ruhe- und Bildungstag einlegen.

Samstag, 27.5.2006

Ruhetag in Burgos


Um die Muskeln nicht erschlaffen zu lassen, geht’s zu Fuß durch die schöne Stadt.



Auch lassen wir es uns nicht nehmen, die vielen hundert Stufen zur Ruine der Zitadelle hochzusteigen.

Jede Menge Jakobspilger zu Fuß und per Rad.

Mit einem älteren Paar aus Bonn kommen wir ins Gespräch. Die sind von Pamplona biß hierher gelaufen und fliegen über Bilbao zurück .

Meistens haben sie in Refugios übernachtet. Aber ein paar mal haben wir uns ein Hotel gegönnt. Wir wollten auch mal wieder auf dem Klo sitzen, solange wir wollten, ohne daß dauernd jemand an die Tür klopft.

Die Kirchen und Museen haben alle Siesta, so folgen wir dem Beispiel.

Pilger werden hier richtig verwöhnt. In einem Lokal gibt’s sogar lt. Aushangtafel für Pilger ein Flasche Wein für nur 1 €uro. Mal sehen, ob wir da zuschlagen.

Auch die Eintritte sind verbilligt. Die Kathedrale mit Museum für 1 €, anstatt 4 € usw. Gestempelt hatte ich gestern schon in San Juan und in der Kathedrale.

Jetzt ist mein Bericht fertig und ich hoffe das Internetcafe hat seine Siesta beendet. Ich muß mal bei Ryanair reinschauen, wie es mit der Flugbelegung aussieht.

Anschließend wollen wir in die Kathedrale zur Messe.

Nach der Messe hat mir der Pastor im Eingang als, soweit ich bemerkte einzigem, auf die Schulter geklopft. Warum wohl?

Tschüss an alle bis zum nächsten Bericht

Statistik:
geplante Strecke: 270 km
gefahrene Strecke: 273 km
gekletterte Höhenmeter: 3.172 hm

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